Wer in der wรคrmeren Jahreszeit frรผhmorgens unterwegs ist in Leipziger Parkanlagen, sieht sie manchmal noch, wie sie mรผde und zufrieden nach Hause aufbrechen. Manche rรคumen noch die Musikanlage ein oder genieรŸen den Sonnenaufgang. Die Freiflรคchen-Partys haben schon mehrfach den Stadtrat beschรคftigt. Aber eine offiziell genehmigte Partyflรคche gibt es nicht. Wie geht also Leipzigs Ordnungsamt damit um, wollten die Grรผnen wissen.

Denn wenn es keine offiziell ausgewiesenen Flรคchen fรผr Freiluftpartys gibt, geraten die Veranstalter zwangslรคufig mit allen mรถglichen Gesetzen und Verordnungen in Konflikt. Auch wenn nicht immer eine Streife des Ordnungsamtes anrรผckt. Denn die kommt in der Regel nur, wenn erboste Anwohner sich vom Lรคrm gestรถrt fรผhlen. Was meist bei innerรถrtlichen Flรคchen wie auf der Sachsenbrรผcke passiert, die 2020 ein besonders beliebter Partyort war, da ja praktisch alle sonst angesagten Festivals und Diskotheken wegen Corona nicht stattfinden durften.โ€žEine statistische Auflistung der Hinweise zu Spontanpartys/partybezogenem ruhestรถrenden Lรคrm wird im Ordnungsamt nicht gefรผhrt. Hinweise gehen รผber die Einsatzstelle, mitunter auch รผber das Fรผhrungs- und Lagezentrum der Polizei oder direkt bei der Polizeibehรถrde ein und werden an die im Einsatz befindlichen AuรŸendienstmitarbeiter/-innen zur Sachaufklรคrung weitergeleitet. Insofern aber keine konkreten Feststellungen am angegebenen Ort gemacht werden konnten, wurde der Vorgang als Spontanparty nicht statistisch erfasst. Die Erfassung erfolgt nur bei tatsรคchlichen Feststellungenโ€œ, betont deshalb das Ordnungsamt in seiner Antwort auf die Anfrage der Grรผnen-Fraktion.

โ€žIm Berichtsjahr 2020 sind vom AuรŸendienst des Ordnungsamtes insgesamt 14 illegale Partys aktenkundig bearbeitet worden. Der GroรŸteil davon fand im Bereich der Sachsenbrรผcke im Clara-Zetkin-Park statt โ€“ ein gern gewรคhlter Treffpunkt von jungen Menschen, gerade in den Sommermonaten.โ€œ

Aber in diesem Fall zeigen die Ordnungsamtsmitarbeiter auch Verstรคndnis fรผr das junge Partyvolk: โ€žIn diesem Zusammenhang wird jedoch darauf verwiesen, dass im Jahr 2020 bedingt durch die Corona-Pandemie viele Festivals und Veranstaltungen abgesagt und Veranstaltungsobjekte geschlossen waren. Somit haben insbesondere junge Erwachsene die Partys unerlaubt in den รถffentlichen Raum verlagert, da ihnen kein Angebot zum Feiern zur Verfรผgung stand.

Eine verschรคrfte Lage lรคsst sich hierbei allerdings nicht erkennen. Das Feiern im Freien gerade in den Sommermonaten bei milden Temperaturen und besonders in der Ferienzeit ist jรคhrlich immer wieder festzustellen. Die Orte รคndern sich mitunter, da die Personen um die Illegalitรคt wissen und sich daher auch Orte aussuchen, die fรผr Polizei und Ordnungsamt schwer auffindbar bzw. zugรคnglich sind und auch ein schnelles Verlassen gewรคhrleisten. Die Operativgruppe des Ordnungsamtes ist in den Sommermonaten deshalb i. d. R. bis 2:30 Uhr im Einsatz, um auf Lรคrmbeschwerden aus der Bรผrgerschaft reagieren und Schwerpunktstandorte prรคventiv kontrollieren zu kรถnnen.โ€œ

Dabei kennt das Ordnungsamt die beliebtesten Partyflรคchen tatsรคchlich recht gut: โ€žBekannte Orte in den vergangenen Jahren waren und sind zum Teil auch weiterhin dabei besonders:

โ€“ die Sachsenbrรผcke im Clara-Zetkin-Park,
โ€“ der Parkplatz vor dem Vรถlkerschlachtdenkmal,
โ€“ der Leipziger Auwald im Bereich Leutzsch,
โ€“ der Bereich am ehem. Black Triangle in LรถรŸnig,
โ€“ der Volkspark Kleinzschocher
โ€“ der Bereich Lindenauer Hafen und
โ€“ die Freiflรคche Jahrtausendfeld im Bereich Karl-Heine-StraรŸe zwischen GieรŸerstraรŸe und dem Karl-Heine-Kanal.โ€œ

Aber die Grรผnen interessierte natรผrlich die Frage, wie das Ordnungsamt rechtlich mit diesen Partys umgeht. Werden die Veranstalter nun mit saftigen Ordnungsgeldern รผberzogen? Denn was das Ordnungsamt als mรถgliches Register der VerstรถรŸe โ€“ bis hin zum Naturschutz โ€“ auflistet, hat es schon in sich und die mรถglichen Ordnungsgelder werden schnell mal fรผnfstellig.

