2019 hat Leipzigs Verwaltung den umstrittenen neuen Lichtmasterplan beschlossen, der nicht einmal ansatzweise eine spürbare Verringerung der Lichtverschmutzung in Leipzig in Aussicht stellt. Stattdessen wurden dutzende weitere Gebäude dazu ausersehen, nachts mit grellen Strahlern inszeniert zu werden. Und die SPD-Fraktion vermisste berechtigterweise, dass von Solarlampen im Plan gar keine Rede war.

Dem entsprechend stellte die Fraktion jetzt eine entsprechende Stadtratsanfrage, den die Umstellung auf LED-Beleuchtung hatte Leipzigs Verwaltung ja auch mit der künftigen Stromersparnis begründet. Warum aber wird dann nicht einfach Solarenergie genutzt?

Es fehlt an anwendbaren Technologien

Im Lichtmasterplan für den öffentlichen Raum der Stadt Leipzig lässt sich noch keine Intention zur Beschaffung solarbetriebener Straßenbeleuchtung erkennen“, stellte die SPD-Fraktion in ihrer Anfrage fest. „Die Möglichkeiten der Senkung des Strombedarfs sind mit Straßenbeleuchtung auf Solarbasis vielfältig und sollten bei zukünftigen Planungen in Betracht gezogen werden. Eine regelmäßige Überprüfung der neuesten Entwicklungen gerade im Segment der Leuchtmittel ist im Masterplan vorgesehen, weshalb wir auf die Möglichkeiten solarbasierter Straßenbeleuchtung aufmerksam machen wollen.“

Aber irgendwie gilt auch 2021 noch immer, was auch schon bei der Vorstellung des Lichtmasterplans 2019 galt: Man findet irgendwie keine anwendbaren Technologien in den Anbieterkatalogen.

Erste Anlagen sollen schon in der Planung sein

„Inwiefern können Solarlaternen, die autark einsatzfähig sind, in Leipzig genutzt werden, sei es in der Wege- bzw. Straßenbeleuchtung in öffentlichen Bereichen der Stadt, in Parks oder privaten Wegen?“ hatte die SPD-Fraktion gefragt.

„Der Einsatz von Solarenergie für die öffentliche Beleuchtung ist zweifelsohne ein Beitrag zur Reduzierung von CO2-Emissionen“, betont das Stadtplanungsamt, dem auch die Abteilung Stadtbeleuchtung untersteht.

Und man tastet sich ja sogar schon vor: „Aktuell testet die Abteilung Stadtbeleuchtung den Einsatz unterschiedlicher Produkte, um die Eignung für die zu erfüllenden Beleuchtungssituationen zu prüfen. In Kombination mit einer dynamischen Beleuchtung sind Solarleuchten u. E. grundsätzlich geeignet, um in lichtempfindlichen Bereichen (Lichtmasterplan) die Verkehrssicherheit von Rad- und Schulwegen zu gewährleisten. Die ersten Anlagen befinden sich im Planungsansatz.“

Umrüstung ist weniger leicht als man meint

Aber warum es zumindest beim aktuellen Stand der Solartechnik scheitert, Leipziger Straßenlaternen auf Solar umzurüsten, wird deutlich, wen das Stadtplanungsamt auf die nächste SPD-Frage antwortet: „Welches Potenzial sieht die Stadt in dieser Technologie für die Beleuchtung des öffentlichen Raums?“

Immerhin sehen Forscher ja ein riesiges Potenzial darin, etwa ganz Afrika mit Solarlampen auszurüsten. Warum dann nicht auch Leipziger Straßenlaternen?

„Das Potenzial, diese Technologie flächendeckend einzusetzen, ist zurzeit noch nicht gegeben, da die technischen Anforderungen sich noch in der Praxis bewähren müssen. Versorgungssicherheit (zuverlässiger Betrieb) in den Dunkelstunden bei jedem Wetter über einen Zeitraum von 25 Jahren. Speicherung der Energie und Unterbringung der Batterien, teilweise in dem unterirdischen Bauraum“, zählt das Stadtplanungsamt die Unsicherheiten der neuen Technik auf.

