Das Leipziger Stadtbad verbleibt im städtischen Eigentum. Das hat die Ratsversammlung am Donnerstag, dem 22. Juli, fast einstimmig beschlossen. Zudem bekennt sich die Stadt „zur nachhaltigen und denkmalgerechten Etablierung des Leipziger Stadtbades als Sport- und Freizeitstätte für den Stadtteil und die gesamte Stadt Leipzig“. Wie genau das Stadtbad nach einer Wiederinbetriebnahme genutzt werden könnte, ist umstritten. Zwei Nutzungsvarianten sollen geprüft werden.

Welche Optionen es gibt, erklärte Sven Morlok (FDP) in der Ratsdebatte: Es wird „so wie früher“ mit Schwimmflächen und Saunabereich oder es entstehen Büroflächen und der Schwimmbereich wird kleiner. Worauf es letztlich hinauslaufe, sei absehbar, so Morlok: Variante 2. Denn je größer die Schwimmfläche, desto größer das Defizit, vermutet der „Freibeuter“ mit Blick auf die nötigen Zuschüsse für die anderen Schwimmbäder in Leipzig.Dennoch würde seine Fraktion die erste Variante bevorzugen. Voraussetzung dafür: sie ist wirtschaftlich vertretbar. Um das zu gewährleisten, sieht Morlok vor allem einen Hebel: „Es hängt von den Eintrittspreisen ab.“ Heißt im Klartext: Eine ganz normale Schwimmhalle oder eine ganz normale Sauna mit den üblichen Eintrittspreisen kann es laut FDP nicht geben, wenn das Stadtbad halbwegs wirtschaftlich betrieben werden soll.

Auch die AfD bevorzuge die erste Variante, sagte deren Stadtrat CHristoph Neumann. Er verwies auf das neue Stadtquartier Eutritzscher Freiladebahnhof, das in der Nähe entstehen soll und durch das sich die Voraussetzungen ändern würden: „Das Einzugsgebiet vergrößert sich, der Bedarf an Schwimmunterricht wächst und die Erreichbarkeit verbessert sich.“

CHristoph Neumann (AfD). Screen Livestream

Synergien mit der Umgebung nutzen – auch bei der SPD ein Thema. Diese hatte beantragt, zu prüfen, „inwiefern die Beheizung des Stadtbades auch über Abwärme des Gas-Kraftwerks in der Eutritzscher Straßen erfolgen kann“. Ein Vorschlag, den die Verwaltung kurzerhand in ihre Vorlage übernahm.

Oliver Gebhardt aus der Linksfraktion erzählte aus seiner Kindheit: Als Schüler musste er jahrelang den langsamen Verfall des Stadtbades mitansehen, wenn er aus dem Fenster schaute – bis es im Jahr 2004 schließlich geschlossen wurde. „Das Stadtbad ist Sehnsuchtsort und Teil der Leipziger Identität“, sagte Gebhardt.

Ein Verkauf des Objekts war jahrelang gescheitert, weshalb die Grünen bereits 2018 einen Antrag formuliert hatten, es im Besitz der Stadt zu belassen. Dieser war dann für fast drei Jahre aus dem Verfahren verschwunden.

Oliver Gebhardt (Linke). Screen Livestream

Doch nachdem bekannt wurde, dass Dresden sein Stadtbad verkaufen möchte, habe man sich im Mai dazu entschieden, den Antrag wieder aufleben zu lassen, erklärte Grünen-Stadtrat Tim Elschner. Weil die Verwaltung nun selbst vorschlug, das Stadtbad nicht zu verkaufen, konnten die Grünen ihren Antrag zurückziehen.

Klar ist: Es könnte teuer werden und ob es sich wirtschaftlich irgendwie trägt, müssen die Prüfungen der nächsten Jahre zeigen. Die Hoffnung auf ein gelingendes Projekt ist jedoch groß: Lediglich zwei Stadträte votierten gegen die Vorlage; der Rest stimmte dafür. Einen besonderen Dank richtete Finanzbürgermeister Torsten Bonew (CDU) am Ende an die Stadtbad-Stiftung, ohne deren jahrelanges Engagement dieser Beschluss „nicht möglich“ gewesen wäre.

Die Debatte vom 22. Juli 021 im Stadtrat

Video: Livestream der Stadt Leipzig

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