Dass vieles derzeit so teuer wird und Politiker ratlos tun, wie es dazu kommen konnte, hat auch damit zu tun, dass viele von Natur aus begrenzte Gรผter privatisiert wurden und zum Spielball von Investoren und Groรkonzernen geworden ist. Grund und Boden gehรถren zu diesen Commons genauso wie Ackerflรคchen und Trinkwasser. Auch eine Stadt wie Leipzig muss viel mehr Augenmerk aufs Wasser legen, fordert jetzt die SPD-Fraktion.
Zwar ist die Stadt regelrecht stolz darauf, dass die Stadtvรคter vor mehr als 100 Jahren schon beschlossen haben, sauberes Trinkwasser aus dem Bereich der Muldekiese heranzuschaffen und durch รถkologische Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flรคchen darรผber die Sauberkeit des Trinkwassers zu sichern. Aber kurzzeitig geisterten ja auch durch Leipzig Ideen, das Wassergut Canitz zu verkaufen.
Ideen, die sich glรผcklicherweise genauso zerschlugen wie der Verkauf der stadteigenen Wohnungsgesellschaft und von Teilen der Stadtwerke. Aber die Diskussionen machten deutlich, dass einige Unbelehrbare auch in Leipzig nur zu gern auf die Schnapsidee verfallen, die wertvollste Besitztรผmer der Stadt zu verscherbeln, wenn mal wieder irgendjemand รผber groรe Lรถcher im Stadthaushalt lamentiert.
Wenigstens beim Wasser kรถnnte Leipzig jetzt aber ein Zeichen setzen, findet die SPD-Fraktion und beantragt: โDer Oberbรผrgermeister wird beauftragt, einen Beitritt der Stadt Leipzig zu โBlue Communities Deutschlandโ zu prรผfen.โ
Das sind nรคmlich Stรคdte, die schon begriffen haben, wie wichtig die Sicherung des eigenen Trinkwassers ist. Die erste Blue Community wurde 2011 in Kanada gegrรผndet. Mittlerweile ist es eine weltweite Bewegung. Meistens waren es Bรผrgerinitiativen, die in ihrer Kommune das Thema Trinkwasser auf die Tagesordnung gesetzt haben, wie man auf der Website der deutschen Mitgliedkommunen lesen kann.
โDie Beschlรผsse fรผr Blue Community wurden von den Bรผrgerinitiativen angeregt wie in Berlin vom Berliner Wasserrat, in Mรผnchen und Augsburg von einer Wasserallianz, in Bรผdingen und Marburg von aktiven BรผrgerInnen und Student/-innen. Die Fraktionen in den Stadtparlamenten haben diese Ideen aufgegriffen und die stรคdtischen Betriebe in die Entscheidungsfindung einbezogen. In Hamburg, Kempten und Biedenkopf haben Stadtverordnete den Anstoร fรผr Blue Community gegeben.โ
Seit 2017 haben sich bereits Augsburg, Berlin, Biedenkopf, Bรผdingen, Freiburg im Breisgau, Hamburg, Kempten (Allgรคu), Marburg und Mรผnchen zu den Prinzipien von Blue Communities bekannt.
Die Prinzipien von Blue Communities sind:
Anerkennung von Wasser und sanitรคrer Grundversorgung als Menschenrecht,
Erhalt des Wassers als รถffentlichem Gut โ Wasserdienstleistungen bleiben in รถffentlicher Hand,
Fรถrderung von Leitungswasser gegenรผber Flaschenwasser,
Pflege von รถffentlich-รถffentlichen Partnerschaften mit internationalen Partnern.
โDie Mitgliedsstรคdte haben gemeinsam mit ihren Wasserversorgern die Erfรผllung dieser Verpflichtungen geprรผft und weitere Maรnahmen eingeleitet. In allen diesen Kommunen gibt es zusรคtzlich Initiativen, die diese Verpflichtung sowie viele unterschiedliche Aktivitรคten rund um Wasser unterstรผtzenโ, betont die SPD-Fraktion in ihrem Antrag.
โDafรผr ist notwendig, dass neben der Zusammenarbeit der Stadtverwaltung mit Wasser- und Abwasserbetrieben auch verschiedene Institutionen und Initiativen eingebunden werden.โ
Denn vielen Konsumenten ist รผberhaupt nicht bewusst, dass das Trinkwasser in Glas- oder gar Plastikflaschen aus dem Supermarkt oft nicht einmal den strengen Standards fรผr das Wasser aus der Leitung genรผgt. Und oft wird es โ gerade wenn ein groรer Konzern dahintersteckt โ in Regionen gewonnen, wo das industrielle Abpumpen des Grundwassers zu einer Verschlechterung der Wasserversorgung fรผr die Menschen in der Region sorgt.
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