Vielleicht wird es ein blaues Auge, mit dem Leipzig aus dem Corona-Jahr herauskommt. Auch wenn Finanzbรผrgermeister Torsten Bonew Anfang Februar natรผrlich noch keine Endabrechnung vorlegen kann. Aber wenigstens die Mindereinnahmen scheinen durch die Finanzbeihilfen von Bund und Land ausgeglichen zu sein, bestรคtigt Bonew auf eine Einwohneranfrage hin.

โ€žDie Mittel aus den Schutzschirmen des Bundes und des Freistaates Sachsen gleichen die Steuermindereinnahmen im Jahr 2020 in groรŸen Teilen aus. Nach derzeitiger Kenntnislage muss davon ausgegangen werden, dass sich diese Unterstรผtzung in 2021/2022 nicht in dem MaรŸe fortsetztโ€œ, kann man dort nachlesen.Nebst einer kleinen Aufstellung, die zeigt, dass auch die Mindereinnahmen ein Stรผck weit geringer sind als noch im Dezember befรผrchtet. Da ging auch Leipzigs Finanzbรผrgermeister davon aus, dass 138 Millionen Euro weniger รผber die der Stadt zustehenden Steuereinnahmen hereinkommen wรผrden. Aber die aktuelle Auskunft auf die Einwohneranfrage kommt noch auf 110 Millionen Euro. Statt erwarteter 700 Millionen Euro rechnet Torsten Bonew jetzt noch mit 590 Millionen.

Wobei sich bei der Umsatzsteuer, die Leipzig anteilig erhรคlt, noch etwas รคndern kann, denn hier liegt die Endabrechnung noch nicht vor.

Besonders heftig sind die Ausfรคlle bei der Gewerbesteuer, wenn auch nicht so groรŸ, wie manches Medium befรผrchtet hat. Statt 340 Millionen Euro wurden nur 245 Millionen Euro abgerechnet. Womit Leipzig zwar im Sachsenvergleich recht hohe Ausfรคlle zu verbuchen hat, aber keine, die bei der vorhandenen Gewerbestruktur wirklich aus dem Rahmen fallen.

Oder mit den Worten des Finanzdezernats: โ€žDie Stadt Leipzig ist von Gewerbesteuermindereinnahmen stark betroffen. Ursachen fรผr eine unterschiedliche Betroffenheit einzelner Kommunen liegen in deren jeweiliger Wirtschaftsstruktur. (โ€ฆ) Nach Auswertung der Quartalsdaten des Statistischen Landesamtes Sachsen haben die sรคchsischen Kommunen im I. bis III. Quartal 2020 gegenรผber dem gleichen Zeitraum in 2019 insgesamt rd. 270 Mio. EUR weniger Steuereinnahmen (netto) zu verzeichnen. Der Anteil Leipzig betrรคgt hier 95 Mio. EUR (35 %).โ€œ

Was eben nicht nur davon erzรคhlt, dass einige Branchen in Leipzig fรผr die aktuelle Krise sehr anfรคllig sind, sondern auch davon, dass Leipzig mittlerweile einen sehr groรŸen Anteil an der sรคchsischen Wirtschaftsleistung hat.

Freilich gehรถren dazu eben auch viele beschรคftigungsstarke Branchen, die ihre Arbeitnehmer/-innen ab dem Frรผhjahr in Kurzarbeit schicken mussten. Kurzarbeit bedeutet aber auch deutlich geringere Einkommensteuern, sodass die Einnahmen Leipzigs รผber die anteilige Einkommensteuer von geplanten 202 Millionen Euro auf 176 Millionen Euro sank.

Was nicht ausgeglichen wird durch die Finanzbeihilfen, sind dann freilich die Mehrausgaben unter anderem durch die Coroa-Hilfsprogramme und die Unterstรผtzung etwa fรผr die Eigenbetriebe, die sich im Dezember auf rund 108 Millionen Euro beliefen.

Das kรถnnte in etwa das mรถgliche Haushaltsminus am Jahresende sein, muss es aber nicht. Denn 2020 hat die Stadt auch wieder viele eigentlich zur Besetzung anstehende Stellen nicht besetzt, zeitweilig gab es ja sogar so eine Art Einstellungsstopp. Und ob auch wie geplant alle Investitionsprojekte umgesetzt werden konnten, ist fraglich. Aber bis zur wirklichen Endabrechnung fรผr 2020 werden noch ein paar Monate vergehen.

Und gleichzeitig muss die Stadt jetzt die nรคchsten absehbaren Verluste ausbalancieren, die jede Verlรคngerung des Lockdowns mit sich bringt.

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