„Da dieser Bauraum im dicht bebauten Stadtgebiet wegen des Leitungsbestandes nicht ohne weiteres zur Verfügung steht, orientiert die Abteilung Stadtbeleuchtung auf einen Einsatz in städtischen Rand- und Außenbereichen.“

Man würde also zu jeder Laterne Solarpaneel und Speicher brauchen.

Produkte selten und sehr teuer

„Für den Einsatz an Hauptverkehrsstraßen eignen sich die von uns getesteten Produkte nicht“, betont das Stadtplanungsamt. „Die Gründe dafür sind die hohen Anschaffungskosten, die zuverlässige Speicherung der Energie und die Leuchten in die Zentralsteuerung der Stadt Leipzig einzubinden. Aber auch gestalterische Aspekte spielen dabei eine Rolle. Die meisten Solarleuchten benötigen ein separates Solarpanel, das bezogen auf die Beleuchtung von Straßenzügen und Plätzen als zusätzliches Element den öffentlichen Raum prägt.

Und weiter: „Im denkmalpflegerisch und städtebaulich sensiblen Bereich sollten daher Solarleuchten eingesetzt werden, deren Solarzellen in den Mast integriert sind und sich von gewöhnlichen Mastleuchten nicht wesentlich unterscheiden. Aktuell sind solche Produkte vergleichsweise selten und kostenintensiv.“

Autonomer Solarbetrieb ist derzeit keine leuchtende Idee

Aber man könnte die Solarlampen ja auch als Stromquellen nutzen. Oder etwa nicht? Das steckte in der dritten SPD-Frage: „Wie bewertet die Stadtverwaltung die Möglichkeit, die überschüssige Energie dem Stromnetz zur Verfügung zu stellen, um auch auf diese Weise mit einem flächendeckenden Solarnetz zum Gelingen der Energiewende beizutragen?”

Aber was auf den ersten Blick so simpel erscheint, ist nicht wirklich praxistauglich. Was das Stadtplanungsamt so erklärt: „Die Versorgung der öffentlichen Beleuchtung mit Solarenergie wurde bereits in einer HTWK-Studie untersucht. Die dafür erforderlichen Flächen für Solarmodule sowie die notwendige Infrastruktur der Netze sind gegenwärtig nicht wirtschaftlich umsetzbar. Die Energie, die gegenwärtig von Solarleuchten gespeichert wird, wird in den Dunkelstunden für den Eigenbetrieb verbraucht.“

Ein autonomer Solarbetrieb ist also für die 54.814 Leuchten im öffentlichen Raum (Stand 2019) keine Lösung. Der reine Materialaufwand wäre viel zu hoch und zu teuer. Punktuell machen sie möglicherweise Sinn. Jetzt kann man abwarten, was die Abteilung Stadtbeleuchtung bei ihren Tests als Ergebnis verzeichnet und ob es dann in einzelnen Parkanlagen oder Ortsteilen am Stadtrand einige Solarlampen geben wird.

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Es gibt 7 Kommentare

Danke an Herrn Julke für die Links von 2021. Richtig, das hatte ich auch gelesen und schon wieder vergessen – stimmt.

Und erfreulich, dass es da ein Umdenken gegeben hat auf eine Selbstverständlichkeit hin:
Ich bezog mich nämlich auf eine “Geschichte” in den frühen Zehner(?)jahren, wo eben so ein Plan noch torpediert wurde. Mit einem grünen Stadtpolitiker hatte ich deshalb sogar einen kleinen Mailverkehr, weil ich protestiert hatte.

Es ist halt eine dieser Ideen, bei der mit viel Material / Aufwand / Systemkomplexität ein einfaches System ersetzt wird, weil man mit guten Willen eine “smarte”, vermeintlich bessere Lösung hatte.

Bei ausreichend großer Solarpanelfläche um die Energie tagsüber zu sammeln, einem ausreichend großen Akku, der auch im kalten Winter genug Energie bereithält für die Nacht (abrufbare Kapazität sinkt rapide, wenn es kalt wird), sowie einer Lade- und Entladeelektronik geht das sicher. Der Wikipedia-Artikel “Solarstraßenbeleuchtung” zeigt Beispielbilder. Außerdem macht eine Funkkommunikation Sinn, damit nicht jede Laterne für sich angeht, oder eben auch nicht. Das sind ganz schön viele komplexe Systeme, die dann in jeder Laterne eines Straßenzuges drin sind. Ob das materialökonomisch Sinn macht bezweifle ich, von der Wartungsfreundlichkeit mal ganz abgesehen. Im Zweifel wird vermutlich das ganze, hochintegrierte System ausgetauscht, wenn was kaputt ist.

