Die kommende Bundestagswahl dürfte spannend werden – auch in den beiden Leipziger Wahlkreisen. Etwas mehr als zwei Monate vor der Wahl hat sich die Leipziger Zeitung mit Kandidat/-innen aus dem nördlichen Wahlkreis 152 zum Gespräch getroffen. Im ersten Teil des Interviews mit René Hobusch spricht der FDP-Kandidat über Erfahrungen aus früheren Wahlkämpfen, mögliche Besonderheiten in der Coronakrise und die Konkurrenz in seinem Wahlkreis.

In etwa zehn Wochen ist die Bundestagswahl. Hat für Sie persönlich der Wahlkampf schon begonnen?

Natürlich hat der Wahlkampf schon begonnen, vor allem mit der Entscheidung, für den Bundestag zu kandidieren. Aber Politik sollte nicht nur stattfinden, wenn Wahlkampf ist, sondern auch in den Zeiten dazwischen. Vor einer Woche war ich bei einer Podiumsdiskussion mit Zehnt- und Elftklässlern des Maria-Montessori-Schulzentrums in Grünau, adressiert an die Erstwähler. Das war eine ganz spannende Runde. Vorher war ich auf dem Leuschnerplatz bei der Klimamesse zur Diskussion mit Luisa Neubauer. Bis zum 26. September habe ich schon eine ganze Menge Termine im Kalender stehen.

Sie haben schon für den Stadtrat, für den Landtag und für das Amt des Oberbürgermeisters Wahlkampf geführt. Lernt man da irgendetwas, was man jetzt wieder nutzen kann?Es prägt einen natürlich als Mensch und verlangt sehr viel Disziplin ab – gerade in der heißen Wahlkampfphase. Ich kandidiere neben meiner Arbeit in der Kanzlei und habe meine Familie, die zu Recht auch ihren Anteil fordert. Das muss man alles unter einen Hut bringen.

Gab es Fehler in den vergangenen Wahlkämpfen, die Sie nicht wiederholen möchten?

Man lernt mit der Zeit und wächst mit seinen Aufgaben. Es ist natürlich etwas anderes, ob man auf fast 15 Jahre politische Arbeit zurückzublicken kann oder ob man gerade erst damit beginnt, sich seine politischen Sporen im Wahlkampf zu verdienen. Ein entscheidender Unterschied zu früher ist, dass wir heute nicht mehr tausende Plakate selber aufkleben müssen. Mit Kunststoffplakaten ist es einfacher geworden.

Momentan sieht es nach einem normalen Straßenwahlkampf mit Info- und Diskussionsveranstaltungen aus. Machen Sie sich trotzdem schon Gedanken darüber, wie der Wahlkampf aussehen könnte, falls die Infektionszahlen wieder steigen sollten?

Wir haben ja in den vergangenen Jahren eine deutliche Veränderung in der Kommunikation und bei der Erreichbarkeit von Wählern gesehen. Internet und soziale Medien werden immer stärker dafür genutzt, Wähler anzusprechen. Das führt zu der Gefahr, dass sich Blasen bilden und man Informationen nur noch in einem abgeschlossenen Raum bekommt. Darüber, was passiert, falls analoger Wahlkampf nicht mehr möglich ist, haben wir uns natürlich rechtzeitig Gedanken gemacht.

Aber momentan geht es wieder. Natürlich freue ich mich darauf, Menschen wieder direkt zu treffen und die Reaktionen unmittelbar zu spüren. Wir können mit dem Impffortschritt und der aktuellen Inzidenz sehr glücklich sein, auch wenn es wieder leicht nach oben geht. Ich hoffe, dass wir nicht unvorsichtig werden.

Seit dem 16. Juli ist in Geschäften teilweise die Maskenpflicht aufgehoben. Was halten Sie davon?

Das kann jeder individuell entscheiden, aber meine Entscheidung ist ganz klar: Ich trage im Supermarkt weiterhin eine Maske. Ich bin froh, dass meine Familie bislang ohne Infektion durch 16 Monate Pandemie gekommen ist. Wir müssen lernen, mit der Pandemie zu leben. Im Herbst dürfen wir uns nicht wieder in einen Lockdown flüchten, die Kinder nach Hause schicken und nur halbherzigen Digitalunterricht anbieten.

Werfen wir einen Blick auf den Wahlkreis, in dem Sie antreten. Es gibt zwei Kandidaten, die aktuell im Bundestag sitzen, zwei Kandidaten – darunter Sie – mit langer Erfahrung in der Lokalpolitik und zwei Kandidatinnen, die im Wahlkampf eher Neulinge sind. Was sind da aus Ihrer Sicht jeweils die Vor- und Nachteile?

Soweit ich das beurteilen kann, haben die Kandidatinnen von Linken und Grünen schon für Abgeordnete gearbeitet und sind deshalb nicht ganz unerfahren. Aber natürlich bringt die langjährige Arbeit im Stadtrat oder im Wahlkampf für die Oberbürgermeisterwahl einige Vorteile mit sich – aber auch Nachteile. Bekanntheit kann manchmal ein Nachteil sein, wenn man beispielsweise einfach nur das Wochenende für sich haben möchte, aber erkannt wird.

Finden Sie diese Konstellation, dass die Kandidat/-innen so unterschiedlich viel Erfahrung haben, eigentlich spannend oder ist es Ihnen ziemlich egal, gegen wen Sie antreten?

Es ist mir nicht egal, gegen wen ich antrete. Ich trete für die Positionen an, für die ich stehe und kämpfe – insofern ist es da schon spannend und entscheidend, wen man als unmittelbare Konkurrenten hat. Die vorhandene oder fehlende Erfahrung kann bei der Wahrnehmung der Wähler schon entscheidend sein.

Der zweite Teil des Interviews erscheint am Dienstag, dem 20. Juli, um 16 Uhr.

In der kommenden Print-Ausgabe der Leipziger Zeitung (LZ) (erhältlich ab Freitag, dem 30. Juli) finden Sie einen Schwerpunkt zur Bundestagswahl.

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