Leipzig hat viele Stadtplรคtze. Doch die meisten bieten nicht die mindeste Aufenthaltsqualitรคt. Thema in der Ratsversammlung waren ja zuletzt der Eutritzscher Markt und der Huygensplatz. Aber Ost-, West- und Sรผdplatz sind nicht viel besser. Fast eine Ausnahme ist der Nordplatz vor der Friedenskirche. Eigentlich hatten die Grรผnen ein Stadtplatzprogramm schon fรผr den Doppelhaushalt 2021/2022 beantragt. Und irgendwie arbeitet die Stadt tatsรคchlich dran.

In der Ratsversammlung am 13. Juli erklรคrte dann die Grรผnen-Fraktionsvorsitzende Katharina Krefft noch einmal, worum es bei Stadtplรคtzen eigentlich gehen sollte in einer Stadt, die zunehmend unter steigenden Temperaturen leidet und in der der รถffentliche Raum fรผr zu FuรŸ Gehende so gut wie keine Aufenthaltsqualitรคt bietet.

Es fehlt allerenden an Bรคnken. Die Stadtplรคtze sind dem motorisierten Verkehr untergeordnet. Wenn nicht gerade ein Park in der Nรคhe ist, ist der รถffentliche Raum in Wohnquartieren praktisch nicht erlebbar. Und auch nicht begehbar, sodass es auch einfach wieder erholsam sein kรถnnte, seine Wege in der Stadt zu FuรŸ zurรผckzulegen und auf Stadtplรคtzen dann einfach mal Pause zu machen.

Entschleunigung ist das Thema der Zeit, stellte Krefft fest, nachdem Stadtplanung jahrzehntelang immer nur den beschleunigten Autoverkehr als Ziel gehabt hat, die Aufenthaltsqualitรคt im Stadtraum aber vรถllig negiert hat.

Eigentlich hรคtten sich die Grรผnen gleich mal 1 Million Euro im Stadtplatzprogramm vorstellen kรถnnen. Aber so schnell ist Leipzigs Verwaltung auch hier nicht, auch wenn inzwischen sogar eine Stelle eingerichtet wurde, die das Stadtplatzprogramm innerhalb der FuรŸverkehrskonzeption erarbeiten soll.

โ€žFรผr eine realistische Haushaltsplanung ist es zunรคchst erforderlich, dass das priorisierte Stadtplatzprogramm als belastbare Fachplanung vorliegtโ€œ, befindet das Stadtplanungsamt in seiner Stellungnahme zum Grรผnen-Antrag.

โ€žSachstand dazu ist, dass das Stadtplatzprogramm in 2022 mit vorhandenen Ressourcen erarbeitet wird. Aus diesem Grund sind die im Haushaltsantrag genannten Mittel in 2021/2022 noch nicht erforderlich. Aus dem aktuellen Arbeitsprozess kann abgeschรคtzt werden, dass nach dem avisierten Beschluss des Stadtplatzprogramms Ende 2022 die ersten Projektvorbereitungen und Konzepte fรผr die planerische Umsetzung in 2023/2024 beauftragt werden kรถnnten.โ€œ

Das heiรŸt: Das Stadtplatzprogramm ist tatsรคchlich schon in der Erarbeitung. Noch 2022 soll der Stadtrat erfahren, welche Plรคtze hier fรผr eine Umgestaltung infrage kommen. Wenn das beschlossen ist, kann mit der konkreten Planung fรผr den Umbau der ersten Plรคtze begonnen werden, so das Stadtplanungsamt:

โ€žFรผr 2023/2024 ist aus jetziger Sicht ein Budget von 250.000 โ‚ฌ erforderlich. Aus diesem sollen ausschlieรŸlich Projektvorbereitungen bzw. Vorplanungen fรผr die als prioritรคr identifizierten Stadtplรคtze des Stadtplatzprogramms finanziert werden. Die erforderlichen Mittel werden bei der Planaufstellung 2023/24 des Stadtplanungsamtes und Verkehrs- und Tiefbauamtes berรผcksichtigt.โ€œ

Was eben so klingt, als wรผrde in den nรคchsten beiden Jahren zwar geplant, aber doch noch keiner der Plรคtze umgestaltet.

Katharina Krefft stellte zwar den Verwaltungsstandpunkt zur Abstimmung, lieรŸ aber als Protokollnotiz festhalten, dass die ersten fรผnf Stadtplรคtze schon 2024 angepackt werden sollen. Denn es ist wie mit StraรŸenbรคumen, Waldpflanzung und Kaltluftschneisen: Leipzig steckt โ€“ wie die ganze Welt โ€“ mitten in der Klimaerhitzung.

Hitzetage und Tropennรคchte werden immer รถfter die Stadt zu einem Hochofen machen, in dem jeder Einwohner versucht, irgendwo ein schattiges und kรผhleres Plรคtzchen zu finden. Deshalb geht es auch nicht nur um Barrierefreiheit und Bรคnke, sondern auch um Bรคume und Schatten auf diesen Plรคtzen.

Vielleicht auch Spielgelegenheiten und Trinkwasserspender. Und folgerichtig auch um eine Minderung des motorisierten Verkehrs, der nicht nur laut und stressig ist, sondern zur Erhitzung des StraรŸenraums deutlich beitrรคgt.

Der AfD-Stadtrat Marius Beyer nutzte die Gelegenheit zwar wieder, um sich als einziger groรŸer Kรผmmerer um die Ortschaften am Stadtrand zu verkaufen und auch noch ein Dorfplatzprogramm in den Beschluss zu quetschen.

Aber das hat mit den Problemen innerstรคdtischer Stadtplรคtze nicht das Geringste zu tun. Darauf wies dann auch SPD-Stadtrat Andreas Geisler hin.

Sodass dann folgerichtig war, dass dieser schnell mal aus der Tasche gezauberte ร„nderungsantrag mit 7:42 Stimmen abgelehnt wurde.

Wรคhrend das eigentliche Stadtplatzprogramm mit den 2023/2024 zur Verfรผgung zu stellenden Planungsmitteln die einhellige Zustimmung der 52 Stimmberechtigten in der Ratsversammlung bekam.

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