Gut Ding will Weile haben. Es war nämlich schon im schönen Jahr 2018, als das damalige Leipziger Jugendparlament den Antrag stellte: „Die Stadtverwaltung wird beauftragt, neben den auf der Website zur Verfügung gestellten Straßenverzeichnissen ein ausführliches Straßenverzeichnis mit Erklärung zum Namen sowie Datum der Benennung und eventuell ehemaligen Namen der Straße zu veröffentlichen.“ Wirklich umgesetzt hat ihn die Verwaltung jetzt tatsächlich.
„Straßen und Straßennamen sind der vielleicht wichtigste Orientierungspunkt für Ortsfremde. Doch nicht nur sie versuchen sich anhand der blauen Schilder an jeder Ecke durch Leipzig zu finden. Straßennamen dienen der Identifikationsbildung der Anwohner/-innen. Doch nicht nur das; es ist der Allgemeinbildung der Bürger/-innen der Stadt zuträglich, wenn sie die Möglichkeit bekommen sich mit ihrer Umwelt und ihrem Umfeld auseinanderzusetzen. Manchmal sind die Informationen zu den Namensgeber/-innen, zu den Umständen der Namensgebung oder zu ihrem Prozess nur schwer zugänglich und genau in diesem Moment kann die Stadt eine Lücke füllen, die sich einigen auftut“, meinte das Jugendparlament damals.„Da ein solches Verzeichnis in der Vergangenheit bereits existierte, ist zudem nicht davon auszugehen, dass die Veröffentlichung einen großen Verwaltungsaufwand bedeutet.“
Der Verwaltungsaufwand war auch nicht so groß. Aber der Programmieraufwand. Denn um so ein Verzeichnis digital zur Verfügung zu stellen, braucht es eben mehr als die verfügbaren PDF-Dateien. Weshalb das Verwaltungsdezernat damals auch einen Alternativvorschlag machte, der so auch vom Stadtrat beschlossen wurde: „Die Stadtverwaltung veröffentlicht das Straßenverzeichnis mit Erläuterungen als Webanwendung. Als Interimslösung wird das Verzeichnis im PDF-Format auf der Webseite www.leipzig.de bereitgestellt.“
Dort ist das PDF-Angebot seitdem auch zu finden. Und es ist auch so umständlich, wie es das Verwaltungsdezernat beschrieben hatte.
Dafür ist das, was das Amt für Statistik und Wahlen und das Amt für Geoinformation und Bodenordnung jetzt am Mittwoch, 26. Mai, zur Veröffentlichung freigegeben haben, wohl tatsächlich das, was sich die jungen Leute 2018 gewünscht haben.
Die neue Webanwendung unter www.leipzig.de/strassennamensverzeichnis liefert ab sofort Hintergrundinformationen zu allen 3.053 Straßennamen Leipzigs: Wer oder was war Namensgeberin oder Namensgeber der Färberstraße oder des Ortrunweges? Wann hat Johann Jacob Friedrich Weinbrenner gelebt? Welche Namen trug die Karl-Heine-Straße früher? Seit wann führt die Ehrensteinstraße diese Bezeichnung? In welchem Ortsteil oder Stadtbezirk liegt die Engertstraße, der Regenbogen oder das Ostende?
Den Ortrunweg haben wir mit der Anwendung in Lößnig gefunden. Mit der Erläuterung: „In der Gudrunsiedlung wurde eine Reihe von Straßen nach Gestalten aus dem Gudrunlied benannt.“
Das mittelhochdeutsche Kudrunlied, das „im bayerisch-österreichischen Raum um 1230/40“ entstanden sein soll, kennt kaum jemand. Nur ansatzweise kann es sich etwa mit dem „Nibelungenlied“ vergleichen. Und warum die Leipziger Stadtväter 1931 auf die Idee kamen, die neuen Straßen in Lößnig nach Gestalten dieses fast vergessenen Heldenliedes zu benennen, erklärt sich aus dem Straßenverzeichnis auch nicht wirklich.
Aber zumindest ist jetzt erfüllt, was sich das Jugendparlament 2018 wünschte: Alle Informationen aus dem bisher nur gedruckt beziehungsweise im PDF-Format vorliegenden, 3.040-Seiten starken Straßenverzeichnis sind damit bequem digital abrufbar.
In der Webanwendung wurden zudem einige nutzerfreundliche Features ergänzt, betonen die beiden verantwortlichen Ämter: So lassen sich die Straßennamen nach den Leipziger Ortsteilen und Stadtbezirken filtern. Auch eine Kartenansicht mit dem jeweiligen Straßenverlauf ist möglich. In dieser Ansicht sind die zusätzlichen Informationen zu den Straßennamen ebenfalls abrufbar.
Das Verzeichnis werde tagaktuell gehalten, versprechen sie noch. Denn regelmäßig beschließt ja der Stadtrat neue Straßenbenennungen oder Umbenennungen derselben.
Die Webanwendung geht auf jenen Stadtratsbeschluss von 2018 zurück und wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Amt für Statistik und Wahlen, dem Amt für Geoinformation und Bodenordnung sowie dem Referat Kommunikation umgesetzt. Weitere Informationen zu Straßennamen und ihrer Bedeutung gibt es online unter www.leipzig.de/strassennamen.
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