Der Fachkräftemangel hat längst auch die kommunalen Verwaltungen in Sachsen erreicht. Längst steht auch Leipzigs Verwaltung in direkter Konkurrenz mit privaten Unternehmen, die oft deutlich bessere Bezahlung bieten können, um junge Leute für sich zu gewinnen. Leipzigs Stadtverwaltung will nun mit einer attraktiveren Entlohnung auf den Fachkräftemangel reagieren.

Um neue Spitzenfachkräfte anwerben und binden zu können, soll nun das außertarifliche Vergütungssystem für leitende Bedienstete angepasst werden. Die entsprechende Vorlage hat das Dezernat Allgemeine Verwaltung jetzt ins Verfahren gegeben. Die Dienstberatung des OBM hat darüber schon beraten. Jetzt muss sich der Stadtrat noch damit beschäftigen.

Die Anpassung ist zunächst für Stellen vorgesehen, die außertariflich vergütet werden. Neben das fixe Bruttojahresgehalt soll hier ein optionales und variables Entgelt von maximal einem halben Bruttomonatsgehalt treten. Der Oberbürgermeister entscheidet über die Höhe dieser individuellen Vergütung, die an das Erreichen zuvor vereinbarter Ziele geknüpft ist.

Das Modell soll dazu beitragen, die Stadtverwaltung als attraktiven und konkurrenzfähigen Arbeitgeber zu positionieren und Führungskräfte zu gewinnen. Ein weiteres Instrument zur Stärkung der Arbeitgeberattraktivität ist, dass in stark nachgefragten Engpassberufen künftig Arbeitgeberzulagen gezahlt werden können. Dies hat der Stadtrat am 19. Mai beschlossen.

Grundlage für das neue Modell ist eine Studie der aktuellen Vergütungspraxis der Stadtverwaltung. Die Bruttogehälter von Führungskräften der Stadtverwaltung Leipzig liegen demnach überwiegend im Mittelfeld der Vergleichsgruppe oder darunter, stellt die Verwaltung fest.

Vor diesem Hintergrund will die Stadtverwaltung deshalb die aktuelle Vergütungspraxis neu aufstellen. Daneben hat der Freistaat jüngst die Möglichkeiten zur Beschäftigung von Beamten erweitert.

Das Gesicht der Leipziger Verwaltung

Rund jede dritte Führungskraft in der EU war im vergangenen Jahr weiblich (34,3 Prozent). Die Quote der Stadtverwaltung liegt mit 42,5 Prozent deutlich höher. Dies geht aus dem neuen städtischen Personalbericht für das Jahr 2021 hervor. Das Personalamt hat im vergangenen Jahr aus knapp 12.000 Bewerberinnen und Bewerbern über 800 Neueinstellungen vorgenommen.

Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning sagt dazu: „Leipzig ist attraktiv und wächst weiter. Auch auf die Stadtverwaltung kommen damit mehr Aufgaben zu – egal ob es darum geht, mehr Kinder in neuen Schulen zu betreuen, eine Pandemie zu bekämpfen, eine bessere Infrastruktur oder das Naturkundemuseum zu planen.“

An der Gesamtzahl der Bewerbungen stellten weibliche Bewerber mit 58,1 Prozent die Mehrheit. Die Stadtverwaltung beweist sich als familienfreundlicher und flexibler Arbeitgeber, meint das Verwaltungsdezernat. Immerhin 46,5 Prozent der Beschäftigten arbeiteten im vergangenen Jahr in Teilzeit. Insgesamt entschieden sich 60 Prozent der Frauen und 22 Prozent der Männer für eine Beschäftigung in Teilzeit.

Die Corona-Auswirkungen

Nicht nur aufgrund der Pandemie haben 67 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die einen Home-Office-fähigen Arbeitsplatz hatten, im Jahr 2021 mobil gearbeitet. Die insgesamt 3.600 grundsätzlich Home-Office-kompatiblen Arbeitsplätze sind alle mit mobiler Technik ausgestattet. Die Arbeit im Home-Office soll damit auch künftig möglich sein.

766 Bedienstete waren im vergangenen Jahr ein- oder mehrfach in Quarantäne. Im Schnitt fielen die Betroffenen 11,5 Tage lang aus. Der Anteil allgemeiner krankheitsbedingter Ausfälle ist im vergangenen Jahr jedoch um 0,3 Prozentpunkte auf 8,8 Prozent zurückgegangen.

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