Die Klimaerwärmung wird Städte wie Leipzig massiv belasten. Um den kommenden Hitzewellen vorzubeugen, täte die Stadt eigentlich gut daran, alle möglichen Teile des Stadtgebietes zu bewalden und damit Schatten und Frischluftinseln zu schaffen. Aber: Hat die Stadt überhaupt einen Plan dafür, wollte Elke Thieß vom BUND Leipzig wissen.

In der Freiraumstrategie der Stadt steht für das Jahr 2030 als Zukunftsperspektive für die Kategorie Wald: „Eine Schlüsselrolle kommt der Schaffung von Wäldern im direkten urbanen Kontext zu. Die in Leipzig geprägte Flächenkategorie des ‚urbanen Waldes‘ auch auf kleineren, vormals brachliegenden Arealen inmitten von Siedlungsstrukturen hat einen hohen Wert für die Erholungsvorsorge, für das Klima und die Biodiversität, langfristig aber auch wirtschaftlichen Nutzen. Im Gegensatz zu anderen Erholungsarealen sind sie relativ kostengünstig in der Anlage und Unterhaltung.“

Doch irgendwie gehen auch die kleinen Waldstücke verloren, während kein neuer Wald hinzukommt, so Elke Thieß: „Dieser Strategie und Perspektive für 2030 steht gegenwärtig die Tatsache entgegen, dass in Leipzig nach einem Jahrzehnt baulicher Verdichtung kaum noch Flächen in kommunaler Eigenregie verfügbar sind. Hinzu kommt der unverändert hohe Bedarf an Wohn- und Sozialbauten.

Seit Langem werden bau- und naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen im Leipziger Umland realisiert, weil in der Stadt kein Platz dafür ist. Kompensationen finden in Form von Einzahlungen in Ökokonten statt.

Dieser Umstand führt uns zu folgenden Fragen: Welche finanziellen und rechtlichen Möglichkeiten hat die Stadt Leipzig, Flächen im Stadtinnenbereich zu erwerben, welche für die Entwicklung von urbanen Wäldern geeignet sind bzw. auf denen sich bereits urbane Wälder im Sukzessionsstadium befinden, oder allgemein zum Zweck der Bevorratung für naturschutzrechtliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen?“

Die Antwort auf die Fragen zu urbanen Wäldern in Leipzig.

Und auch die Auskunft der Stadt hilft nicht weiter. Denn das Stadtplanungsamt bestätigt nur, dass die Stadt nach möglichen Waldgrundstücken sucht und sie auch kaufen würde, wenn es sie gäbe. Aber es gibt augenscheinlich gar keine. Und damit auch keine Flächen im Stadtgebiet, die Waldmehrungen zuließen.

Keine Brachflächen im Angebot

Konkret steckt das in der Aussage: „Aktuell stehen keine Brachflächen zur Verfügung, die sich zur Pflanzung eines urbanen Waldes eignen würden. Es werden aber laufend Flächen geprüft und gegebenenfalls auch angekauft, die sich für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen verschiedenster Biotopstrukturen eignen.“

Flächen findet man eigentlich nur noch außerhalb des Stadtgebietes, wie das Planungsamt anmerkt: „Ein Fonds für strategischen Grunderwerb, auch für Begrünungsmaßnahmen, steht im Liegenschaftsamt zur Verfügung; im aktuellen Doppelhaushalt erstmals auch im Amt für Stadtgrün und Gewässer. Als positives Beispiel kann der Ankauf der ehemaligen Stallanlage in Göbschelwitz aus Mitteln des Liegenschaftsamtes benannt werden. Der Rückbau und die Anlage einer Streuobstwiese erfolgte aktuell als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme für den B-Plan Nr. 208 Seehausen II.“

Das wird auch nicht konkreter auf die Frage von Elke Thieß: „Welche Pläne zur Schaffung neuer urbaner Wälder in Leipzig gibt es gegenwärtig?“

Das Stadtplanungsamt dazu: „Die Stadtverwaltung, insbesondere das Amt für Stadtgrün und Gewässer mit der Abteilung Stadtforsten, ist fortlaufend auf der Suche nach Grundstücken, auf denen Waldmehrungen erfolgen können. Dies schließt die Schaffung urbaner Wälder mit ein. Voraussetzung ist jedoch, dass sich die jeweiligen Flächen im städtischen Eigentum befinden und eine Aufforstung nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch und klimatisch sinnvoll ist.“

Aber solche Flächen hat die Stadt – siehe oben – derzeit nicht. An der Döbelner Straße in Stötteritz will sie sogar ein solches bewaldetes Grundstück für Wohnungsbau abgeben.

Ein kleines Wäldchen an der Zweinaundorfer?

