Es ist ein schon oft im Stadtrat diskutiertes Thema: Wie bekommt man den Straßenbahnlärm in Leipzig in den Griff? Wer an Straßenbahntrassen wohnt, bekommt den Lärm oft in voller Dröhnung, erst recht, wenn die Bahnen über alte Betonsegmente fahren. Glücklich kann sich schätzen, wer da wohnt, wo wenigstens Rasengleise den Lärm dämpfen. Zeit für mehr findet das Jugendparlament.
Und es dürfte mit seinem entsprechenden Antrag offene Türen einrennen: „Die Stadtverwaltung wird bis zum IV. Quartal 2022 beauftragt, auf entsprechenden besonderen Baukörpern des Straßenbahnverkehrs auf der Karl-Liebknecht-Straße, Georg-Schumann-Straße und Prager Straße die Realisierung von Rasengleisen zu prüfen. Insbesondere sollte der erneuerungsbedürftige Abschnitt zwischen der Kurt-Eisner-Straße und der Haltestelle ‚Südplatz‘ bevorzugt berücksichtigt werden.“
Wobei der Fokus der jungen Leute vor allem auf der Karl-Liebknecht-Straße liegt, wo es zwischen Kurt-Eisner-Straße und Südplatz tatsächlich ein Stück Straßenbahngleis gibt, wo zwar ein paar zerzauste Büsche die beiden Gleise trennen, aber – anders als im südlichen Abschnitt davon – kein Rasen den Lärm der Straßenbahnen dämpft.
„Die Vorteile der Rasengleise gegenüber anderen Gleisformen sind vielschichtig. Neben der ästhetischen Komponente, haben sie auch einen akustischen Vorteil, da sie weit weniger Schall ausstrahlen und (…) zu einem verbesserten Mikroklima bei(tragen). Insbesondere die schallmindernden Eigenschaften sind auf der Karl-Liebknecht-Straße für die gefragte Außengastronomie ein Zugewinn“, geht der Antrag des Jugendparlaments auf die Hörerlebnisse ein, die man an diesem Straßenabschnitt hat, wenn hier die Bahnen vorüberdonnern, während man sich beim Kaffee zu unterhalten versucht.
„Die dadurch verminderten Lärmemissionen sind auch für die Anwohnerinnen und Anwohner an allen genannten Abschnitten des Streckennetzes und im Besonderen in der dicht besiedelten Südvorstadt von zentralem Vorteil und nehmen der ‚Bimmel‘ ein Stück weit ihre berüchtigte Lautstärke. An Hitzetagen tragen Rasengleise auch zu einem verbesserten städtischen Klima bei, da sie weit weniger Wärme abstrahlen wie ein Schotterbett oder eine Beton- bzw. Asphaltschicht.“
Dass es leiser geht, zeige ja der benachbarte Abschnitt mit Rasengleis: „Derzeit gibt es ein Rasengleis zwischen der Kurt-Eisner-Straße und der Haltestelle „Richard-Lehmann-Straße/HTWK“, das diese Effekte in den vergangenen Jahren eindrucksvoll zeigte. Der darauffolgende sanierungsbedürftige nördliche Gleisabschnitt bis zur Schenkendorfstraße, könnte sich hervorragend für eine Erweiterung der Rasengleise eignen. Und mittelfristig betrifft das auch die weiteren besonderen Bahnkörper vor dem Volkshaus oder zwischen (…) der HTWK. Die Abstrahlungsminderung des Schalls ist in der Karl-Liebknecht-Straße besonders sinnvoll, da sich hier neben Wohnbebauung auch Hochschulbetrieb und vor allem wie oben genannt unzählige gastronomische Betriebe befinden.“
Und dazu kämen, so das Jugendparlament, die vielen Grün-Verluste in der Stadt.
„Durch die in den vergangenen Jahren erhöhte Bautätigkeit in der Stadt entstanden außerdem hohe ‚Flächenverluste‘ und Rasengleise können auf besonderen Bahnkörpern einen kleinen Ausgleich dafür schaffen. Zumal in den vergangenen Jahren durch die Aufstellung von Wartehäuschen mit Moosdach den Bestrebungen für zusätzliche Mikroklimata in der Stadt Rechnung getragen wurde“, heißt es im Antrag.
„Die Vorteile der Rasengleise gegenüber klassischen Gleisformen überwiegen deutlich und können in Leipzig ebenfalls einen kleinen Beitrag zur u. a. von der Stadtverwaltung angestrebten Klimaneutralität beitragen.“
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Keine Kommentare bisher
Absolut zu begrüßen!
Diese Maßnahme wäre ein streckenseitiger Aspekt zur Lärmminderung, neben den fahrzeugtechnischen Möglichkeiten wie häufigere Wartung (Abdrehen der Räder), besseres Antiblockiersystem (betrifft z.B. Mitteldrehgestell Rumpelliner sowie Niederflur-Anhänger) oder vielleicht auch besserer Dämmung der Fahrzeuge (vor allem der Getriebe). Auch sowas kann man gern angehen. Wenn es dafür das Jugendparlament braucht, von mir aus auch das…
Die TU-Dresden hat schon zu Rasensorten für solche Zwecke geforscht, die mit wenig Wasser auskommen. In Gera gibts Erfahrungen mit einem Rasenbewässerungswagen. Es gibt viele Erfahrungen in anderen Städten zum Thema Rasengleis. Leider haben die LVB sowas bisher oft für nicht umsetzbar gehalten, was in anderen Städten normal ist.