Leipzig hรคngt gewaltig hinterher, was die Einhaltung der eigenen Klimaschutzziele betrifft. Das zeigt schon eine Grafik im aktuell von Umweltbรผrgermeister Heiko Rosenthal vorgelegten Umsetzungsbericht der โ€žEuropรคischen Energie- und Klimaschutzkommuneโ€œ, die sich Leipzig ja seit 2014 bemรผht zu sein. Die Zahlen stammen zwar von 2018, aber sie zeigen, dass Leipzig viel zu langsam umsteuert zur klimaneutralen Kommune. Um Tempo zu machen, wird jetzt endlich das Klimareferat in Funktion gesetzt.

Das kรผndigte Oberbรผrgermeister Burkhard Jung gleich am Mittwoch, 10. Juni, mit an, als er die 24 SofortmaรŸnahmen vorstellte, mit denen die Stadt auf ihrem Gebiet mehr Tempo machen will, um der Klimaneutralitรคt nรคherzukommen. Zieljahr ist 2050. Die Verwaltung fรผr sich will es schon bis 2035 schaffen.

Aber schon 2014 schrieben wir hier an dieser Stelle, dass so ein Ziel mit einem gemรคchlichen Weiterso nicht zu erreichen ist. Das zeigt die oben abgebildete Grafik zu den CO2-Emissionen der Stadt Leipzig aus dem Umsetzungsbericht 2018. Es ist das errechnete Pro-Kopf-Aufkommen an Treibhausgasen, das seit 2011 von damals 6,33 Tonnen CO2-ร„quivalent pro Kopf bis 2017 auf 5,72 Tonnen sank. Die Prognosen sagen bis 2020 kaum noch ein weiteres Absinken voraus, und das, obwohl Heiko Rosenthal 2014 davon trรคumte, dass bis 2020 die 4,5 Tonnen erreicht werden kรถnnten.

Am stรคrksten abgebaut hat ihr CO2-Aufkommen รผbrigens die Wirtschaft. Aber man darf auch nicht vergessen, dass die grรถรŸten CO2-Schleudern in der Leipziger Statistik nicht enthalten sind, weil sie auรŸerhalb des Stadtgebietes liegen โ€“ der Flughafen Leipzig/Halle und das Kohlekraftwerk Lippendorf.

Es war der Stadtrat, der beim Kohleausstieg erst so richtig Druck gemacht hat. Und er hat auch beim Thema Verkehr Druck gemacht. Denn da hat sich seit 2011 fast gar nichts getan, sank das CO2-ร„quivalent pro Kopf nur von 1,39 auf 1,32 Tonnen. Und das trotz gestiegener Fahrgastzahlen im ร–PNV und steigendem Radverkehrsanteil.

Dass manches in der Leipziger Klimapolitik nicht zusammenpasst und manches Dezernat lieber sein eigenes Ding gemacht hat, um die in den Klimaplรคnen der Stadt verankerten Ziele wirklich ernst zu nehmen oder eben nicht, lag eben auch daran, dass es schlicht kein verantwortliches Referat gab, das dafรผr sorgte, dass das Thema in der kompletten Stadtpolitik auch umgesetzt wird.

Im OBM-Wahlkampf wurde das Thema endgรผltig konkret und Burkhard Jung nahm die Grรผndung des Klimareferats als Versprechen in seinen Wahlkampf mit auf.

Am 1. Juli ist es so weit, dann nimmt das Referat tatsรคchlich seine Arbeit auf.

Die entsprechende Vorlage, die das neue Referat, das dem Umweltdezernat zugeordnet ist, beschreibt, ist nun รถffentlich.

โ€žZu den Aufgaben des Referates gehรถren insbesondere,

โ€“ die zentrale Steuerung des Nachhaltigkeits- und Klimaprozesses in der Stadt Leipzig unter Bezugnahme auf internationale, nationale und stรคdtische Zielformulierungen,

โ€“ die Weiterentwicklung des Fachkonzeptes Energie- und Klimaschutz im INSEK 2030 und die Fortschreibung des Energie- und Klimaschutzprogramms (EKSP) 2030 zur Leipziger Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsstrategie (Leipziger Klimaplan),

โ€“ die Sicherstellung einer koordinierenden, verschrรคnkenden gesamtstรคdtischen Servicefunktion im โ€žKernteam Klimaschutzโ€œ,

โ€“ die Sichtbarmachung, Kommunikation und gemeinsame Gestaltung der Klimaschutzaktivitรคten von Stadtverwaltung, Zivilgesellschaft und externen Kooperationspartnern (z. B. Klimaschutzfonds der Stadt),

โ€“ die Koordination und konzeptionelle Ausgestaltung der Gremienarbeit (Forum Nachhaltiges Leipzig, Beirat Nachhaltiges Leipzig, AG INSEK).โ€œ

