Das gab schon im Vorfeld ordentlich Clinch vor allem zwischen Linken und Grรผnen. Unsozial und falsch rief unter anderem Thomas Dudzak, immerhin ehemaliger Landesgeschรคftsfรผhrer der sรคchsischen Linken und Jรผrgen Kasek (Grรผne) verรถffentlichte auf der L-IZ.de ein Plรคdoyer dafรผr, dass in Leipzig der Baum- und Umweltschutz generell und vor allem im Auwald endlich in den Mittelpunkt allen Handelns gerรผckt werden mรผsse. Beides irgendwie richtig und dennoch im Widerstreit angesichts des Motodroms am Cottaweg 11, welches die Grรผnen gern woanders ansiedeln wรผrden, als zwischen Elsterbecken, Hans-Driesch-StraรŸe und Kleiner Luppe im Auwald.

Schon zu Jahresbeginn 2022 hatte der unmittelbar hinter dem Trainingszentrum von RB Leipzig ansรคssige โ€žMC Post Leipzig e. V.โ€œ Alarm geschlagen und angekรผndigt, sich nicht aus dem Paradies an zentraler Lage mit guter Anbindung und Umgebungsgrรผn vertreiben lassen zu wollen.

Wie bei jedem Sportverein in der Stadt leiste man hier viel ehrenamtliche Arbeit, Tradition habe man auch seit 1975 und ungerecht sei es auch, hier eventuell zukรผnftig keine Speedway-Runden mehr drehen zu kรถnnen, Nachwuchs auszubilden und als eine von zwei sรคchsischen Rennstrecken als Talentstรผtzpunkt des Landessportbundes zu fungieren.

Das war etwa der Zeitpunkt, als der erste VorstoรŸ der Grรผnen im Stadtrat kursierte und vorschlug, โ€žein Ende der Motodrom-Nutzung im Leipziger Auwald zu finden, um das Gelรคnde anschlieรŸend zurรผckzubauen, zu renaturieren und so dem Auwald zurรผckzufรผhren.โ€œ

Weiterhin solle unter Rรผcksprache mit allen Beteiligten vor Ort sowie mit den Landes- und Bundesfachverbรคnden des Motorsports gemeinsam eine neue Strecke in Leipzig gefunden werden. Vielleicht dann nicht mehr so zentral, nicht im Auwald und auch โ€žfernab anderer Schutzzonenโ€œ.

Im Kern also der Vorschlag, dem Motodrom eine andere Heimat an einem weniger grรผnen Ort unter Sanierung eines eigentlich geschรผtzten Waldgebietes zu suchen, in welchem hier jedoch aktuell eher Baurรผckstรคnde im Boden liegen. Ein Ende der Rennfahrerei wรผrde jedoch auch dieser Vorschlag nicht beinhalten.

Varianten eines nahenden Umzuges?

Mit Jens Lehmann (CDU), Christopher Zenker (SPD), Sven Morlok (FDP) und Dr. Adam Bednarsky (Linke) meldete sich quasi die Hauptriege derer zu Wort, die im Stadtrat maรŸgeblich in Sportfragen unterwegs sind. Der Vorschlag der vier Stadtrรคte lautet, man solle einen ordentlichen Pachtvertrag mit dem MC Post Leipzig e. V. abschlieรŸen und darin eine Klausel verankern, welche โ€žder Zweckbindungsfrist nicht zuwiderlรคuft, aber eine mรถgliche vorzeitige Beendigung des Pachtverhรคltnisses ermรถglichtโ€œ.

HieรŸe, wenn es denn so gemeint sei: Findet sich ein alternativer Standort, kรถnnte die Stadt den Umzug durch eine Kรผndigung des Pachtvertrages herbeifรผhren. Etwas, was der SPD-Fraktion nicht weit genug ging, weshalb diese in einem weiteren ร„nderungsantrag ergรคnzte, die Stadt solle prรผfen, โ€žob und wie die BMX- und Mountainbikeszene am Standort des Motodroms integriert werden kannโ€œ. In Kombination beider Ideen dennoch kein Ausschluss eines etwaigen Umzuges in der Folgezeit.

Und die Verwaltung selbst schob noch vor der heutigen Sitzung nach: โ€žDer Oberbรผrgermeister wird beauftragt, stรคdtebauliche Rahmenbedingungen fรผr eine ,Potenzialflรคche Motorrennsport` im Stadtgebiet zu prรผfen.โ€œ

In der Summe beinhalteten demnach alle Vorschlรคge die Suche eines alternativen Standortes, je nach Perspektive der Einbringenden mehr oder minder schnell bis gemรคchlich.

