Es wird nicht leicht, sondern richtig hart, was ab Montag, 2. November mit den nun wieder verschärften Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch auf die Leipziger/-innen zukommt. Viele sind ja des ganzen Auf und Ab tatsächlich müde. Doch mit diesem Virus lässt sich leider nicht spaßen. Deshalb appellieren jetzt fünf Ratsfraktionen gemeinsam an die Leipzigerinnen und Leipziger: „Bitte helfen Sie mit, die weitere Ausbreitung des Virus einzudämmen!“
Denn nichts zeigt das Virus deutlicher, als dass es keine Grenzen respektiert. Auf der Karte des Robert-Koch-Instituts sieht Leipzig noch wie eine kleine Insel der Seligen aus, während die angrenzenden Landkreise Leipzig und Nordsachsen schon tiefrot sind.
In Nordsachsen gab es in den vergangenen sieben Tagen mittlerweile im Schnitt 107 Neuerkrankungen auf 100.000 Einwohner. Die Schwelle zum Risikogebiet ist überschritten. Im Landkreis Leipzig waren es im Schnitt 78 Fälle – Tendenz steigend.
Und auch in Leipzig steigen die Zahlen, nachdem zwei Asylunterkünfte und vier Pflegeheime zu Hotspots wurden. Gab es vor einer Woche nur 20 Neuerkrankungen auf 100.000 Einwohner im 7-Tage-Schnitt, sind es mittlerweile 35. Damit ist Leipzig noch kein Risikogebiet – aber es täte der Stadt gut, wenn es dazu gar nicht erst käme, wenn es die Leipziger/-innen in einer gemeinsamen Anstrengung schaffen, die Erkrankungszahlen unten zu halten. Was nicht leicht sein wird.
„Setzt sich diese Entwicklung fort, ist absehbar, wann unser Gesundheitssystem die Grenzen seiner Belastbarkeit erreicht hat“, schreiben stellvertretend für ihre Fraktionen die Vorsitzenden Sören Pellmann (Die Linke), Katharina Krefft (Grüne), Dr. Tobias Peter (Grüne), Frank Tornau (CDU), Christopher Zenker (SPD) und Sven Morlok (Fraktion Freibeuter).
„Wir sind der festen Überzeugung, dass die Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene ebenso wie hier auf der kommunalen Ebene das Menschenmögliche tun, um unser Land gut durch diese Krise zu führen.“
Sie betonen aber auch: „Wir würdigen die großen Anstrengungen, die jeder Einzelne aber insbesondere die Betriebe in Gastronomie, Kultur und Freizeitbranche für eine Öffnung durch geeignete Hygienekonzepte geleistet haben. Ihre Mühe war nicht umsonst. Den Branchen, die in besonderer Weise durch die neuen Regelungen betroffen sind, muss geholfen werden. Wir erwarten, dass dies auch jetzt wieder geschieht.“
Aber die eigentliche Entscheidung fällt zu Hause. Worauf ja auch Leser „Michael“ in seinem Kommentar zum Beitrag „Donnerstag, der 29. Oktober 2020: FDP, Linke und Gaststätten kritisieren Corona-Politik“ hinweist, wenn er die „Hit-Liste“ der Ergebnisse (Anzahl der Ausbrüche bezogen auf den jeweiligen Bereich, Epidemiologische Bulletin 38, S. 5) aus dem jüngsten Bulletin des Robert-Koch-Instituts aufmacht: „private Haushalte 3.902, Pflegeheim 709, Arbeitsplatz 412, Krankenhaus 402, Asylheime 199, Freizeit 195, Beherbergungsorte 169, ambulante Behandlungseinrichtungen 123, Betreuungseinrichtungen 95, Reha-Einrichtungen 95.“
Nur bedeutet das eben nicht, dass nun die Absperrmaßnahmen auch noch den häuslichen Bereich erreichen sollten und die restlichen Einschränkungen überflüssig sind, sondern dass es im privaten Raum in der Regel wenig Schutz gegen Ansteckung gibt – gerade dann, wenn viele Menschen in einer Wohnung zusammenleben müssen. Da kann man selbst nur versuchen, die persönlichen Kontakte nach draußen zu reduzieren.