Das โ€žKernteam Klimaschutzโ€œ soll impulsgebend und konzeptionell unterstรผtzend fรผr die gesamte Stadtverwaltung arbeiten. โ€žDafรผr ist ein enges Zusammenwirken mit den Akteuren des Steuerungsmodells (Fachรคmter โ€“ Fach-und MaรŸnahmekonzepte, Referat SAP โ€“ Finanzsteuerung, Referat Grundsatz und Koordination โ€“ Wirkungsmessung und โ€“controlling, AG-INSEK โ€“ Integrierte Stadt- und Zielbildentwicklung, Leipzig weiter denken โ€“ Bรผrgerbeteiligung/Engagementstrategie, Referat Digitale Stadt โ€“ Digitalstrategie, Referat Wissenspolitik โ€“ Kooperation mit wissenschaftlichen Einrichtungen) erforderlich.โ€œ

Und auch die Stellenbesetzung ist jetzt klar: โ€žDas Referat ,Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutzโ€˜ wird im Zielzustand 6 Stellen umfassen. Neben der Referatsleitung sollen dort drei Referent/-innen (Klimaschutz, Programmmanagement, Nachhaltige Entwicklung) sowie zwei Sachbearbeitende (Nachhaltige Ernรคhrung, Haushalt sowie Netzwerke, ร–ffentlichkeitsarbeit, Reporting) wirken. Im ersten Aufbauschritt werden die Klimaschutzleitstelle und ein Referent aus dem Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport in das neu gebildete Referat รผbergehen.

Die Referatsleitung und zwei Sachbearbeitendenstellen sind durch Ausschreibungen zu besetzen. Bis zur Besetzung der Stelle der Referatsleitung wird das Referat kommissarisch durch den Leiter des Amtes fรผr Umweltschutz in Personalunion geleitet.โ€œ

Dafรผr werden keine neuen Stellen geschaffen, betont Burkhard Jung. Die entsprechenden Leute will er innerhalb der Stadtverwaltung zusammensammeln. Und bei diesen sechs Referatsmitarbeiter/-innen soll es nicht bleiben.

โ€žZusรคtzlich werden Hauptamt, Stadtplanungsamt, Amt fรผr Gebรคudemanagement, Verkehrs- und Tiefbauamt, Amt fรผr Wirtschaftsfรถrderung und Amt fรผr Stadtgrรผn und Gewรคsser um je 1 Stelle fรผr Umsetzungsaufgaben im Klimaschutz verstรคrkt. Die Stellen werden zur Besetzung ausgeschrieben. Die Stelleninhabenden wirken mit dem Referat ,Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutzโ€˜ im ,Kernteam Klimaschutzโ€˜ eng zusammen und unterstรผtzen ihre Amtsleitungen bei der Erreichung der Klimaziele der Stadtโ€œ, heiรŸt es in der Vorlage.

Das sind dann echte Jobs fรผr Leute, die den Mumm haben, sich mit allen mรถglichen Amtsleiter/-innen anzulegen, wenn die das Ziel Klimaneutralitรคt in ihrer Arbeit nicht ernst nehmen. Aber natรผrlich mรผssen es auch Fachleute sein, die sich im Spezialgebiet auskennen und wissen, wie man dort die Treibhausgasemissionen wirklich senken kann. Und wie man beharrlich daran arbeitet, die Stadt wirklich klimaneutral zu machen.

Linksfraktion fordert die Klimaneutralitรคt fรผr Leipzig schon bis 2035

Linksfraktion fordert die Klimaneutralitรคt fรผr Leipzig schon bis 2035

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Natรผrlich werden auch die L-IZ.de und die LEIPZIGER ZEITUNG in den kommenden Tagen und Wochen von den anstehenden Entwicklungen nicht unberรผhrt bleiben. Ausfรคlle wegen Erkrankungen, Werbekunden, die keine Anzeigen mehr schalten, allgemeine Unsicherheiten bis hin zu Steuerlasten bei zurรผckgehenden Einnahmen sind auch bei unseren Zeitungen L-IZ.de und LZ zu befรผrchten.

Doch Aufgeben oder Bangemachen gilt nicht ๐Ÿ˜‰ Selbstverstรคndlich werden wir weiter fรผr Sie berichten. Und wir haben bereits vor Tagen unser gesamtes Archiv fรผr alle Leser geรถffnet โ€“ es gibt also derzeit auch fรผr Nichtabonnenten unter anderem alle Artikel der LEIPZIGER ZEITUNG aus den letzten Jahren zusรคtzlich auf L-IZ.de ganz ohne Paywall zu entdecken.

Unterstรผtzen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere selbstverstรคndlich weitergehende Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikรคufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den tรคglichen, frei verfรผgbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit fรผr Sie.

Vielen Dank dafรผr.

Empfohlen auf LZ

So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:

Ralf Julke รผber einen freien Fรถrderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Da wurden wider ein paar bequeme Posten fรผr verdiente Parteimitglieder, Freunde und Verwandte geschaffenโ€ฆ.Klimareferat ts ts tsโ€ฆ.. zwinker, zwinkerโ€ฆ. ๐Ÿ˜‰

Schreiben Sie einen Kommentar