Seit Dienstag, 9. August 2022, greift der Gas-Notfallplan der EU. Gaslieferungen aus Russland könnten im Winter rar werden und so die Europäische Union, Bund und Städte vor große Probleme stellen. Der Notfallplan der EU sieht vor, dass die Mitgliedsstaaten ihren Gasverbrauch zwischen August 2022 und März 2023 freiwillig um 15 Prozent reduzieren. Neben dem EU-Notfallplan gibt es schon länger den Dreistufenplan der Bundesregierung. Und die Stadt Leipzig hat in der letzten Juliwoche einen eigenen vierstufigen Plan vorgestellt. Die Stadtwerke Leipzig supervisieren Märkte und Politik bereits seit Monaten mittels einer internen Taskforce.
Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) will mit gutem Beispiel vorangehen. So hat er Ende Juli gestaffelte Maßnahmen für Energieeinsparungen bei der Stadt vorgelegt. „Das Ziel unserer gemeinsamen Anstrengungen muss es sein, 15 Prozent an Energie einzusparen“, so die zentrale Äußerung. Diese 15 Prozent fordert nun auch die EU.
Vier Stufen für Leipzig
Stufe A enthält allerhand alltägliche Energiespartipps: Effektbeleuchtung abstellen, Innenbeleuchtung auf Notwendigkeit prüfen, unnötige Geräte abschalten. Dazu werden die Straßenlaternen gedimmt bzw. auf LED umgerüstet.
Die Stufe B gilt in Leipzig aktuell bereits: Es gibt Einschränkung beim Warmwasser. In Sporthallen etwa entfällt die warme Dusche. Zudem soll in Verwaltungsgebäuden die Raumtemperatur auf 19 °C beschränkt werden. Das scheint im Sommer noch abstrakt, wird aber im Herbst und Winter relevant. Schließlich spart schon die Absenkung der Raumtemperatur um 1 °C ca. 5 Prozent des Energiebedarfs beim Heizen.
In Stufe C könnten ganze Objekte stillgelegt werden. Selbstverständlich beträfe das nicht die kritische Infrastruktur. Entscheidungen über Schließungen träfe der Stadtrat.
Die letzte Stufe käme im Katastrophenfall zum Tragen. Hieran knüpft ein schriftliches Interview mit der Stadt Leipzig an: Die Stadt könne gerade nur auf die eigenen Verbräuche einwirken. Eingriffe in Privates und Wirtschaft seien erst mit dem Ausruf des Katastrophenfalls möglich. So erkläre sich auch, dass die Stufen A–C nur die Einsparpotenziale der Stadt beträfen.
Im Katastrophenfall würde die Stadt die gesamtstädtische Koordination der Einsparmaßnahmen vornehmen. Dazu zählten immer noch keine direkten Eingriffe wie das Abschalten von Heizungen oder Industrieanlagen, sondern ordnungsrechtliche Eingriffe: etwa zeitliche Begrenzung der Energieversorgung oder das Priorisieren systemrelevanter Infrastruktur. Im Krisenfall teilt die Bundesnetzagentur Kontingente zu, mit denen die Städte dann haushalten müssen.
Die Taskforce der Stadtwerke
Bereits im Frühjahr, mit Ausrufung der Stufe 1 des dreistufigen Notfallplans des Bundes, hatten die Leipziger Stadtwerke vorausschauend eine interne Taskforce gebildet. Peter Krutsch, Pressesprecher der Leipziger Stadtwerke, teilt der LZ mit, dass die Taskforce täglich die aktuellen politischen Rahmenbedingungen und Marktsituation bewerte. Im Fokus stehen dabei stets die Auswirkungen auf die Stadtwerke und die Kunden. „Die Versorgung in unserem Versorgungsgebiet ist derzeit gesichert“, betont er weiter.
Für die Kunden ändere sich erstmal nichts – außer bei den Preisen. In welche Höhen die noch steigen werden, sei aber nicht konkret bezifferbar.
Grundsätzlich seien die Stadtwerke gut für den Winter gerüstet, was an ihrer diversifizierten Aufstellung liege. Das Kohlekraftwerk Lippendorf liefere weiter Fernwärme, die eigenen Gas- und Dampfturbinenanlagen könnten im Notfall auch mit Heizöl betrieben werden. Kunden, die sich weiter orientieren wollen, hätten sie Möglichkeit, sich auf der Website der Stadtwerke zu informieren.
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