Und einen Zugriff auf eine schon bewaldete Grünfläche an der Zweinaundorfer Straße hat die Stadt auch nicht. Elke Thieß hatte extra danach gefragt: „Unter welchen Umständen würde die Stadt Leipzig die Fläche [Waldstück zwischen Zweinaundorfer Straße, ehem. Karl-Krause-Fabrik und dem Parkbogen Ost] aufkaufen, um sie als ‚urbanen Wald‘ zu erhalten und ggf. dem Projekt ‚Parkbogen Ost‘ anzugliedern?“

„Die circa drei Hektar große Fläche zwischen Zweinaundorfer Straße und der ehemaligen Karl-Krause-Fabrik (Polygraph) befindet sich im Bebauungsplan Nr. 102 ‚Crottendorfer Plan‘. Aufgrund des rechtskräftigen B-Planes besteht für diese waldartigen Sukzessionsstände eine Waldumwandlungsgenehmigung“, erwidert das Stadtplanungsamt.

Waldumwandlungsgenehmigung heißt: Der bestehende Wald darf für einen anderen – gemeinwohlorientierten Zweck – umgewandelt werden.

Dieser Wald ist also ganz und gar nicht gesichert.

„In Vorbereitung des Planungswettbewerbes für den Parkbogen Ost wurden die Möglichkeiten einer öffentlichen Wegeverbindung zwischen Zweinaundorfer Straße und Theodor-Neubauer-Straße, an der Westseite des Dammfußes, verwaltungsintern diskutiert“, teilt das Stadtplanungsamt noch mit.

„Mit der Auslobung des freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbes zur Neugestaltung des Polygraphplatzes in Anger-Crottendorf und der jetzt vorliegenden Entwurfsplanung für den Abschnitt ‚Polygraph‘ des Aktivbandes Sellerhäuser Bogen, als Teil des Parkbogens Ost, bietet sich die Möglichkeit, die Wegeverbindung am Böschungsfuß und den teilweisen Erhalt und die Anbindung der Sukzessionsstände an den Parkbogen Ost noch einmal zu überdenken. Eine Berücksichtigung dieser Thematik ist im Rahmen einer B-Plan-Änderung zu prüfen.“

Um dieses Waldstückchen also zu sichern, müsste der Bebauungsplan geändert werden. Was zumindest eine Möglichkeit wäre, ein kleines Stück Wald im Stadtgebiet zu bewahren.

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Es gibt 5 Kommentare

Man könnte doch den Rossplatz bewalden, ebenso das Jahrtausendfeld in der Karl Heine Strasse. Ebenso gäbe es die Möglichkeiten, die neu entstehenden Wohnquartiere am Leipziger Hbf sowie auf dem Areal am bayrischen Bahnhof, weitgehend grün unter Beachtung der bestehenden Bepflanzung zu gestalten. Ebenso besitzt der Lindenauer Hafen, der Plagwitzer, Leutzscher und Wahrener Bahnhof Potential. Ebenso gibt es Flächen wie am Torgauer Platz…

Überall werden kleine Wäldchen in verschiedenen Entwicklungsstufen abgeholzt zu gunsten von Betonblöcken. Grünflächen weichen Bauprojekten oder Tagebauen wie in Rückmarsdorf demnächst. Ich fasse meinen Eindruck zur Arbeit der beteiligten Behörden mit einem Wort zusammen: lost.

Es wäre bestimmt erstmal nicht schlecht, wenn die Ostseite des Dammfußes (Stegerwaldstraße) nicht illegal beparkt würde und somit Grünfläche erhalten bliebe.

Zum Thema fehlende Flächen für Waldmehrung in der Stadt zwei Anmerkungen von mir. a) richtig – die Stadt hat kaum Flächen zur Begrünung (Wald) im Stadtgebiet übrig, aber was mich immer wieder wundert, im Nordosten am bebauten Messegelände (Seehausen) ist im Dreieck zwischen A 14, zur Messe und Thekla eine riesige unbenutzte Wiesenfläche, die aber immer sauber gemäht wird. Die Außenparkplätze, die aber auch nur sehr selten genutzt werden, liegen weiter in Richtung zu den Messehallen. Warum können diese Flächen, außer zum mähen, nicht andersweitig genutzt werden? b) für kleine und Kleinstfläche gibt es ein Konzept zur optimalen Nutzung als Kleinstwald, genannt Tiny-Wald (lt. Wikipedia: Ein Tiny Forest (deutsch: Kleinwald, Mikrowald) ist ein angepflanzter Wald auf einer relativ kleinen Fläche mit einer großen Dichte. Ziel solcher Neuanpflanzungen ist, in urbanen Räumen auf kleinen Flächen möglichst vielfältige, schnell wachsende und sich selbst erhaltende Habitate anzulegen und dadurch eine Verbesserung der Umweltsituation zu erreichen. Damit könnte sich doch das Grünflächenamt mal befassen.

Innerstädtisch wird Waldneuanlage wegen des Investitionsdruckes kaum möglich sein. Gleichzeitig verfügt die Stadt über umfangreiche Ackerflächen geeignet zur Bepflanzung im Umland. Die Stadt hat sich aber dafür ausgesprochen diese Flächen zum Beispiel für Kompensationsflächen, womit auch Wald gemeint ist, nicht zur Verfügung zu stellen. Dazu gibt es einen Stadtratsbeschluss

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