Ich bin da aber völlig bei Stefan (bis auf das Trollwort), dass vorhandene Erdkabel doch bitte einfach genutzt werden können. Eine simple Technik, von mir aus mit “grünem” Strom gespeist, oder aus einem zentralen Akku in Sonderfällen. Wenn in einer Straße dann 20x diese komplexen autarken Systeme stehen wird es doch nicht besser als jetzt. Was ist im Winter, wenn mal eine Woche Schnee auf dem Panel liegt? Geht dann einer rum und putzt die sauber? Und der Akku, wie teuer ist so ein Exemplar, was sowohl Hochsommer als auch Frost aushält und dann doch nach 5 Jahren getauscht werden muss?

Und Solarflächen auf Dächern fordern ist schön und gut – im Jahr 2021 muss man so langsam aber zwangsläufig nach “A” – Solarenergie auch “B” – Speicher sagen. Denn sonst ist außerhalb von 10-15 Uhr im Wesentlichen Essig mit “grünem” Strom und seiner Bereitstellung. Bloß die SPD, der reicht offenbar der erste Buchstabe im Alphabet.

Zu Stefans letztem Kommentar und seiner Mutmaßung: “(Vor Ewigkeiten gab es einen Antrag im Stadtrat, die kommunalen Gebäude mit Solaranlagen zu bestücken – der interessanterweise von den Grünen torpediert(!) wurde.)”.
Den aktuellen Stand können Sie in diesen beiden Artikeln nachlesen: Zum SPD-Antrag: http://www.l-iz.de/politik/leipzig/2021/06/spd-antrag-wie-bekommt-man-in-leipzig-mehr-solarpaneele-auf-die-daecher-394271
Und zum Ergänzungsantrag der Grünen: http://www.l-iz.de/politik/leipzig/2021/07/photovoltaik-auf-staedtischen-daechern-gruenen-fraktion-packt-noch-ein-paar-kilowatt-drauf-auf-den-spd-antrag-401075
Nutzen Sie doch bitte einfach unser Archiv, um sich kundig zu machen.

Der technische Wunderglaube ist schon sehr ausgeprägt. Ich bin mir relativ sicher, bei “Fulda”, “Dorf in der Schweiz” usw. die Hinkefüße ausfindig machen zu können, mit denen der Vergleich mit dem hiesigen Leuchtenprojekt der SPD… genau: hinken wird. Ich bin nicht völlig ahnungsbefreit.

Besser wäre es, die Straßenlampen einfach mit grünem Strom zu betreiben, wie auch immer herbeigeholt wird. Einkaufen oder selbst erzeugt. (Vor Ewigkeiten gab es einen Antrag im Stadtrat, die kommunalen Gebäude mit Solaranlagen zu bestücken – der interessanterweise von den Grünen torpediert(!) wurde.)

Man möchte echt jede Straßenlampe autark machen, obwohl die passive Infrastruktur (vulgo: Erdkabel) längst vorhanden und vor allem robust ist?

In Sachen Klima gibt es in Leipzig *echt* andere Probleme als solarbetriebene Straßenleuchten. Es bleibt dabei: Trollantrag.

Die Leipziger SPD täte mehr für die Umwelt, wenn sie auf Verminderung der Nachtbeleuchtung von Gebäuden und größeren Kreuzungen dringen würde (es geht nicht um Straßenlaternen an Fußwegen). Der Westplatz wird jedes Jahr heller…

Hallo Stefan, es wäre ein Traum, würde man in Leipzig auch mal weniger Beleuchtung nachts haben… es gab da wirklich sogar mal eine Städteinitiative? Ich selbst war im Urlaub in Regionen, wo es Nachts gar keine Beleuchtung gibt und das ist maximal erholsam und entspannend. Die ständige Beleuchtung selbst im hinterletzten Leipziger Winkel, wo nachts vielleicht mal zwei Leute langgehen, wenn überhaupt, ist maximal penetrant und nervtötend. Und das viele Licht stört ja auch viele andere Lebewesen… ob da nun Solarleuchten stören oder LED-Leuchten, ist eigentlich egal, Lichtverschmutzung bleibt Lichtverschmutzung. Selbst im Auwald wird das Nahle-Auslaufbauwerk angestrahlt, was soll man dazu sagen (aber wahrscheinlich ist das auf dem Mist der LTV gewachsen, die ihren Betonklotz so schön findet).

