Grüne Kletterpflanzen an Gebäuden haben nicht nur einen klimatisierenden Effekt. Sie bieten auch Rückzugsräume für allerlei kleines Getier. Seit Jahren dringt die Grünen-Fraktion im Leipziger Rathaus darauf, deutlich mehr Gebäude mit Fassadengrün zu versehen, um das Stadtklima zu verbessern. Im November fragte sie nach, ob die Verwaltung das überhaupt auf der Agenda hat. Und die antwortete im Dezember: Sogar 2020 war man schon fleißig. Ein Konzept gibt es aber erst 2021.
Eine Antwort, die die Grünen-Fraktion trotzdem freut, weil man solche Antworten aus der Verwaltung in den letzten Jahren nicht unbedingt bekam. Unübersehbar fiel es in den Ämtern auch bei diesem Stadtklima-Thema schwer, aus gewohnten Denkweisen herauszukommen.
Ursprünglich beantragt hatten die Grünen ein städtisches Konzept zu Fassadengrün schon im März 2019.
„Die Stadtverwaltung wird damit beauftragt, bis zum I. Quartal 2020 zu prüfen, welche Liegenschaften im Eigentum der Stadt Leipzig sich für eine Fassadenbegrünung eignen. Über das Ergebnis informiert die Stadtverwaltung den Stadtrat bis zum I. Quartal 2020 und setzt auf dieser Grundlage bis zum II. Quartal 2020 Maßnahmen zur Fassadenbegrünung an mindestens drei Gebäuden um“, hieß es im damaligen Antrag. Beschlossen hat der Stadtrat die Erarbeitung des Konzepts dann im Oktober 2019. Wieder mit der üblichen Stimmenverteilung: 33/25/0.
Die beiden konservativen Fraktionen im Stadtrat tun sich nach wie vor schwer, Klima und Umwelt als existenzielle Probleme der Stadt zu begreifen. Mit dem I. Quartal 2020 wurde es dann zwar nichts. Aber die Grüne Fraktion im Stadtrat begrüßt trotzdem die Pläne der Verwaltung, bis zum II. Quartal 2021 ein umfassendes Fassadenbegrünungskonzept vorzulegen.
Die Fraktion hatte in ihrer Anfrage nach dem Umsetzungsstand des Stadtratsbeschlusses vom Herbst 2019 gefragt. Mit einem Änderungsantrag hatte die Grüne Fraktion damals noch durchgesetzt, dass das Programm Kletterfix erhöht und dynamisiert wird und ein Maßnahmenplan für die Fassadenbegrünung der städtischen Liegenschaften sowie Richtlinien für straßenseitige Begrünungen erarbeitet werden.
„Begrünte Fassaden leisten einen positiven Beitrag für das Stadtklima und die Artenvielfalt. Auch wenn der vom Stadtrat gesetzte Termin nicht gehalten werden konnte, freuen wir uns, dass das Thema Fassadenbegrünung nun durch die Stadtverwaltung umfassend angegangen wird“, sagt der Fraktionsvorsitzende Dr. Tobias Peter.
„Unsere Erwartungen an das Fassadenbegrünungskonzept sind klar: alle bestehenden und neuen kommunalen Gebäude, die sich dafür eignen, müssen perspektivisch eine Fassadenbegrünung bekommen. Dafür braucht es einen Umsetzungsplan mit einer verbindlichen Zeitschiene.“
Und auch wenn das Amt für Stadtgrün und Gewässer sehr still war in dieser Frage, hat es seitdem tatsächlich einige Begrünungen gestartet. In der Auflistung aus der Antwort auf die Grünen-Anfrage kann man lesen:
„An den Objekten 33. Schule, 35. Schule, Oberschule Liebertwolkwitz und Gesamtschule Erfurter Straße wurden Fassadenbegrünungen realisiert.
Die Fassade der 33. Schule in der Anhalter Straße wurde mit Wildem Wein begrünt. Die Realisierung erfolgte im Zuge der Fassadensanierung Mitte der 1990er Jahre. Gemäß Luftbild existiert derzeit eine Fassadenbegrünung im Sockelbereich an der Ostfassade bis zur Höhe der Fenster im Erdgeschoss. Der aktuelle Zustand vor Ort ist nicht bekannt.
Die Fassade des Südgiebels der 35. Schule in der Virchowstraße wurde mit Blauregen auf Rankhilfen begrünt. Die Realisierung erfolgte ebenfalls Mitte der 1990er Jahre im Zuge der Komplexsanierung. Die Begrünung musste allerdings inzwischen (2014/2015) wieder entfernt werden, da Bauwerksabdichtungsmaßnahmen erfolgten.
Die Fassade der Oberschule in Liebertwolkwitz, Am Angerteich wurde mit Wildem Wein begrünt. Eine partielle Neupflanzung am Südgiebel erfolgte nach Bauwerksabdichtungsmaßnahmen in den Jahren 2014/2015.
Eine Fassadenbegrünung an der Gesamtschule Erfurter Straße 14 wurde in den Jahren 2019/2020 realisiert.“
Und die nächsten Fassadenbegrünungen an Schulgebäuden sind schon in Planung, wie das Amt für Stadtgrün und Gewässer auflistet:
„Eine Fassadenbegrünung soll am Westgiebel des Gymnasiums Mannheimer Straße 128 umgesetzt werden. Darüber hinaus besteht auch die Option der Begrünung für den Ostgiebel. Hierzu gibt der Generalübernehmer ein Angebot ab.
Für den Südgiebel des Erweiterungsneubaus an der Johannes-Kepler-Schule ist eine Fassadenbegrünung vorgesehen. Das Gebäude ist fertiggestellt und die Unterkonstruktion ist bereits montiert. Eine Bepflanzung erfolgt in Kürze.
Beim Neubau der Grundschule Böhlitz-Ehrenberg BA 2.2 erfolgt ein Ausbau zur Vierzügigkeit. Hier werden die Möglichkeiten der Begrünung des Südostgiebels im Rahmen der weiteren Ausführungsplanung geprüft.
Im Rahmen der Kapazitätserweiterung der Schule am Leutzscher Holz bieten sich Möglichkeiten zur Begrünung an den neuen stirnseitigen Giebeln. Allerdings eignen sich diese Eckbereiche auch für eine Bepflanzung mit Bäumen, die ein säulenartiges Wachstum aufweisen. Es muss also im Rahmen der weiteren Außenanlagenplanung abgewogen werden, welche Variante realisiert werden sollte.“
Ob auch der Erweiterungsbau der Apollonia-von-Wiedebach-Schule eine Begrünung bekommt, ist noch offen, da der Anbau eine Holzverkleidung bekommen soll.
Auch das Potential von Gebäuden nicht-kommunaler Eigentümer sollte konsequent gehoben werden, meint Dr. Peter: „Es ist ein wichtiger Schritt, dass das erfolgreiche Programm Kletterfix im nächsten Doppelhaushalt von 30.000 auf 50.000 Euro aufgestockt wird. Zur weiteren Umsetzung müssen jetzt auch klare Rahmenbedingungen für eine straßenseitige Fassadenbegrünung geschaffen werden. Erst wenn die bestehenden Unklarheiten beseitigt sind, werden wir auf unseren Straßen mehr begrünte Fassaden erleben können.“
Leipzigs Verwaltung will mal drei städtische Gebäude zur Fassadenbegrünung prüfen
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