Vielleicht ist es ja auch zu kompliziert. Man hat das nicht gelernt mit der regionalen Produktion und der Stärkung regionaler Erzeuger. Den Lebensmittelmarkt haben bisher immer nur die großen Einzelhandelsketten bespielt. Da traf wohl ein Stadtratsbeschluss von 2017 auf eine weitere Leerstelle in Leipzigs Verwaltung, von der man bis heute nichts gemerkt hat, weil sie schlicht keinen Pieps von sich gibt.

Zuletzt kam das Thema 2019 auf, als die Verwaltung angefragt wurde, ob sie ihre Pächter mit Verträgen zu ökologischer Landwirtschaft anhält. Die Stadt verpachtet ja eine Menge Flächen im Stadtgebiet und darüber hinaus. Doch obwohl der Stadtrat diese ökologischen Kriterien seit über zehn Jahren anmahnt, ist nichts passiert. Stattdessen redete sich die Verwaltung damit heraus, dass man bestehende Verträge ja immer nur verlängert habe.Da ist es eigentlich auch logisch, dass man schlicht keine Ansprechpartner und kein Netzwerk hat, ein regionales Vermarktungsnetz für biologische Produkte aufzubauen.

Das könnte man zumindest mutmaßen. Denn dass da nur lauter Schweigen aus den höheren Sphären der Verwaltung kommt, animiert jetzt die Grünen-Fraktion im Leipziger Stadtrat zu einer recht nachdrücklichen Anfrage.

„Die biologische Landwirtschaft bietet viele Vorteile für Ressourcen-, Umwelt- und Klimaschutz und leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Ernährung. Die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen hat zwei Initiativen dazu eingebracht, wie Bio-Produkte seitens der Stadt Leipzig stärker gefördert werden können“, stellt die Fraktion in ihrer Anfrage fest.

„Im November 2017 wurde der Antrag ‚Regionale Bioprodukte kommunal fördern‘ (VI-A-02900-NF-02-VSP-01) beschlossen. Der OBM wurde vom Stadtrat darin u.a. damit beauftragt ein Konzept zur ‚Stärkung des regionalen und biologischen Lebensmittelmarktes und gesunder Ernährung in Leipzig‘ zu erarbeiten. Im Mai 2019 gab es einen Ratsbeschluss zum Antrag ‚Siegel für regionale Bioprodukte entwickeln‘ (VI-A-07010-VSP-01). Die Stadt Leipzig ist dem Bio-Städte-Netzwerk beigetreten. Darüber hinaus sind uns leider keine Ergebnisse der Beschlussumsetzung bekannt.“

Damals war es das Umweltdezernat, das keine rechte Lust auf ein regionales Bio-Siegel hatte.

Das Ergebnis ist: Seit 2017 landeten so ziemlich alle Stadtratsanträge zum Thema ökologische Landwirtschaft in einem Nirwana, wo dann scheinbar gar nichts mehr passiert und auch kein Echo zu hören ist, ob die Anträge vielleicht auf dem Grund des Brunnens aufgeschlagen sind.

Und so stellt die Grünen-Fraktion zur nächsten Ratsversammlung gleich mal ein Paket eindringlicher Nachfragen:

1)      Wann wird das Konzept zur „Stärkung des regionalen und biologischen Lebensmittelmarktes und gesunder Ernährung in Leipzig“ vorgelegt?

2)      Welchen Anteil haben nachhaltige Speisen und Getränke (bio, regional, fair) bei Leipziger Marktereignissen und wie wird versucht ein Mindestangebot dieser Produkte sicherzustellen?

3)      Wird das Ziel der freiwilligen Selbstverpflichtung, mind. 20 % Bio-Produkte aus möglichst regionaler Herkunft bei der Lebensmittelverwendung und -verwertung in der Stadtverwaltung sowie in den Eigenbetrieben einzuführen, erreicht? Bitte aufschlüsseln nach Schulen, Kitas, Krankenhäusern, Pflegeheimen und sonstigen städtischen Versorgungseinrichtungen. Falls das Ziel verfehlt wird, welche Gründe stehen einer umfänglichen Umsetzung entgegen? Wie kann das Ziel künftig erreicht werden?

4)      Wie gestaltet sich die Entwicklung eines „Leipziger Regionalsiegels“ für nachhaltige/ökologische Produkte?

5)      Maßnahme 19 im Sofortmaßnahmenprogramm zum Klimanotstand sieht eine Förderung des Ausbaus regionaler Wertschöpfungsketten im Ernährungs- und Landwirtschaftsbereich vor. Wie positioniert sich die Stadt Leipzig vor diesem Hintergrund zu dem Förderprogramm der Bio-Regio-Modellregionen des Sächsischen Staatsministeriums für Energie, Klima, Umwelt und Landwirtschaft?

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