Die letzten Hitzetage haben deutlich gezeigt, wie wenig eine Stadt wie Leipzig an die künftigen Klimabedingungen angepasst ist. Es fehlt an Straßenbäumen, Wiesen werden selbst bei stärkster Trockenheit gemäht, riesige Verkehrsräume sind versiegelt und werden regelrechte Backöfen, während schattige Oasen in vielen Quartieren Mangelware sind. Leipzig brauche dringend einen Klimawandelmanager, finden die Grünen.

Eigentlich waren all diese Themen immer wieder auch schon auf den Tagesordnungen der Ratsversammlung zu finden. Doch im Verwaltungshandeln werden sie nur zu oft vergessen, vertrödelt oder ohne genügend Ressourcen angepackt, ganz so, als lebten die Verwaltungsmitarbeiter in einer völlig anderen Stadt, die nicht unter Hitze und Dürre, gestauten Luftmassen und sonnenglühenden Straßen leidet.

Die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen drängt nun auf Bündelung der Kräfte im Rathaus hinsichtlich der notwendigen Klimawandelfolgenanpassung. Dazu schlägt sie vor, dass das Thema Klimaanpassung ähnlich wie das Kernteam Klimaschutz mit mehreren Stellen in der Stadtverwaltung untersetzt und kurzfristig ein Maßnahmenprogramm aufgestellt wird.

„Wir arbeiten bislang vor allen Dingen mit dem Fokus Klimaschutz, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Dazu müssen wir uns allerdings auch stärker mit den Folgen des Klimawandels auseinandersetzen und kurzfristig Maßnahmen dazu umsetzen“, sagt Jürgen Kasek, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion, dazu.

„Dies empfiehlt auch das Umweltbundesamt, das angemahnt hat, dass die Städte hier deutlich stärker handeln und auch Flächen entsiegeln müssen. Grünstreifen und Bäume haben gerade bei diesen hohen Temperaturen auch eine kühlende Wirkung und bremsen die Aufhitzung von Straßenzügen. Vor diesem Hintergrund darf es keine Ausnahmegenehmigungen für Fällungen im Sommer mehr geben.

Dass auch an den heißesten Tagen des Jahres noch Bäume gefällt werden, wie etwa am Lindenauer Markt, ist ein verantwortungsloses No-Go. Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass wir in einem der kältesten Jahre des aktuellen Jahrzehnts leben. An der Schnelligkeit unseres Handelns hängen auch Menschenleben. Deshalb müssen einzelne Ansätze zur Klimawandelanpassung in eine eigene Strategie überführt werden und im Stellenplan auch untersetzt werden.“

Hitzestau in der Gründerzeit

Insbesondere im dicht bebauten Innenbereich der Gründerzeitquartiere haben wir ein Hitzestauproblem, stellt Dr. Tobias Peter, Fraktionsvorsitzender und stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Grünen, fest.

„Wir brauchen gezielte Maßnahmen, die deutlich für Abkühlung sorgen und zudem die Aufenthaltsqualität erhöhen. Städte wie Wien oder Paris zeigen, was möglich ist. Für Coole Straßen mit grün-blauer Infrastruktur und hellerem Asphalt muss jetzt ein Planungsmodell und eine zügige Umsetzung an besonders hitzebelasteten Orten angegangen werden. Ein Aktionsprogramm Quartiersoasen kann kurzfristig und unbürokratisch in den Stadtteilen kleinere Maßnahmen gegen Hitze wie Grünpflanzen, Sitzgelegenheiten, aber auch Sonnensegel oder Nebelduschen ermöglichen.“

Darüber hinaus brauche Leipzig aber auch ein Umdenken beim Thema Flächenversiegelung, betont Peter: „Mit unserem Antrag zur Netto-Null-Versiegelung, der im September im Rat behandelt wird, fordern wir eine Senkung des Flächenverbrauchs und eine gezielte Entsiegelung von Flächen. Mit einer platzsparenden Bauweise ermöglichen wir Platz für mehr Grün in der Stadt und sichern Kaltluftentstehungsgebiete. Vor diesem Hintergrund ist die Neuausweisung von Bauflächen, insbesondere für Einfamilienhäuser nur schwer vorstellbar.“

Diese Punkte schlägt die Fraktion vor:

1. Schaffung der Stelle eines/einer Klimawandelanpassungsmanager/-in im Referat Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz sowie weiterer unterstützender Anpassungsmanager/-innen auf Ämterebene, um die Maßnahmen zur Klimawandelfolgenanpassung zu bündeln und zu kontrollieren.

2. Während Hitzeperioden komplette Untersagung von Baumfällungen und Verbot von Wiesenmahd bei Hitze und Trockenheit.

3. Der Erhalt von Bäumen muss absoluten Vorrang vor dem Fällen genießen – kann ein Baum am aktuellen Standort nicht erhalten werden, muss die Umpflanzung geprüft werden, wie in unserem Antrag „Bäume umpflanzen statt fällen!“ gefordert.

4. Einrichtung von Coolen Straßen mit einem erhöhten Anteil an Baumpflanzungen, hellerem Asphalt und Schatten- oder Wasserelementen.

5. Förderung von Parklets, Grünpflanzen, Sonnensegeln oder Nebelduschen durch ein Aktionsprogramm Quartiersoasen.

6. Maßnahmenplan zur Reduzierung von Versiegelung und zur gezielten Entsiegelung von Flächen.

7. Schaffung weiterer Trinkbrunnen.

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