Wobei die Auskunft des Ordnungsdezernats der Aussage ausweicht, ob man solche Ordnungsstrafen auch verhรคngt hat. Denn natรผrlich gilt auch hier das Opportunitรคtsprinzip: Die Ordnungsamtsmitarbeiter vor Ort mรผssen selbst entscheiden, ob sich der โ€žmit der GeldbuรŸe erstrebte Zweck auf effektivere Weise erreichenโ€œ lรคsst. Denn Ziel des Einsatzes ist ja in der Regel, die Ruhestรถrung zu beseitigen und die jungen Feierlustigen zum Abbruch der Party zu bewegen. โ€žSofern die Ordnungswidrigkeit geringfรผgig ist und ein ggf. angerichteter Schaden von den ,Tรคternโ€˜ wieder gut gemacht wurde, kann im Einzelfall auch gemรครŸ ยง 53 Abs. 1 S. 1 OWiG nach pflichtgemรครŸem Ermessen von der Verfolgung der Ordnungswidrigkeit absehen werdenโ€œ, betont das Ordnungsamt.

Was dann manchmal auch heiรŸt, dass die Feiernden die Partyflรคche wieder einigermaรŸen in Ordnung bringen. Was ja an einem festen Feierort wie der Sachsenbrรผcke einfacher ist als etwa im Auwald.

Die Frage bleibt trotzdem, ob es nicht an der Zeit ist, dass Leipzig nach einer mรถglichen Flรคche sucht, auf der solche Spontanpartys jederzeit mรถglich sind, ohne dass die vom Ordnungsamt aufgelisteten mรถglichen OrdnungsverstรถรŸe in Betracht kommen.

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Es gibt 5 Kommentare

@Monika: es gibt die Forderung, dort Wald entstehen zu lassen, was aus รถkologischen wie auch klimatischen Grรผnden vielleicht gar nicht so schlecht wรคre.

Merkt man ja derzeit ganz gut, wie sich Asphalt und Stein aufheizen gegenรผber Wald- und Parkflรคchen.

@Stefan: Lรคrm ist aber Mist, und Abfall auchโ€ฆ also wenn dort gesessen und gefeiert wird und es geht aber noch von der Lautstรคrke und es liegt hinterher kein Mรผll herum und es wird auch kein Rettungswagen angegriffen โ€“ wรผrde doch keiner was sagen? Und die Sachsenbrรผcke vor 20 Jahren ist nicht wirklich vergleichbar mit heute. Irgendwo anders in der Presse war zu lesen, es wรคren zahlreiche Menschen angereist sein an dem betreffenden Abend um dort zu feiern. Das ist dann eher schon Party-Tourismus und geht รผber die nette โ€œWG von 19jรคhrigen Emosโ€, die da mal in der Sonne sitzt und einen schรถnen Nachmittag hat, hinaus.

Ooh, da wird die bรถse Jugend aber ganz รผbel dรคmonisiert.

Also, das mit den dummen Sprรผchen kenne ich auch von Leuten gerade zwischen 40 und 60. Das sind genau diese Typen, die immer Bescheid wissen. Die werfen auch keine Blechdosen ins Gebรผsch, sondern kippen gleich Kรผhlschrรคnke in den Kanal. Oder glauben Sie, dass das eine WG von 19jรคhrigen Emos auch hinbekommt?

Im รผbrigen gab es diese Probleme auf der Sachsenbrรผcke schon vor zwanzig Jahren. Da waren die jugendfeindlichen Kommentatoren jetzt nicht dabei? Waren schon damals Fans des Stadtrats Konrad R., der die รถffentlichen Parks abends um 18 Uhr schlieรŸen lassen wollte? Wo dann selbst Friedhรถfe lรคnger geรถffnet hรคttenโ€ฆ

Was ist eigentlich mit dem Gelรคnde der Kleinmesse? Dort ist genug Platz und da kรถnnten auch Mรผllcontainer und Toiletten aufgestellt werden!

In ausgewiesenen Schutzgebieten kommt man mit Sensibilitรคt fรผr die Belange der Partygรคnger und โ€œMenschlichkeitโ€ meiner Einschรคtzung nach nicht weiter. Die Partygรคnger dort wissen oft sehr genau, wo sie feiern und was fรผr nachhaltige Schรคden sie der Natur mit ihrem Lรคrm und ihren Hinterlassenschaften zufรผgen. Es ist ihnen schlichtweg egal. Was fรผr sie zรคhlt, ist einzig und allein ihr SpaรŸ, ihr Moment. Wer ein ernsthaftes Interesse daran hat, diese wenigen Rรผckzugsrรคume mit ihrer Artenvielfalt hoffentlich auch noch der Nachwelt zu erhalten, kann hier keine Rรผcksicht zeigen. Diskussionen sind oft zwecklos, freundliche Hinweise werden nicht selten nur mit โ€˜nem Lรคcheln oder dummen Sprรผchen quittiert.

Liebe Leipziger Internetzeitung. Dieser Artikel reicht nun wirklich nicht aus um den Durchschnittsleser des Journals, welcher sich an den aufgelisteten Orten tummelt, bei Laune zu halten. Ein bisschen mehr Menschlichkeit wรคre doch angebracht , auch angesichts der absehbar wรคrmeren Temperaturen.

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