Wenn man so über Abfälle und Müll in Leipzig nachdenkt, fällt einem eine Menge ein, was einem beim simplen Gang durch die Stadt vor die Füße gerät. Zigarettenstummel, Glasscherben, Papiertaschentücher, inzwischen auch verlorene Atemschutzmasken. Und natürlich jede Menge Kronkorken, weggeschnipst von stolzen Bierflaschenträgern. Auch das ist Wertstoff, finden die Grünen und schreiben extra einen Antrag für Kronkorkensammelbehälter.

Ein sehr konkretes Projekt aus ihrer Sicht und wohl auch ein lohnendes. Denn wo jede Menge Flaschen geleert werden, lohnt sich auch ein Sammelbehälter für die Verschlüsse. Und deshalb soll die Stadtreinigung Leipzig beauftragt werden, schrittweise in allen hochfrequentierten Parks und Grünanlagen sogenannte Kronkorken-Sammelbehälter aufzustellen. Und zwar für einen guten Zweck.Denn die Sammlung und anschließende Verwertung der Kronkorken soll dabei dem Zweck „Für jede volle Kiste pflanzen wir einen Obstbaum“ zugeführt werden. Hierzu soll der Eigenbetrieb Stadtreinigung gemeinsam mit den Leipziger Umweltvereinen/-verbänden und dem Amt für Stadtgrün geeignete Pflanzstandorte sondieren und über die eigene Webseite zum regelmäßigen Stand der Umsetzung informieren.

„Mit unserem Vorschlag, Kronkorkensammelbehälter in allen hochfrequentierten Parks und Grünflächen aufzustellen, wollen wir einen weiteren Baustein zur öffentlichkeitswirksamen Müllvermeidung initiieren“, erklärt Martin Meißner, Grünen-Stadtrat und Mitglied im Betriebsausschuss Stadtreinigung Leipzig, diesen Grünen-Antrag.

„Dass dieses Konzept erfolgversprechend ist und zudem einem guten Zweck, nämlich die Erlöse dazu zu nutzen, um an geeigneten Stellen im Sinne der ‚Essbaren Stadt‘ Obstbäume zu pflanzen und für die nächsten Generationen nutzbar zu machen, dient, zeigt das Beispiel Friedrichshain-Kreuzberg. Der Berliner Bezirk praktiziert mittlerweile seit Ende 2019 sehr erfolgreich mit seiner Stadtreinigung und einem Kooperationspartner, der Surfrider Foundation – einerseits mit Behältern für Kronkorken, andererseits mit Behältern für ansonsten achtlos in die Natur entsorgte und voller Giftstoffe und Mikroplastik steckende Zigarettenkippen. Letzteres hat parallel zum Vorschlag unserer Fraktion das Jugendparlament beantragt. Eine Kopplung beider Initiativen wäre analog des Friedrichshainer Projektes sinnvoll und vielversprechend.“

Kronkorken bestehen aus Kunststoff und Weißblech und lassen sich gut recyceln und im Ressourcenkreislauf nutzen, heißt es zum Hintergrund im Grünen-Antrag. Ein Kronkorken wiegt etwa 2,2 Gramm, ein Kilogramm besteht demnach aus etwa 500 Kronkorken, was wiederum einem Erlös von etwa 12 Cent entspricht. Der Recycling-Erlös bewegt sich demnach zwischen 100 bis 150 Euro pro Tonne.

Da müssen also sehr viele Kronkorken zusammenkommen. Aber wenn man so sieht, wie viele sonst achtlos auf der Straße landen und dann von der Kehrmaschine eingesammelt werden, macht die Sache wieder Sinn. An der Sachsenbrücke wäre sogar ein idealer Platz für so einen Behälter.

„Die Sammlung der Kronkorken für einen guten Zweck ist eine Möglichkeit, einerseits stärker auf das Thema des Ressourcenverbrauches aufmerksam zu machen und andererseits zu helfen, die Materialien dem Kreislauf zurückzugeben und von den Erlösen einen Mehrwert zu schaffen“, betonen die Grünen. Und mehr Obstbäume in der Stadt könnten nicht nur dem Stadtklima helfen, sondern auch da und dort zeigen, dass Äpfel und Birnen nicht im Supermarkt wachsen, sondern auf richtigen Bäumen.

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 3 Kommentare

Neenee, auch “alte” Leute (besonders die von der Sorte 35-60 Jahre) können Müll super “liegen” lassen. Und mit ihren Westautos Kühlschränke zum Kanal fahren und dort reinschmeißen.

Das permanente Jugendbashing nervt.

Die “Alten” können ihre Untaten nur besser verbergen.

Im übrigen gibt es auch Kippensammler. Gerade gestern war einer sehr fleißig hinterm Kaufland in Reudnitz.

An den Haltestellen der LVB befinden sich Behälter für Zigarettenkippen. Die meisten schmeißen ihre auf den Boden. Vielen Menschen ist die Umwelt egal, auch vor allem junge Leute lassen ihren Müll überall liegen! Es müsste so ein Sero-System geben wie zu DDR-ZEITEN, da würden sich bestimmt einige finden, die sich mit dem Sammeln von Recyclingfähigen Dingen ihre Nebeneinnahmen aufbessern würden

Schön, dass auch jemand anderes “Berlin” sagt. In Sachen Müll (und Nahverkehr) ist diese Stadt professionell.

(Dass Berlin zB bei Bürgerterminen erhebliche Defizite hat, weiß ich.)

Schreiben Sie einen Kommentar