Wie neu geplante Stadtquartiere einmal aussehen sollen, das erfahren die Leiziger/-innen in der Regel oft nur in befristeten Ausstellungen, zu denen sie ins Stadtbüro pilgern müssen. Oft ist aber auch dort nicht wirklich sichtbar, wie die geplanten Bauten sich in die Stadt einfügen. Aber wozu hat Leipzig dann ein 3-D-Stadtmodell, wenn es nicht genau für solche Beteiligung der Bürger auch genutzt wird, fragten sich die Grünen.

Am 11. September stellte die Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen deshalb den Antrag „Anwendung von digitalem 3-D-Stadtmodell bei Stadt- und Bauleitplanung“. Die Stadtverwaltung soll damit vom Stadtrat beauftragt werden, Leipziger/-innen in Stadt, Stadtbezirken und Ortschaften künftig vermehrt, transparent und plastisch-visuell mit dem 3D-Stadtmodell über Planungsvorhaben und Datengrundlagen zu informieren.

Ob der Eutritzscher Freiladebahnhof, der Stadtraum Bayerischer Bahnhof, die Westseite des Hauptbahnhofs, das Krystallpalast-Areal, das Areal um die Georg-Schwarz-Brücken, das Bahngelände hinter der Rosa-Luxemburg- bzw. Schulze-Delitzsch-Straße oder der Wilhelm-Leuschner-Platz sowie der Matthäikirchhof: die Darstellung von Bebauungsplänen erfolgt in Leipzig immer noch fast ausschließlich in zweidimensionalen Plänen, obwohl es ein 3-D-Stadtmodell der Stadt Leipzig längst gibt, kritisieren die Grünen.

Da braucht man schon eine Menge Phantasie, um sich wirklich vorstellen zu können, wie das Ganze einmal aussehen wird. Und wenn man die Phantasie hat, merkt man oft erst, wie sehr die schön gestalteten Visualisierungen täuschen.

Tim Elschner, Stadtrat und stadtentwicklungspolitischer Sprecher und Sprecher für Bürgerbeteiligung der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, weiß aus eigenem Erleben, aber auch aus vielfachen Gesprächen zu Planungs- und Beteiligungsprozessen, dass den betroffenen Leipziger/-innen meist nicht wirklich vorstellbar ist, was da eigentlich gebaut werden soll.

„Dabei und auch bei der Beteiligung von betroffenen Einwohner/-innen und Trägern öffentlicher Belange in der gesetzlich vorgeschriebenen Öffentlichkeitsbeteiligung sowie in der Bürger/-innen- und Akteursbeteiligung, die über den gesetzlichen Rahmen hinausgeht, ist eine anschauliche Präsentation und Visualisierung besonders wichtig“, findet Elschner, der auch als Stadtrat oft die Erfahrung macht, wie abstrakt die vorgestellten Baupläne oft wirken, wenn Bauherren für ihre neuen Projekte Werbung machen.

Auf Basis von 3D-Gebäudemodellen kann die umgebende Bebauung geometrisch exakt visualisiert werden. Geplante Gebäude, Planungsalternativen und planungsrechtliche Festsetzungen lassen sich mit dem 3D-Stadtmodell kombinieren. Auch Präsentationen einzelner Gebäude im LoD3 in einer LoD2-Umgebung sind möglich.

„Dass die künftigen Georg-Schwarz-Brücken etwa überdimensioniert sind und ob sich der Neubau stadträumlich in die Umgebung einfügen wird, oder ob der Wilhelm-Leuschner-Platz im Geltungsbereich des künftigen Bebauungsplanes doch mehr Bruttogeschossfläche verträgt: die Präsentation des 3D-Stadtmodells würde die Entscheidungsfindung in den meist umfangreichen Abstimmungsprozessen in jedem Falle wesentlich erleichtern“, findet Tim Elschner.

„Ebenso gilt dies für die Stadt(teil)entwicklung von kleineren wie größeren Flächen. Aussehen und Wirkung etwa von neuen Gebäuden im Zusammenhang mit bereits vorhandener Bebauung wären realitätsnah und plastischer als in zweidimensionalen Plänen, was insbesondere Nichtfachleuten entgegenkommen würde.“

Nur tut sich die Stadt mit der Freigabe der Daten bis heute schwer, obwohl es nur ein logischer Schritt wäre, sämtliche geplanten Neubauprojekte einfach ganz selbstverständlich im 3D-Stadtmodell auf der Homepage der Stadt zu zeigen. Es wäre ein Stück Transparenz mehr, das eben auch zeigen würde, ob sich die Bauten tatsächlich ins Straßenbild einfügen.

Die neue „Leipziger Zeitung“ Nr. 83: Zwischen Ich und Wir

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