Die Debatte am 14. April 2022 im Stadtrat

Jรผrgen Kasek (Grรผne) brachte den Antrag fรผr seine Fraktion ein und betonte gleich zum Beginn, dass er davon ausgehe, dass dieser heute abgelehnt wรผrde. Nein, man wolle an dieser Stelle nicht den ganzen Auwald retten, so Kasek weiter. Aber es gรคbe in Leipzig einfach keine Ausgleichsflรคchen mehr fรผr Stadtgrรผn und Bรคume, wenn in der wachsenden Stadt Bauvorhaben anstรผnden.

Dies habe letztlich Umweltbรผrgermeister Heiko Rosenthal (Linke) in der Mรคrz-Sitzung des Stadtrates einrรคumen mรผssen, als er auf Nachfrage Kaseks in der Tat keine genaue Auskunft darรผber geben konnte, wo nun eigentlich die neuen Bรคume fรผr zudem รถkologisch wertvollere (Alt)Bรคume hinkommen sollen, wenn diese Bauten weichen mรผssen.

Der Nabu Leipzig sprรคche bezogen auf das Stadtgrรผn lรคngst von einer โ€žschrumpfenden Stadtโ€œ. Auch der ร–kolรถwe hatte sich in dieser Woche bereits zu Wort gemeldet und sich entsetzt darรผber gezeigt, wie wenig Gewicht letztlich die Natur im Leipziger Stadtgebiet genieรŸe.

โ€žWir mรผssen als Fraktion zur Kenntnis nehmen, dass die Mehrheit des Stadtrates sich diesem Thema nicht stellen willโ€œ, so Kasek angesichts der ร„nderungsantrรคge, welche er als gegen den der Grรผnen gerichtet ansah.

In Richtung der SPD und der vier beantragenden Stadtrรคte argumentierte der sichtlich erboste Grรผnen-Stadtrat anschlieรŸend, dass man von dieser Seite sogar versucht habe, aus dem Grรผnen-Antrag etwas anderes, nรคmlich gar eine โ€žVerstetigungโ€œ des Zustandes durch Hinzunahme weiterer Aktivitรคten wie Mountainbiking zu versuchen.

Aus Sicht der Grรผnen wรผrde eine Abstimmung also eher dazu beitragen, den Zustand am Cottaweg zu zementieren, also keine Suche nach einem alternativen Standort fรผr das Motodrom auslรถsen.

Mit seiner Rรผcknahme des Ursprungsantrages der Grรผnen-Fraktion entfielen alle weiteren Redebeitrรคge ebenso, wie die Abstimmung und somit eine Lรถsung.

Das Problem, dass sich wohl bei jeder Idee, Grรผnflรคchen und Baumbewuchs in Leipzig โ€“ zumal im und rings um den Auwald โ€“ mehr Geltung und Platz zu schaffen, jemand melden wird, der gewichtige Nutzungen vorzubringen hat, bleibt. Ob es sich beim im Motodrom ausgeรผbten Sport um einen mit hohem Sozialanteil oder nicht eher um ein vereinsgebรผndeltes Privatvergnรผgen handelt, wird wohl zudem Ansichtssache bleiben.

Der Redebeitrag Jรผrgen Kaseks am 14. April 2022 im Stadtrat

Video: Livestream der Stadt Leipzig

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Fรผr mich klingt es (schon wieder) als rede man nur รผber aber nicht mit den Leuten. Die Motorsportler sind dort seit fast einem halben Jahrhundert unterwegs, jetzt beginnt es einige Wenige zu stรถren, sollte das die Basis sein, eine solche Tradition und Sportstรคtte kaputt zu machen? Was genau sind denn die aktuellen und konkreten Auswirkungen auf die Natur? Man kรถnnte ja auch argumentieren, dass sich Flora und Fauna dort seit knapp 50 Jahren an das Motodrom gewรถhnt, d.h. naturkundlich gesprochen angepasst haben. Gibt es Daten, empirische Belege? Und vielleicht wรคre fรผr die LZ auch ein Interview mit den Motorsportlern eine Mรถglichkeit, alle Seiten zu Wort kommen zu lassen, deren Sicht mit Blick auf die Diskussion wรผrde mich sehr interessieren.

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