Aeros ist es, Aeros bleibt es. Der Wunsch des Leipziger Marktamtes, ab Dezember 2023 mit dem niederländischen Veranstalter Stardust International einen international renommierten Weltweihnachtszirkus auf das Kleinmessegelände nach Leipzig zu holen, ist schneller geplatzt, als gedacht. „Das geplante Projekt eines Weltweihnachtszirkus am Cottaweg wird nicht umgesetzt“, teilte das Marktamt am Montag, dem 6. Februar mit.
„Darüber hat der niederländische Veranstalter Stardust International das Marktamt der Stadt Leipzig informiert. Das Unternehmen wird die Pläne für das Engagement in Leipzig aufgrund der kontroversen öffentlichen und politischen Diskussion nicht weiterverfolgen. Die Veranstalter sehen die Basis für einen erfolgreichen Start in Leipzig nicht mehr gegeben“, heißt es weiter.
„Der Weltweihnachtszirkus von Stardust International sollte in diesem Jahr in der Vorweihnachtszeit seine Premiere in Leipzig feiern. Über das weitere Vorgehen in Sachen Weihnachtszirkus stimmt sich die Stadtverwaltung derzeit intern ab.“
Diskussion seit Dezember
Vorausgegangen waren interne Pläne und Gespräche, die Niederländer zur Weihnachtszeit nach Leipzig zu holen. Daraus kochte dann eine Leipziger Zeitung zu Weihnachten eine große Geschichte, die vor allem das Ende der Weihnachtszirkustradition mit Zirkus Aeros beklagte.
Was dann wieder die nächsten zwei Aktionen im Leipziger Stadtrat auslöste. Die CDU-Fraktion machte ihr Unverständnis mit einer Anfrage deutlich. Und die Linksfraktion schrieb gleich einen Antrag, der dann am 18. Januar in die Gremien zur Beratung verwiesen wurde. Aber die Tendenz war klar: Beide Fraktionen wollen irgendwie Aeros in der Stadt behalten.
Die Linksfraktion schrieb zu ihrem Antrag: „Der traditionsreiche Circus AEROS ist als letzter ostdeutscher Großzirkus auf vielfältige Weise mit der Leipziger Stadtgeschichte verbunden. Er hat 17 Jahre lang mit viel Herzblut den Leipziger Weihnachtszirkus auf dem Festplatz am Cottaweg durchgeführt und viele Besucherinnen und Besucher begeistert. Bei einer etwaigen Neuvergabe an einen anderen Ausrichter sollte es ein transparentes Verfahren unter Beteiligung des Stadtrats geben, auch wenn dessen Mitwirkung bislang formal nicht erforderlich war.“
Und die CDU-Fraktion meinte: „Der Weihnachtszirkus Aeros ist in Leipzig mittlerweile Tradition. Seit nunmehr 15 Jahren finden die Aufführungen des vor rund 80 Jahren gegründeten Zirkus gewohnt zur Weihnachtszeit statt und erfreuen sich dabei großer Beliebtheit.“
Die Pläne des Marktamtes
Das Dezernat Kultur hatte am 18. Januar erläutert, warum man gern umplanen wollte: „Mit dem Zirkus Aeros bestanden vertragliche Beziehungen aufgrund des Pachtvertrages vom 01.12.2022. Die Laufzeit ist vom 05.12.2022 bis 13.01.2023 vereinbart, inkl. Auf- und Abbauzeit. Der Pachtvertrag wurde jährlich neu abgeschlossen, die aktuell geltenden rechtlichen, veterinärhygienischen, Diskussionen um Wildtierverbot etc. Rahmenbedingen sind abzustimmen. (sic!)
Danach ist die Stadt Leipzig/Marktamt verpflichtet, die Fläche Cottaweg im Rahmen der Vertragslaufzeit zum Betrieb eines Zirkus zu überlassen. Zirkus Aeros ist verpflichtet, den Pachtzins in Höhe von 6.800 € an die Stadt Leipzig/Marktamt zu entrichten. Es handelt sich bei dem Abschluss von vergleichbaren Pachtverträgen durch das Marktamt um ein Geschäft der laufenden Verwaltung, bei dem insb. das Vergaberecht keine Anwendung findet. – Der Weihnachtszirkus 2023 wird dann nicht mit dem Zirkus Aeros stattfinden, wenn die Stadt Leipzig/Marktamt einen neuen Vertrag mit Stardust International abschließen wird.“
Die komplette Antwort des Kulturdezernats zum Weltweihnachtszirkus.
Und warum es Stardust International sein sollte, erklärte das Kulturdezernat auch: „Das hier erwähnte Unternehmen Stardust International ist bereits im Sommer 2021 an das Marktamt herangetreten und hat ein sehr konkretes und detailliertes Angebot gemacht, in Leipzig einen Weltweihnachtszirkus zu etablieren. Das Unternehmen Stardust International betreibt seit über 30 Jahren einen Weltweihnachtszirkus in Amsterdam und nahezu ebenso lange einen Weltweihnachtszirkus in Stuttgart, der mit über 100.000 Besuchern der größte Zirkus in Deutschland ist.“
Mit der Etablierung des neuen Weihnachtszirkus versprach sich das Marktamt deutlich mehr Besuch auf dem Kleinmessegelände und mehr Ausstrahlung für Leipzig: „Ja, die Entscheidung wurde gerade auch im Sinne der regionalen Wirtschaftsentwicklung bewertet. Im Vergleich zu Zirkus Aeros, der lediglich begrenzte örtliche Ausstrahlung hat, ist Stardust International wie unter b) dargestellt international und sowohl in den Niederlanden als auch im Großraum Stuttgart tätig.
Im Gegensatz zu Aeros wird von dem Unternehmen Stardust International ausdrücklich eine starke Einbeziehung Leipziger Partner in den Bereichen Gastronomie, Medien und Kommunikation angestrebt. Das Marktamt geht daher bei einer Verpflichtung von Stardust International von einer deutlich überregionalen Wirkung insbesondere für die Tourismusentwicklung Leipzigs aus.“
Linksfraktion sieht Verhandlungen mit Argwohn
Aber das fand dann auch die Linksfraktion nicht so überzeugend und beantragte: „Der Oberbürgermeister bricht die Verhandlungen mit dem Unternehmen Stardust International zur Durchführung des künftigen Leipziger Weihnachtszirkus ab. Stattdessen wird ein schlankes, beschränktes Vergabeverfahren durchgeführt, das neben einer höheren Qualität der Zirkusdarbietung gleichermaßen auch soziale Aspekte (z. B. Preisgestaltung, Inklusion, Vergütung) sowie Fragen der Nachhaltigkeit (z. B. Klimabilanz, regionale Wirtschaftskreisläufe) einbezieht.“
Dass sich darauf möglicherweise kein anderer Zirkus meldet, war auch der Linksfraktion klar. Weshalb sie auch dazu einen Antragspunkt formulierte: „Sollte der dadurch entstehende zeitliche Verzug für die Bespielung des nächsten Weihnachtszirkus 2023/2024 problematisch sein, wird der bestehende Vertrag mit dem Circus AEROS um ein Jahr verlängert.“
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