Eine Stadt lernt Transparenz. Das kรถnnte man auch รผber die Geschichte des Petitionswesens schreiben. Immerhin kรถnnen seit 2015 Petitionen sogar online eingereicht werden. Aber sieben Jahre sind im Internetzeitalter eine sehr lange Zeit. Das Petitionsportal wirkt altbacken und unzugรคnglich, wenn man es mit heutigen Nutzungsgewohnheiten aufsucht. Ein Thema, das Christoph Meiรner in einer Petition aufgegriffen hat.
รberkommen und dennoch eifrig genutzt
โDas Portal fรผr Online-Petitionen der Stadt Leipzig ist nicht barrierefrei, wirkt insgesamt sehr vernachlรคssigt und lustlos gestaltet, es erzeugt keinen besonders bรผrgerfreundlichen Eindruck und ist einer modernen Stadtverwaltung, die ihren Bรผrger/-innen ein Mitspracherecht ermรถglichen will, nicht angemessen. Fรผr eine 600.000+-EW-Stadt ist diese Seite ein sehr peinlicher Auftritt. โImmerhin besser als nichtsโ scheint hier Triebfeder der Umsetzung gewesen seinโ, hatte Christoph Meiรner geschrieben.
Und obwohl es so ist, wird es trotzdem eifrig genutzt. Denn natรผrlich merken die Bรผrger/-innen der Stadt, dass Petitionen durchaus wirken kรถnnen. Etwas, wozu Beate Ehms, Vorsitzende des Petitionsausschusses des Stadtrates, am 15. Juni in der Ratsversammlung nur zu gern Stellung bezog. Denn den dort versammelten Stadtrรคten ist sehr wohl bewusst, dass die Petitionen auch ihre eigene Arbeit unterstรผtzen. Und sie stellen ein direktes Stรผck Bรผrgerbeteiligung dar, mit dem demokratische Teilhabe erlebbar werden kann.
Nicht muss.
Nicht jede Petition ist sinnvoll oder umsetzbar
Denn in der Regel ist es so, dass erst einmal die Stadtverwaltung eine Stellungnahme schreibt und darin die Umsetzbarkeit der Petition einschรคtzt. Manchmal, wenn der Ausschuss es nicht fรผr notwendig hรคlt, fordert er diese auch nicht an, sondern empfiehlt gleich Ablehnung oder Zustimmung.
Freilich gibt es auch Petitionen, die keinen Sinn ergeben oder nicht in Leipzig geklรคrt werden kรถnnen. Und andere, bei denen die 13 versammelten Stadtrรคt/-innen sagen: Da mรผssen wir nicht erst die Verwaltung fragen. Das kann die Ratsversammlung auch so beschlieรen.
Bei der sehr detaillierten Petition von Christoph Meiรner war es so, dass tatsรคchlich erst einmal die Verwaltung gefragt werden musste. Denn ob das Ganze auch technisch umsetzbar ist, kann nur die entsprechende Abteilung klรคren.
Umsetzung des Vorschlags in zwei Stufen
Und schon da wurde offensichtlich, dass einige Anregungen von Christoph Meiรner im bestehenden System sogar sehr schnell und einfach realisiert werden kรถnnen.
โMit dem Beschlusspunkt 1 kรถnnte der grรถรte Teil der vom Petenten vorgeschlagenen Verbesserungen an der Darstellung der Online-Petitionen noch in diesem Jahr 2022 umgesetzt werden. Um eine zรผgige Umsetzung zu gewรคhrleisten, kรถnnen nur die im Redaktionssystem von leipzig.de bereits zur Verfรผgung stehenden Mittel zum Einsatz kommenโ, heiรt es dazu in der Stellungnahme aus dem Bรผro fรผr Ratsangelegenheiten.
Das heiรt: Vier Punkte kรถnnen schon innerhalb des nรคchsten halben Jahres mit ein paar technischen Anpassungen verwirklicht werten.
Diese vier Punkte sind:
a. Bereitstellung von Petitionstexten als Website-Text
b. sortierbare Listendarstellung fรผr laufende und abgeschlossene Petitionen
c. Eigene Unterseite fรผr jede Petition mit Verlinkung oder Einblendung des Mitzeichnungsformulars
d. Darstellung des Einreichungsdatums und der Anzahl der Mitzeichnungen
Die anderen Punkte sind nicht nur technisch aufwendiger, sondern hรคngen mit einer Verรคnderung des Petitionsverfahrens zusammen.
โDie Errichtung neuer Schnittstellen mit automatisiertem Datenaustausch und anderer neuer Funktionen soll sich an den organisatorischen und rechtlichen Anforderungen eines weiterzuentwickelnden Petitionsverfahrens ausrichtenโ, stellt die Verwaltung dazu fest.
โDas Petitionsverfahren wird evaluiert und รผberarbeitet. Hierfรผr legt der Oberbรผrgermeister bis zum Ende des IV. Quartals 2022 dem Petitionsausschuss eine รผberarbeitete Geschรคftsordnung des Petitionsausschusses vor.โ
Wenn das umgesetzt ist, kann auch die weitere technische Umsetzung erfolgen. Und wahrscheinlich wird Christoph Meiรner auch erst dann das Gefรผhl bekommen, dass seine Wรผnsche tatsรคchlich umgesetzt werden.
Denn dann erst werden die nรคchsten vier Punkte mรถglich:
a. Schnittstelle zum Ratsinformationssystem fรผr automatischen Abgleich der Vorgangsdaten
b. Transparente Darstellung zum Stand des Verfahrens auf leipzig.de
c. Erweiterung der Darstellung um wichtige Metadaten
d. รberarbeitung der Darstellung und des Seitenaufbaus
Beate Ems begrรผรte die Petition in der Ratsversammlung am 15. Juni ausdrรผcklich und legte sie der Ratsversammlung auch ebenso dringlich ans Herz, sie zu befรผrworten. Und da das im Raum auch niemand anders sah, bekam der Beschlussvorschlag des Petitionsausschusses, der die Vorschlรคge der Verwaltung รผbernommen hatte, volle Zustimmung.
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