Fast alle Geschäfte und Einrichtungen dürfen nach wochenlangen Verboten wieder öffnen – wenn auch mit Einschränkungen. Doch bei einigen sorgt die Coronakrise noch immer für geschlossene Türen: den Clubs zum Beispiel. Die Stadt Leipzig hat sich nun auf Antrag der Grünen und mit Unterstützung der CDU zu den Clubs bekannt und wird diese bei der Suche nach alternativen Veranstaltungsformen unterstützen – möglicherweise auch finanziell.
Die Stadt Leipzig bekennt sich zur Clubkultur und soll prüfen, ob sie ein Soforthilfeprogramm in Höhe von 200.000 Euro einrichten kann. Das hat die Ratsversammlung am Mittwoch, den 15. Juli, ohne Gegenstimmen beschlossen. Nur die AfD-Fraktion enthielt sich der Stimme.
Kultur sei „die Grundlage einer aufgeklärten Gesellschaft“, führe dazu, dass Menschen nach Leipzig kämen, und sei auch ein „ökonomischer Faktor“, erklärte Stadtrat Jürgen Kasek, aus dessen Grünen-Fraktion der Antrag kam. Eine Stadt wie Leipzig brauche sowohl Einrichtungen wie Oper und Gewandhaus auf der einen und Clubs auf der anderen Seite.
Weil in der Coronakrise immer noch ein Tanzverbot gilt, treffe es aber die Clubs besonders hart. Generell ist laut Kasek zu beobachten: „In vielen Diskussionen kommt Kultur bemerkenswert weit hinten.“ Die bereits bestehenden Hilfsangebote und Förderprogramme würden nicht ausreichen. „Die Situation ist sehr, sehr ernst“, so Kasek. „Wir werden aber alles dafür tun, dass alle Kulturstätten erhalten bleiben.“
Unterstützung erhielten die Grünen – für einige wohl etwas überraschend – aus der CDU. Von den Christdemokraten kam per Änderungsantrag der Vorschlag, ein Soforthilfeprogramm in Höhe von 200.000 Euro zu prüfen. Kasek plädierte dafür, dieses Geld vor allem zu nutzen, um neue Veranstaltungskonzepte unter freiem Himmel zu erarbeiten.
„Leipzig ist in den Abendstunden deutlich leiser geworden“, beklagte CDU-Stadtrat Michael Weickert. „Es fehlt etwas.“ Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronakrise, aus denen die Schließungen resultierten, waren dennoch „richtig und wirksam“. Weickert plädierte dafür, die Clubs „zu schützen, bis man wieder tanzen kann“.
Neben dem Bekenntnis zu Clubs und Livemusikspielstätten sowie der Prüfung eines Soforthilfeprogramms umfasste der Beschluss zudem, dass sich der Oberbürgermeister auf Bundes- und Landesebene für finanzielle Hilfen einsetzen und mit den Akteur/-innen der Clubszene nach Möglichkeiten suchen soll, Open-Air-Veranstaltungen durchzuführen. Das Gesundheitsamt soll diese Akteur/-innen gebührenfrei dabei unterstützen, die nötigen Hygienekonzepte zu erstellen.
Die Debatte vom 15. Juli 2020 im Stadtrat
Video: Livestream der Stadt Leipzig
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