Das Problem wird der Riemen sein. Es sei denn, jemand hat irgendwo das verheißungsvolle Material für diesen Superriemen schon entwickelt. Dann könnte es mit dem Bendix’schen Höhenwindrad in Leipzig tatsächlich klappen, für das sich Leipzigs OBM und die Ratsversammlung so begeistern.
„Im Verlauf der Wirtschaftspolitischen Stunde der Ratsversammlung am 10. März 2022 hat der Geschäftsführer der Bundesagentur für Sprunginnovation, Herr Rafael Laguna de la Vera, als kuriose Begebenheit, aus der sich ein besonders zu förderndes Projekt einer Sprunginnovation ergeben hat, die Begegnung mit Herrn Horst Bendix und seine Idee einer Höhenwindanlage referiert“, stellte die Linksfraktion in einer Anfrage fest.
Höhenwindanlage – die Linke hat da ein paar Fragen
„Herr Laguna de la Vera hat seinen ausdrücklichen Wunsch zum Ausdruck gebracht, diese Innovation und ein Pilotprojekt dazu in Leipzig oder unmittelbarer Umgebung umzusetzen. Der Oberbürgermeister hat während der Wirtschaftspolitischen Stunde im Einvernehmen mit dem Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung die Unterstützung der Stadt bei der Standortsuche zugesagt.“
Dazu hatte die Linksfraktion dann ein paar Fragen, die Oberbürgermeister Burkhard Jung am 19. Mai in der Ratsversammlung zumindest summarisch beantwortete. Denn augenscheinlich hat er sämtliche beteilige Ämter beauftragt zu prüfen, ob das erste Höhenwindrad dieser Art tatsächlich auf Leipziger Stadtgebiet aufgestellt werden kann.
Die Tücken des Windradbaus
Es gibt zwar den kleinen, von Bendix gebauten Prototyp. Aber der hat natürlich nicht ansatzweise die Dimensionen des Höhenwindrades, dass dann Wind aus über 200 Meter Höhe ernten soll, wo die Stromernte aufgrund der beständigeren Winde das Doppelte bis Dreifache dessen beträgt, was heutige Windräder erzeugen können. Deren Wachstum ist begrenzt, den auf den Turm wirken – gerade bei großen Windstärken – enorme Biegekräfte.
Da sich der Generator bei heutigen Windrädern direkt hinter dem Rotor befindet, erhöht er mit seinem Gewicht die Last, die die Biegekräfte im Turm verstärkt. Selbst mit modernsten Materialien lassen sich deshalb diese Türme nicht viel höher bauen, als das heute schon der Fall ist, von den mit jedem Höhenmeter steigenden Materialkosten ganz zu schweigen.
Während der vom Leipziger Ingenieur Horst Bendix entwickelte Turm eine Dreibeinkonstruktion aus handelsüblichem Stahl ist, sodass er deutlich leichter und stabiler wird als die heutigen Konstruktionen.
Auch diese Innovation hat ihren Knackpunkt
„Horst Bendix ersetzt bei seiner Anlage den Turm durch eine Dreibein-Konstruktion, die aus einer vertikalen Säule und zwei Stützsäulen besteht. Und eine andere Neuerung kommt hinzu: Der Generator befindet sich nicht mehr oben in der Gondel, sondern es lagern gleich mehrere unten am Fuß der Anlage. Über ein Riemensystem wird die Windenergie von oben nach unten zu diesen Generatoren geleitet“, beschrieb der MDR das Konstrukt, das von der in Leipzig ansässigen Bundesagentur für Sprunginnovation sofort als Sprunginnovation zur Förderung übernommen wurde.
Man versteht die Begeisterung. Aber auf „Erneuerbare Energien“ erwähnte Nicole Weinhold zumindest den Knackpunkt, der sich daraus ergibt, wenn man den Generator nicht mehr in die Gondel hinter dem Rotor setzt, sondern an den Fuß der Anlage. Dann muss die vom Rotor in 200 Meter Höhe aufgenommene Energie nämlich mechanisch zu den am Fuß der Anlage stehenden Generatoren übertragen werden.
Sie schrieb: „Mit dem Drahtseil – wie über dem Förderturm in die Tiefen des Berges – ließ es die erreichbare Lebensdauer nicht zuInnovation; wahrscheinlich auch heute noch nicht. Mit einem modernen Flachriemen mit verheißungsvollen Eigenschaften, hoher Lebensdauer und beispielhafter Ruhe geht es selbst mit der Schlaufe auf.“
Leipzig hält sich Projektentscheidung offen
Falls es diese „Flachriemen mit verheißungsvollen Eigenschaften“ tatsächlich geben sollte, könnte das Ganze ja klappen. Wobei es ja nicht nur darum geht, dass diese Riemen enorme Kräfte über 200 Meter übertragen müssen. Sie müssen auch mit der Hitzeentwicklung bei großen Windgeschwindigkeiten und entsprechender Reibung zurechtkommen.
Burkhard Jung jedenfalls betonte, dass alle beteiligten Ämter derzeit prüfen, ob das Bendix’sche Höhenwindrad auf Leipziger Gebiet als Pilotprojekt gebaut werden könnte. Er sagte aber auch: „Noch ist nichts entschieden.“
„Wir sollten ergebnisoffen prüfen“, sagte er noch. „Ich finde, es ist eine spannende Idee.“
Keine Kommentare bisher
Mich würde mal interessieren, warum eine drehende Welle nicht infrage kommt für die Übertragung der Energie nach unten. Wäre schade, wenn die Idee daran scheitern würde, weil sich kein “Flachriemen mit verheißungsvollen Eigenschaften” findet.
Neben geringerem Gewicht im Turm gibt es ja noch den Vorteil der wesentlich kürzeren Leitungen für erzeugten Strom und Hilfssignale.
Die Frage ist dann bloß noch, warum Vestas, GE oder Gamesa noch nicht auf die Idee gekommen sind,die Herr Bendix hatte.