„Ohne eine Anpassung des persönlichen Verhaltens eines jeden Einzelnen von uns wird es aber nicht gelingen, die Verbreitung des Virus einzudämmen“, schreiben die fünf Fraktionen deshalb auch in ihrem Appell an die Leipziger/-innen.
„Wir bitten Sie daher eindringlich: Minimieren Sie in den nächsten Wochen private Kontakte zu anderen Menschen so weit wie nur irgend möglich. Insbesondere für viele alte Menschen, die allein leben, ist das eine schwere Belastung. Wir dürfen nicht zulassen, dass für diese Menschen physische Distanz zu sozialer Distanz und Einsamkeit führt. Achten wir auf unsere Mitmenschen, Freunde und Nachbarn, auch wenn wir uns nicht persönlich treffen können.“
Das wird hart. Keine Frage. Und es ist und bleibt ungewohnt. Ob es wirklich genügt, wissen wir erst in vier Wochen – wenn es klappt, vielleicht sogar ein bisschen früher.
Der komplette Appell zu Nachlesen.
30 Jahre deutsch-deutsche Parallelwelt: Höchste Zeit, die betonierten Vorurteile zu demontieren
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Es gibt 6 Kommentare
Lieber Michael,
??? Also entstehen die sich in den vergangenen 14 Tagen und den nun folgenden 14 Tagen bis 4 Wochen abbildenden Zahlen bei den Neuinfektionen, weil man eine Bundestagswahl verschieben will (ich fass es so auf und zusammen, was Sie schrieben).
Ich habe keine Ahnung, wann es begann, dass zum Aufbau eigener Erklärungen Ursache und Wirkungen vertauscht wurden, aber es muss in vollem Gange sein 😉
Wie stabil niedrig die Sterblichkeit an/mit Corona trotz steigender positiver Testergebnis (ist nicht identisch mit Infektion, die allermeisten verlaufen, wie bei Herrn Spahn, quais symptomlos!) ist, kann man hier sehen https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1102667/umfrage/erkrankungs-und-todesfaelle-aufgrund-des-coronavirus-in-deutschland/. Wenn wir berücksichtigen, dass jedeR, der bis 28 Tage vor seinem Versterben einmal positiv getestet wurde, in die Kategorie C-VerstorbeneR fällt egal, was die tatsächliche Ursache für diesen bedauerlichen Todesfall ist, könnte man sich eigentlich (auch als PolitierkerIn) entspannen.
Aber mit Entspannung kann man keine Bundestagswahlen verschieben, weil die leidige Nachfolgerfrage (absichtlich nicht gegendert, da Frauen dafür nicht nochmal in Frage kommen) womöglich ohne einen parteiinternen Eklat derzeit nicht zu klären ist und Frau Merkel besser noch ein bisschen weitermacht wie bisher.
