Am Mittwoch, 13. Oktober, entschied der Leipziger Stadtrat auch über ein Stück Bürgerengagement, das längst überall im Stadtgebiet zu sehen ist: Vor ihren Häusern bepflanzen und begrünen viele Leipziger/-innen die sonst immer kahlgeschorenen Baumscheiben der Straßenbäume. „Geht so nicht“, schallte es zeitweise aus der Verwaltung. Doch die Umweltverbände erwiderten: Geht sehr wohl, tut sogar Not in einer Stadt, die Klimaschutz und Artenvielfalt ernst nimmt.

Es war die Linksfraktion, die dieses ungelöste Dilemma endlich lösen wollte und einen Antrag stellte, die Sache auch rechtlich zu klären. Denn das, worauf sich die Stadtreinigung Leipzig berief, die die Säuberung der Baumscheiben als Auftrag vergibt, war keine wirkliche Erklärung. Die Herstellung der Verkehrssicherheit kann nicht wirklich als Begründung herhalten, dass die Erdflächen rund um die Straßenbäume immer wieder völlig von Vegetation befreit und glattgeharkt werden, sodass dort nichts grünt und blüht und auch Insekten keine Nahrung finden.Das Anliegen wurde auch im zuständigen Umweltausschuss intensiv diskutiert, die Stadtreinigung nahm Stellung, ging auch erstmals auf das Thema Biodiversität ein und das durchaus nicht mehr unwichtige Thema des Austrocknens der Böden. Geändert werden muss eigentlich nur die Ausschreibung für die Firma, die mit der Pflege der Baumscheiben beauftragt ist.

Von denen es – wie Michael Neuhaus als einbringender Redner für den Linke-Antrag betonte – in Leipzig immerhin 18.600 gibt. Das ist eine Menge Arbeit und eine Menge Fläche, locker vergleichbar mit der Fläche der größten Parks in der Stadt.

Aber anders als es die AfD-Fraktion mutmaßte, bedeutet das nicht, dass die beauftragte Firma nun besondere Vorqualifikationen in Sachen Biodiversität mitbringen muss. Das hat im Grunde ein Grünen-Antrag aufgegriffen, der das Ausschildern der betreuten Baumscheiben zum Thema hat. Was man ja – adäquat zu den Leipziger Baumpatenschaften – auch mit kleinen Plaketten sichtbar machen kann, die – in einheitlicher Gestaltung – zeigen, dass diese Baumscheibe in Pflege ist und das Grün darauf eben kein Wildwuchs, sondern bewusste Gestaltung.

Gern auch direkt mit Stadtreinigung und Verwaltung abgestimmt, wie Grünen-Stadtrat Norman Volger betonte. Denn fachkundige Leute gibt es dort genug. Man kann als Bürger also auch nachfragen.

Und dass das AfD-Argument von der Mehrarbeit Quatsch ist, erklärte dann auch noch Piraten-Stadtrat Thomas Köhler. Denn wenn die Baumscheiben mit Plaketten ordentlich beschildert sind, wissen die Pflegekräfte, dass sie hier kein Grün und Wurzelwerk beseitigen müssen. Sie haben also letztlich sogar weniger Baumscheiben zu betreuen.

Und Grünen-Stadträtin Annette Körner wies zu Recht darauf hin, dass das wirklich mal ein Antrag war, der echtes Bürgerengagement aufgriff und ermöglichen soll. So verblüffte es dann freilich auch nicht, dass die beiden Fraktionen, die es mit Bürgerengagement nicht so haben, gegen den Antrag stimmten: AfD und CDU.

Was eben trotzdem hieß, dass der Antrag – in den auch der Änderungsantrag der Grünen integriert wurde – mit 45 : 20 Stimmen angenommen wurde.

Und ein Plädoyer für die viel zitierte Leipziger Mischung (die ja auch bei den Blühstreifen in den Leipziger Parks zum Einsatz kommt) gab es auch noch. Denn sie enthält verschiedenste heimische Blühpflanzen, die in der natürlichen Abfolge der Jahreszeiten blühen und den Insekten länger Nahrung geben als die beliebten Stiefmütterchen.

Die Debatte vom 13.10.21 im Stadtrat

Video: Livestream der Stadt Leipzig

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