Das Arbeitsprogramm โLeipzig 2023โ besteht insgesamt aus 30 Vorhaben. Einige davon haben wir bereits ausfรผhrlich vorgestellt. Hier nun ein รberblick รผber andere Vorhaben aus dem Programm.
Stadionumfeld gestalten โ attraktiv fรผr alle
Hier treffen so einige Interessen aufeinander: RB Leipzig, die Leipziger Kleinmesse, das Sportmuseum โ all das mรถchte zukรผnftig auf dem Gebiet rund ums Stadion (weiterhin) Platz finden. Ein zugehรถriger Rahmenplan, der allen Beteiligten gerecht wird, erarbeitet vom Dezernat Stadtentwicklung und Bau, soll noch im ersten Quartal โ22 freigegeben werden. Damit liegt die Verwaltung zwei Jahre hinter dem ursprรผnglich angesetzten Planungsziel.Gut funktioniert hat hingegen die Beteiligung der รffentlichkeit: So war die Verwaltung zu mehreren Terminen mit mobilen Vor-Ort-Stationen im Stadionumfeld prรคsent, um die Meinungen, Interessen, Wรผnsche der Anwohner/-innen und Besucher/-innen des Stadionumfeldes zu erfahren. Auรerdem wurden zwei Akteursworkshops mit stadtweiten und lokalen Akteuren zu den Themen โAttraktive Freirรคume โ hรถhere Wohnqualitรคtโ und โGroรveranstaltungen โ das Stadionumfeld an Veranstaltungstagenโ durchgefรผhrt.
Ein neuer Stadtteil in Heiterblick-Sรผd
In Heiterblick soll auf gut 31 Hektar ein neues Stadtviertel mit rund 50.000 Neubauwohnungen entstehen. Bislang sind nach Angaben des Stadtplanungsamtes vor allem Analysen durchgefรผhrt worden, beispielsweise, welche Arten von Wohnungen oder welche Einkaufsmรถglichkeiten und รถffentlichen Einrichtungen das neue Viertel brauche. Noch in diesem Jahr solle eine Entwicklungsstrategie erarbeitet und dem Stadtrat vorgelegt werden. Nรคchstes Ziel sei, bis 2025 Baurecht zu schaffen.
Nachhaltige Verwaltung fรผr eine klimaneutrale Stadt
Zwei Zahlen: 2035, in diesem Jahr mรถchte die Verwaltung klimaneutral sein. 2050 soll die gesamte Stadt โfolgenโ. Die wichtigste Handlungsstrategie um diese Vorhaben in die Tat umzusetzen, das Klima-Sofortmaรnahmenprogramm, beschloss der Stadtrat 2020.
Die Beschlรผsse des โHandlungsprogramm Klimaneutrale Stadtverwaltungโ sowie des โEnergie- und Klimaschutzprogrammโ, die fรผr 2021 vorgesehen waren, stehen derzeit noch aus. Darin vorgesehen sind nicht nur Maรnahmen zur CO2-Reduzierung, sondern auch Kompensationszahlungen, wenn notwendig. Bis 2023 sollen mรถgliche Szenarien zur klimaneutralen Stadt 2050 entwickelt werden.
Ein groรer Knackpunkt dabei ist laut Verwaltung der Verkehrs- und Gebรคudebereich โWir stehen hier vor immensen Herausforderungen, die nicht allein auf kommunaler Ebene, sondern nur im Zusammenspiel verschiedener Politikebenen gelรถst werden kรถnnen.โ Dafรผr funktioniert es verwaltungsintern schon recht gut: โWir haben unseren Fuhrpark konsequent auf Car-Sharing-Angebote umgestellt. Auch die verwaltungsinterne Postzustellung erfolgt zum groรen Teil per Lastenrad und damit klimaneutral.โ
Die Pleiรe ans Licht holen
Eine komplette รffnung des Pleiรemรผhlgrabens bis 2030 โ so das ehrgeizige Vorhaben der Verwaltung. โMit der Realisierung kรถnnen vielfรคltige wasserwirtschaftliche, touristische, รถkologische und stรคdtebauliche Effekte zum Tragen kommenโ, heiรt es dazu im Arbeitsprogramm 2023.
Im Dezember 2021 legte die Verwaltung einen Planungsbeschluss vor, der aufbauend auf dem Stadtratsbeschluss von 2019 vorsieht, den Graben im Abschnitt zwischen Kรคthe-Kollwitz-Straรe und Ranstรคdter Steinweg offenzulegen. Noch im ersten Quartal 2022 soll der Stadtrat รผber den Beschluss abstimmen. Gibt es grรผnes Licht durch das Stadtparlament, werden die entsprechenden Planungsleistungen ausgeschrieben und in Auftrag gegeben.