@Stefan
Trollanfragen? Ein seltsamer Umgangston herrscht hier…
Rechnen braucht man da gar nicht, weil es für den erfolgreichen Einsatz inzwischen sehr viele Referenzen in Deutschland gibt!
Insofern ist nicht die Solarenergie “zu dünn”, sondern das technische know-how mancher “Experten”.
Für Haltestellen braucht man nicht mal das Dach, um diese ordentlich beleuchten zu können. Die Stadt Fulda hat z.B. sehr viele Exemplare davon. Auch wurden schon einige Radwege in D mit Solarleuchten ausgestattet.
In der Schweiz wird demnächst ein ganzes Dorf mit solarer LED-Beleuchtung ausgestattet. Ganz ohne Erdkabel.
Natürlich ist die solare Beleuchtung in unseren Breiten nicht die Eierlegendewollmilchsau!
Punktuell aber sehr gut geeignet, wenn ich z.B. an die vielen unbeleuchteten Bushaltestellen in ländlichen Gebieten denke. Allein das bessere Sicherheitsgefühl würde es manchem Schulkind vielleicht erleichtern, auf den Bus umzusteigen.
Solarenergie kann inzwischen auch als autarker Energietower genutzt werden, z.B. für WLAN oder auch als E-Bike-Ladestation.

Obwohl die Verantwortlichen der Stadt die technischen Möglichkeiten seit Jahren kennen, fehlt aber offenbar der Wille, dies in der “smart city” auch mal auszuprobieren.

Gute Beispiele gibt es um die “Ecke”, z.B. in Taucha, Borsdorf und Großpösna. Selbst in Leipzig-Connewitz steht so eine Leuchte seit Jahren.
Besonders spannend finde ich es deshalb, dass die SPD-Fraktion diese Anfrage an die Stadt mit SPD-OBM sendet. Also nix “Trollanfrage”.

Gibt es bei der SPD Leipzig echt keinen, der das mal technisch überschlägig durchgerechnet hat, bevor die Stadtverwaltung mit derartigen Trollanfragen belästigt wird?

Rein energetisch ist es ein Riesenfortschritt, dass man von Glühbirnen/Gasdampf usw. auf LED umsteigen, wenn der Umbau sich fast nur auf ein Auswechseln der Lampenfassung beschränkt.

Solarenergie ist zu “dünn”, um mit ein paar Quadratzentimetern Silizium Licht zu erzeugen, das eine Straße anleuchten kann. Das ist etwas anderes als die biegsamen Leselämpchen am heimischen Rechner.

Solarenergie ist etwas für Häuserdächer und größere. Bei Haltestellenhäuschen (wo es Überlegungen gab) ist die Dachfläche gerade so ausreichend für die Innenbeleuchtung, aber hier kommt die Ausfallsicherheit bei Wind, Wetter und Winter ins Spiel – genau wie bei den Straßenlaternen.

Und schließlich die “Idee”, man könne die empfangene Solarenergie ins Stromnetz einspeisen, zeugt von technischer Naivität eines Hören-Sagens der SPD-Fraktion. Bis das bisschen Solarenergie es in den Stromkasten schafft, ist sie durch den Leitungswiderstand schon als Abwärme davongeflogen.

Bis man sich eine Art Blumentopf ins Fenster stellen kann, wo eine Siliziumsonnenblume Solarenergie auffängt und man an einer “Steckdose” am Topf “220 Volt” herausholen kann, dauert es ganz sicher noch einige viele Jahre.

Und zuletzt – ganz gegen den Antrag: Ist die Stadt Leipzig mal nicht einer Städteinitiative beigetreten mit den Ziel, den nächtlichen Himmel wieder dunkler zu machen? War in den Nullerjahren…

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