In dieser Folge kämpfen Martin und Jürgen mit ihrem neuen Weltruhm in Leipzig, der Uhrzeit ihrer Aufnahmen und einer wahren Flut an Entscheidungen in der zurückliegenden Stadtratswoche. Beinahe könnte es mal ernst werden, wenn sich die beiden zum abgelehnten Monopoly rings um die „Fahrenkamp-Grundschule“ im Küchenpsychologischen verlieren, die Last zweier gewichtiger Beratungstage im Stebu-Ex versenken oder eine neue links-grüne Kampflinie bei der Parkstadt Dösen entdecken. Aber wie sollte des Ernstes schroffe Ödnis je Einzug in das verbale Auenland zweier Grüner halten, wenn mittlerweile Linke investorenfreundlicher als sie sind?
Ja, das Leben schreibt die Geschichten so auf, wie es eben will. Doch von A wie Anfang und nicht von L wie Linke an: Es hat die beiden Querköpfe doch massiv getroffen, dieses ominöse Präsentationsangebot „einer Leipziger Zeitung“ und die schlagartige Bekanntheit über die Grenzen von Dreckig-Reudnitz und DAnger-Crottendorf hinaus. Doch: sie taumeln und fallen nicht, obwohl die Masse der gerade zurückliegenden Ereignisse Martin zum Eingeständnis treibt, nicht mal alle Reden von Jürgen im Stadtrat mitzubekommen.Was er übrigens nur formulieren kann, weil er erfolgreich die zweite Impfdosis verdaut und den Weg aus dem Vogtland zurück ins heimische Reudnitz geschafft hat.
Dafür kennt er sich mit Twitter aus und hat einen Tweet von „Kommunistenfresser“ Michael Weickert (CDU) gesehen, in dem dieser den Linken-Stadtrat Michael Neuhaus lobt. Ein KO.-Schlag für Neuhaus, der letztlich im Angesicht des Grünenantrages, doch ein paar mehr Bäume auf dem Gelände der nun entstehenden Parkstadt Dösen zu retten, für diese neue christliche Zuwendung Weickerts nur eines tun musste: im Stadtrat auf die lange Vorlaufzeit der Investorengespräche zu verweisen und dafür zu plädieren, jetzt in Dölitz-Dösen (DöLiDö) loszubauen.
Beim Kampf um den Crinch-Award legt Jürgen dann noch nach und kommentiert den Beschluss des Linken-Antrages zu weniger Militärtransporten am Flughafen Leipzig/Halle dann süffisant damit, dass da schon seit Jahrzehnten Militär über den Leipziger Köpfen kreist – „deutsche GIs“ (Intervention von Martin) auf dem Rückweg aus dem Irakkrieg ebenso wie Kriegsgerät aller Art. Für ihn kommt also der Antrag der Linken genauso zu spät, wie der seine wegen der Bäume am Leipziger Stadtrand.
Ob und wann Neuhaus nun der CDU-Fraktion beitritt, dürfte Gegenstand weiterer Spekulationen kommender Bauprojekte sein.
Im quasi Gegenzug zu nun einsetzenden Baumfällungen und Steinerrichtungen für 600 neue Wohnungen im Leipziger Südosten, fiel am Mittwoch ein lustiges Tauschroulette unter den Spieltisch. Mit 33 zu 32 Stimmen wurde der Vorschlag Torsten Bonews sich von Grund- und Boden-Käufer Patrick Fahrenkamp mittels dessen Unter-Unter-Unterfirma „Rubin 72 GmbH“ eine Grundschule samt Grundstück an der Eisnerstraße gegen 25 Millionen Euro und vier andere Grundstücke vertauschen zu lassen, abgelehnt.
Für Politikfeinschmecker: auch durch eine einzige Stimme aus der SPD-Fraktion von Christina März.
Nach immerhin 1,5-stündiger Debatte samt allseitiger Ideologievorwürfe in der Dichte eines Starkwetterereignisses, einem eilig herbeigeholten AfD-Stadtrat (um vielleicht doch noch eine CDU-FDP-AfD-SPD-Mehrheit hinzubekommen) und dem großen Misstrauen, ob nun private Investoren tatsächlich schneller bauen als die Stadt. Dieser hier jedenfalls baut mal wieder vorerst gar nichts.
Inhalte überwinden? Ein Fehlschlag …
Warum Jürgens Vater Schuld ist, dass er trotz Panzerführerschein ein Grüner geworden ist und dass Martin in dieser Partei ist, weil er ihr sein lang verfolgtes Mauerbauvorhaben rings um Anger-Crottendorf als Lärmschutzvorhaben unterjubeln will, wie bigott die Regenbogenfahne bei der CDU behandelt wird, warum Jürgen demnächst im Stadtrat „How much is the fish“ singen müsste und wie es nun genau dazu kam, dass Martin in diesem Sommer legal einen Square Dance bei einem nichtkommerziellen Open-Air-Tanztee für Ü60-Zuschauer hinlegen könnte: alles in dieser Folge und noch viel mehr.
Darunter die wegweisende Frage, wieso in Leipzig offenbar von den Schulbehörden unbemerkt Kinder geboren werden, was am Umziehen in der Stadt unsolidarisch ist und warum es heute mit „gutem Essen“ alles besser scheint, als in den 90ern bis hin zur Auflösung, wie es geschah, dass die AfD im Leipziger Stadtrat beim Thema „Lüftereinbau in Leipziger Schulen“ indirekt die Gefährlichkeit des Coronavirus einräumte. Entdeckt von Freibeuter-Pirat Thomas Köhler das Ganze.
Fast zuviel für eine Stunde Gerede über Mitternacht hinaus, aber leicht anzuhören, wenn man Jürgens Tipps für solche Zeiten beherzigt: ein paar selbstgemachte Pommes und ein Sternburg dazu. Dann wird sogar Stadtpolitik verdaulich. Zumindest teilweise.
Mit dem Slogan „Inhalte überwinden“ jedenfalls können die Beiden jedenfalls keine kommenden Wahlkämpfe veranstalten.
Dunkel Dreckig Deutlich – Das Stadtratsupdate (5)
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Es gibt 3 Kommentare
Crinch ist eine der “denglischen” Schreibweisen. Also quasi eine verballhornte Parodie.^^
Ach, im verlinkten Podcast steht “Cringe-Award”. Ja, das passt natürlich noch besser.
Englisch ist aber auch sowas von schwer, klingt alles gleich…
Sollte es nicht eher “Grinch-Award” heißen, also mit weichem C?