Parkbogen Ost: Stรผck fรผr Stรผck mehr spazieren
Park-, Rad- und Fuรwege sollen den Leipziger Osten auf dem stillgelegten inneren S-Bahn-Ring umschlieรen. Der Flรคchenerwerb habe viel Zeit gekostet und das komplexe Projekt kรถnne nur in Abschnitten gebaut werden, erklรคrt das Amt fรผr Wohnungsbau und Stadterneuerung. Bislang werde der Plan, den die Fรถrdermittel vorgeben, eingehalten.
Einige Teile, wie der Lene-Voigt-Park und die Anger-Crottendorfer Bahnschneise, sind bereits geรถffnet. Das Sellerhรคuser Viadukt ist saniert. In den nรคchsten Jahren sollen laut Amt weitere Brรผcken und der Sellerhรคuser Bogen erneuert werden. Dann sei die Nordspange zwar noch nicht fertig, aber der Bogen bis zum Hauptbahnhof begehbar.
Nachhaltige Mobilitรคt: Die Innenstadt der Zukunft
Seit 2018 hat Leipzig eine Mobilitรคtsstrategie, die Rad-, Fuร-, รถffentlichen Personennahverkehr und Carsharing attraktiver machen soll. Dafรผr sollen nun konkrete Maรnahmen entstehen. Eine ist das 2021 vorgestellte โStadtraumkonzept erweiterte Innenstadtโ, das den Promenadenring mit den umliegenden Gebieten verbindet. Ziel sei, โqualitativ hochwertige รถffentliche Rรคume entstehen zu lassenโ. Wie die Innenstadt und Mobilitรคt der Zukunft aussehen, beantwortete die Stadt bis zum Redaktionsschluss nicht.
Festivallandschaft: Neue Konzepte fรผr Klassik
Die Potenziale der Musikstadt Leipzig sollen weiter ausgebaut werden: durch โStรคrkung und Optimierungโ des Bachfestes sowie โGewandhaus- und Opernfesttageโ und รคhnliche Veranstaltungsformate.
Fรผr das Bachfest ist unter anderem die Einwerbung von mehr Drittmitteln und die Erhรถhung des Anteils kostenpflichtiger Veranstaltungen geplant, so das Kulturdezernat gegenรผber der LZ. Ab 20. Juni 2022 sollen die Wagner-Festtage beginnen, je nach Entwicklung der Pandemie liegen laut Stadt Hygienekonzepte vor.
Forum Recht: Ein Ort fรผr den Rechtsstaat
Ein โForum Rechtโ auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz soll die โรผberragende Bedeutung des demokratischen Rechts als zivilisatorischen Standardโ vermitteln. Dies soll in Gestalt eines Informations-, Kommunikations- und Diskussionsforums mit freiem Eintritt geschehen, welches das Recht als Voraussetzung der Demokratie begreifbar macht.
Das konkrete Konzept befindet sich laut der Stadt in der Erarbeitung. Trรคgerin ist die bundesunmittelbare โStiftung Forum Rechtโ, die Baukosten von 70 Millionen Euro รผbernimmt der Bund. Die Stadt geht derzeit von einer Umsetzung bis 2030 aus.
Neue Groรsporthalle: Sportmagnet Leipzig
Im Mรคrz vor drei Jahren meldete Leipzig erstmals den Bedarf fรผr eine neue Sporthalle an, die verschiedene Formate einschlieรlich des Zukunftsfeldes โe-Sportโ abdecken soll. Noch unklar ist die Standortentscheidung โ nach letztem Stand wird nicht mehr die Alte Messe, sondern das Neue Messegelรคnde angestrebt.
Hier wiederum stehen entweder die Umfunktionierung einer schon bestehenden Halle oder ein kompletter Neubau zur Diskussion. Dieser soll etwa 10.000 Besuchern Platz bieten, die Inbetriebnahme ist zur Handball-WM 2027 geplant. Kostenkalkulation: 88 Millionen Euro.
Digitale Stadt: Breitbandausbau
Im Dezember 2020 posierten Vertreter/-innen der Stadtverwaltung mit Glasfaserkabeln vor dem Neuen Rathaus, um den Start des Projekts โErweiterter Breitbandausbauโ zu symbolisieren. Bis Mai 2023 will Leipzig alle Schulen ans Glasfasernetz angeschlossen haben, auรerdem soll der komplette Ortsteil Hohenheida-Gottscheina im Nordosten Leipzigs und mehrere im Stadtgebiet verteilte Straรenzรผge Zugang zu schnellem Internet bekommen.
