Klimaneutral bis 2030 – das wird für eine Menge Menschen ein gründliches Umdenken mit sich bringen. Und zu diesen Menschen gehören auch Stadträt/-innen und Verwaltungsmitarbeiter/-innen. Auch in Leipzig, das zwar gut ist im Schreiben von Konzepten zum Klimaschutz. Aber wie wird so eine 600.000-Einwohner-Stadt bis 2030 klimaneutral? Gemeinsam mit 99 anderen europäischen Städten wird es vielleicht klappen.
Denn Leipzig hat erfolgreich am EU-Aufruf „100 klimaneutrale und intelligente Städte bis 2030“ teilgenommen und ist damit ab sofort eine von 100 europäischen Modellkommunen, die auf dem Weg zur Klimaneutralität durch die Europäische Union individuell beraten und unterstützt werden. Wie die Europäische Kommission am Donnerstag, 28. April, mitteilte, hatten sich 362 Städte für eine Teilnahme qualifiziert, darunter auch 30 deutsche Städte. Unter die TOP 100 haben es neben Leipzig noch Aachen, Dortmund, Dresden, Frankfurt/Main, Heidelberg, Mannheim, München und Münster geschafft.
„Die Zusage als Modellkommune für die EU-Mission freut uns sehr. Es erfordert von uns allen, unseren Weg zur Klimaneutralität als gesamtgesellschaftliche Aufgabe tatkräftig anzugehen und untermauert unser klares Bekenntnis zu kommunaler Verantwortung – denn der Kampf gegen den Klimawandel wird in den Städten und deren Regionen entschieden“, kommentierte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung den Zuschlag.
Die entscheidende Weiche hat in den vergangenen vier Jahren der Stadtrat gestellt, der die Verwaltung auch zu einigen Entscheidungen drängte, die aus Verwaltungssicht gar nicht so drängend schienen.
Doch genau diese Grundsatzbeschlüsse zählt das Dezernat Umwelt, Klima, Ordnung und Sport jetzt auf, um zu betonen, welche Schritte Leipzig schon gegangen ist: Ausrufung des Klimanotstands 2019, Einrichtung eines Referates für Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz im Jahr 2021, Verabschiedung einer nachhaltigen Mobilitätsstrategie 2030 im Jahr 2018 oder den Green City Plan (2017). Womit die Ratsversammlung in den letzten Jahren bereits wichtige strategische Grundlagen geschaffen hat, die Klimaneutralität tatsächlich anzustreben.
Gleichzeitig setze die Stadt in EU-Projekten wie SPARCS und EfficienCE als Leuchtturmstadt bereits erste Projekte einer klimaneutralen Stadt um, betont das Umweltdezernat.
Die Modellkommunen sind nun dazu angehalten, zusammen mit der Bürgerschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und zivilgesellschaftlichen Akteuren einen Klimastadt-Vertrag auszuarbeiten, der Projekte und Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität enthält und die gemeinsame Verpflichtung widerspiegelt.
„Neben dem Energie- und Klimaschutzprogramm 2030, dessen Maßnahmen und Handlungsschwerpunkte maßgeblich durch die Verwaltung erarbeitet und umgesetzt werden, eröffnet sich mit dem Klimastadt-Vertrag eine herausragende Chance für die Stadtgesellschaft, sich aktiv in den kommunalen Klimaschutzprozess einzubringen und selbstverantwortlich einen Beitrag zur Umsetzung von Maßnahmen zu leisten“, meint Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal.
Städte nehmen ungefähr 3 Prozent der Landfläche der Erde ein, produzieren aber über 70 Prozent der Treibhausgasemissionen. Schätzungen zufolge werden bis zum Jahr 2050 beinahe 85 Prozent der Menschen in Europa in Städten leben.
Durch die Mission „Klimaneutrale und intelligente Städte“ werden 100 europäische Städte, die bis 2030 klimaneutral werden wollen, unterstützt und etwa beim Zugang zu Finanzhilfen gefördert sowie zu Versuchs- und Innovationszentren als Vorbild für alle europäischen Städte gemacht.
Jede der 100 zukunftsorientierten Städte wird einen Klimastadt-Vertrag unterzeichnen, über eine Missionsplattform mit anderen Kommunen in den Austausch treten, ein Missionssiegel erhalten um Synergien mit anderen Programmen zu ermöglichen und durch maßgeschneiderte Hilfe bei der Finanzierung die Ideen aus der Bürgerbeteiligung umsetzen. Dabei stehen die Stadtbewohner im Mittelpunkt – sie sind Produzenten, Verbraucher, politische Akteure oder Touristen und haben enormen Einfluss auf Umwelt und Klima. Dank des Klimastadt-Vertrags sollen die Menschen eine aktive Rolle spielen und neue Plattformen für ihr Handeln erhalten, betont die Verwaltung.
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