@Michael Freitag: ein zweiter Lockdown kann sein, muss aber nicht. Er ist eine Entscheidung. Es kommt ja auch darauf an, wie Gevatter Tod v.a. in den entsprechenden Altersklassen, die besonders stark an Corona leiden (die 70-90jährigen) umgeht. Geht er nun stärker um, wird mehr gestorben – und man stirbt nur einmal. Wer einmal weg ist, stirbt nicht noch mal, ergo sinken dann erstmal die Todesfälle. Lockdowns verzögern den Prozess natürlich ein wenig etappenweise, vielleicht haben dadurch auch ein paar Menschen das “Glück” an was anderem zu sterben – ein guter Tod sei denen ja gegönnt. Aber ganz aufhalten werden wir weder Corona noch den Tod im Allgemeinen – es wird so lange gehen, bis Corona v.a. in den gefährdeten Altersklassen durch ist. Achtung: ja, auch jüngere Menschen können an Corona sterben, die Wahrscheinlichkeit ist aber geringer. Für Kinder und Jugendliche sehr gering, mit zunehmenden Alter steigt die Wahrscheinlichkeit dann. Es ist davon auszugehen, dass aber die meisten überleben werden, und das Immunsystem vieler, die vielleicht gar symptomlos waren, sind und sein werden, wird an Corona trainiert haben und es auch weitere Male überleben – dies wäre zumindest logisch. Nun, wie man der Natur nun ihren Lauf lässt oder versucht, dagegen anzukämpfen bzw. wie man damit umgeht, das sind dann menschliche Entscheidungen. Da Lockdowns üble Nebenwirkungen haben, geradezu eine gesamtgesellschaftliche Roßkur sind, sollte schon überlegt werden, ob und wie oft eine Gesellschaft sich sowas leisten möchte oder ob man nicht doch etwas kreativer an ein Problem herangehen sollte. Übrigens: wo Lockdowns vermeintlich funktioniert haben, wurde es dann immer Frühling und wie von Zauberhand sanken die Zahlen, oder es waren Länder mit wenigen alten Menschen – wenn die wenigen alten Menschen dort dann das zeitliche segneten, sanken die Zahlen auch wieder. Gut, Länder mit wenigen Außengrenzen, die bspw. auf Inseln liegen, sind auch klar im Vorteil. Aber Deutschland liegt nicht auf einer Insel und wir haben nun einmal sehr viele alte Menschen in unserer Bevölkerung, also eine ganz andere Ausgangslage.
Momentan ist es ja auch in Ordnung, wenn man alles so regelt, dass nicht zuviele auf einmal sterben. Gott sei Dank sind unsere Gesundheitssysteme besser als in anderen Ländern, aber leider eben auch nicht perfekt. Dennoch bleibt die Frage, ob es nicht auch bessere Lösungen gibt, solches zu regeln – Lösungen mit weniger Nebenwirkungen. Es gibt kein in Stein gehauenes Fazit, es gibt immer nur Entscheidungen. Wenn man sich so entscheidet und weiter mit den Rosskuren macht, muss man dann als Gesellschaft in Zukunft mit den Folgen leben müssen, auch wenn Corona dann schon seine Brisanz verloren haben dürfte.
Wenn man richtig brutal argumentieren möchte, könnte man behaupten. Die Natur schlägt zurück.
Zu Ihren Argumenten – welche nicht nur Ihre sind – folgt sicher bald ein weiterer Text. Ein Fazit Ihrer Ideen kann ich Ihnen aber schon nennen: ein noch härterer, vollständiger Lockdown. Und das wollen wir garantiert alle nicht.
Liebe LIZ, dann solltet ihr mich bitte etwas umfassender zitieren (und nicht nur meine Recherche): mein Tenor war, dass diese Maßnahmen an der Realität vorbeigehen.
Und im Gegenteil dazu führen werden, dass die Menschen sich nicht geordnet (und auch, gegen den einst so extrem wichtigen Datenschutz verstoßend, sehr kontrolliert) im Restaurant treffen (um es sich schön zumachen), Konzert oder Theater besuchen (um sich zu erfreuen), ihrem Sport nachgehen (um sich fit zu halten) und in
den Urlaub fahren (um sich zu erholen), sondern dem zutiefst in uns verankerten Grundbedürfnis nach sozialem Kontakt in den privaten Räumen nachkommen – obwohl das RKI nachgewiesen hat, dass hier am ehesten Infektionen stattfinden.
Zudem konnten Übertragungen in überfüllten
S-Bahnen sicher nicht nachverfolgt werden, die tauchen also in den Zahlen des RKI gar nicht erst auf (sonst müssten wir jetzt theoretisch alle laufen oder jeder allein mit dem PKW fahren…).
Was soll man von einer Regierung halten, die DAS befördert? Oder ist es dazu da, das einzuführen, was Herr Lauterbach schon mal angetestet hat: Polizeikontrollen in privaten Wohnungen ohne richterliche Genehmigung
als Normalfall. Wegen Corona.
In Österreich hat das Verfassungsgericht gestern die dort quasi identischen Regelungen komplett gekippt.
Wir werden also sehen.