Die Auftrรคge fรผr den Ausbau erteilte die Stadt an PลธUR Business (HLKomm) und Vodafone. Insgesamt sind 23 Millionen Euro fรผr diese neue Phase des Breitbandausbaus in Leipzig vorgesehen, davon kommt ein Groรteil aus den Tรถpfen des Breitbandfรถrderprogramms von Bund und Freistaat. Laut Stadtverwaltung haben die ersten Schulen bereits passiven Anschluss ans Glasfasernetz, eine genaue Zahl wird nicht genannt. Man befinde sich im Zeitplan, so die Antwort des Stadtsprechers.
Damit Privathaushalte Zugang zum Highspeed-Internet bekommen kรถnnen, sind Nutzungsvertrรคge mit den Eigentรผmern nรถtig, auf deren Grundstรผcken Kabel verlegt werden sollen. Die Zahl der bisher vorliegenden Vertrรคge ist laut Digitaldezernat zufriedenstellend.
Flรคchenmanagement neu (und effizient) denken
Geeignete Standorte fรผr kommunale Bauvorhaben finden und Flรคchen effizienter zuteilen: Das sind die Hauptziele der Stadt Leipzig im Bereich Flรคchenmanagement. Bis Ende 2021 sollte eine IT-Infrastruktur innerhalb der Stadtverwaltung aufgebaut werden, die eine effizientere Planung von stรคdtischen Bauprojekten ermรถglichen soll.
Hierzu wurde laut Stadt die bereits verfรผgbare Geodateninfrastruktur der Verwaltung um neue Funktionen und Daten ergรคnzt und neue Soll-Prozesse integriert. Derzeit werden die Ablรคufe in einer Pilotphase รผberprรผft und optimiert, erklรคrt ein Stadtsprecher. Der Produktivbetrieb solle โzeitnahโ beginnen.
Am Beispiel einer Schule lรคsst sich die kommunale Suche nach und Zuteilung von geeigneten Standorten veranschaulichen. Zuerst meldet das Amt fรผr Schule dem Liegenschaftsamt den konkreten Flรคchenbedarf anhand bestimmter Parameter wie beispielsweise die Grundstรผcksgrรถรe. Das Liegenschaftsamt gleicht diese Parameter mit den existierenden Daten zu Flurstรผcken und der neu geschaffenen Standortdatenbank ab.
Die Standorte, die fรผr den Bau der Schule infrage kommen, durchlaufen dann einen mehrstufigen Auswahlprozess. Dabei werden fachliche Stellungnahmen anderer รmter berรผcksichtigt, die Einschรคtzung des Amtes fรผr Schule eingeholt und ausgewertet sowie eine Prรผfung durchgefรผhrt, ob der Standort fรผr andere, noch nicht gemeldete Bedarfe benรถtigt wird.
Strukturwandel Braunkohle: 3D-Druck hat Zukunft
Leipzig ist Teil des mitteldeutschen Braunkohlereviers, in dem rund 2.800 Arbeitsplรคtze direkt von der Braunkohle abhรคngig sind. Das im August 2020 in Kraft getretene Strukturstรคrkungsgesetz der Bundesregierung soll Gelder zur Verfรผgung stellen, die die wirtschaftlichen Folgen des Braunkohleausstiegs abfedern sollen.
Unter anderem mit diesen Geldern will Leipzig 3D-Druckzentren in der Region etablieren. Das Strukturstรคrkungsgesetz sieht allerdings keine direkte Fรถrderung von Firmen vor, weshalb die Stadt รผber Umwege alternative Wirtschaftszweige implementieren will. Einer dieser Umwege ist der 2019 gegrรผndete Verein Building3D e.V., der stรคdtisch gefรถrdert wird.
Die Mitgliederliste von Building3D umfasst verschiedene Unternehmen und Forschungseinrichtungen, beispielsweise die Hochschule fรผr Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK), der Plasma- und Lasertechnologienentwickler Oscar oder der Magdeburger 3D-Spielzeugentwickler TinkerToys. Der Verein soll eine Plattform sein, auf der sich Forschungseinrichtungen und Firmen vernetzen und gemeinsame 3D-Druckprojekte realisieren.
Ein weiterer Umweg, den die Stadt geht, um Arbeitsplรคtze im Bereich Digitales zu schaffen, ist das Projekt Medical Forge. Es berรคt und unterstรผtzt Startups unter anderem im Bereich des medizinischen 3D-Drucks. Bis Ende November konnten sich Unternehmen um eine Fรถrderung bewerben. Laut Wirtschaftsdezernat haben sich die ersten acht Teams gerade im Auswahlverfahren herauskristallisiert. Im Februar soll das zwรถlfmonatige Programm starten.
Alle Artikel zum Arbeitsprogramm 2023 zum Nachlesen
โVom Stadionumfeld bis zum Strukturwandelโ erschien erstmals am 28. Januar 2022 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 98 der LZ finden Sie neben Groรmรคrkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehรคndlern.
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