Leipzig fehlen Schwimmhallen, für den Schulsport, den Vereinssport und das beliebte Freizeitschwimmen. Darüber herrschte heute quasi einhundertprozentige Übereinstimmung im Stadtrat. Nebst gemeinsamem Entsetzen über die bislang fehlende Förderung vom Freistaat Sachsen für den bereits im Rat beschlossenen und geplanten Standort am Runkiplatz. Während dies den Neubau einer solchen Halle im Osten der Stadt gerade deutlich verzögert, ging heute der Blick nach Süden. Dazu hatte die SPD-Fraktion aus der Bürgerversammlung zur Vorstellung des Kraftwerkneubaus der L-Gruppe an der Bornaischen Straße eine weitere Idee für einen Schwimmhallenbau mitgebracht: neben dem neuen Gas-Kraftwerk.
Die Debatte dazu verlief eher launig. Christopher Zenker (SPD) wies darauf hin, dass man ihm auch seitens der Geschäftsführung der Stadtwerke Leipzig signalisiert hatte, dass der Bau platzmäßig wohl vorstellbar sei. Und darüber hinaus könne man dort auch, so Zenker weiter, Teile der Abwärme des neuen Gaskraftwerkes für den Betrieb der Halle mitnutzen. Was die Betriebskosten senken würde, sah die CDU auch für die Arno-Nitzsche-Straße gegeben.
Um die Prüfung dieses Standortes hatte die CDU im Vorfeld den Antrag der SPD in ihrem Änderungsantrag erweitert und somit eine Prüfung gleich zweier Standorte gefordert. Neben der von allen als gut empfundenen Idee an der Bornaischen sei auch in der Arno-Nitzsche-Straße durch entsprechende Systeme die Abwärme nutzbar, so Karsten Albrecht bei der Begründung, gleich beide Standorte ins Auge zu fassen. Auf das Argument Zenkers, die Tarostraße sei nicht weit entfernt, entgegnete Albrecht, diese sei bereits voll ausgelastet.
Adam Bednarsky wies dann für die Linksfraktion nur noch darauf hin, dass man hier in eine gewisse Beliebigkeit, in eine Art „Tinderfalle“ geraten könne. Die Linksfraktion favorisiere klar die Bornaische Straße und würde auch so abstimmen. Geprägt war wohl dieser Einwand, wie auch der von Sven Morlok von den Freibeutern (FDP), von dem Eindruck, dass die bei allen Schwimmhallenideen nötigen Landesmittel – so wie kürzlich beim Runkiplatz – offenbar nach Gusto und weniger nach den Vorstellungen der Kommune Leipzig vergeben werden. Tatsächlich war der Standort lange geplant und vorbereitet worden, als in diesem Jahr einfach ein Nein bei den entsprechenden Landesmitteln folgte.
Für Morlok ein Skandal, dass hier die Landesregierung die wachsende Stadt Leipzig vor allem beim eigentlichen Landesthema Schulschwimmen derart im Stich lassen würde. Was mit dem Runkiplatz werden wird, war heute noch nicht zu erfahren.
Dass ab sofort die Stadt Leipzig gemeinsam mit der stadteigenen L-Gruppe nunmehr zwei Standorte für eine neue Schwimmhalle im Leipziger Süden prüfen wird, schon. So beschloss der Stadtrat erst mit 33 Ja-Stimmen die Erweiterung der CDU, auch die Arno-Nitzsche in der Machbarkeit und den Kosten zu prüfen, und stimmte mit 64-Ja-Stimmen anschließend dem Grundantrag der SPD auf Prüfung des Neubaus auf dem zukünftigen Kraftwerksgelände an der Bornaischen Straße unter Berücksichtigung der notwendigen Mitarbeiterparkplätze für die ab 2023 dort arbeitenden Stadtwerke-Mitarbeiter zu.
Dann könnte also auch eine neue Schwimmhalle entstanden sein. Natürlich nur, wenn die Landesregierung Sachsens versteht, dass Kinder schwimmen lernen sollten und dies im Unterricht stattfinden muss.
Die Debatte zur neuen Schwimmhalle im Süden Leipzigs am 20. Mai 2020
Video: Livestream der Stadt Leipzig
Sachsens Innenministerium gibt keine Fördermittel für Sport- und Schwimmhallenneubau in Leipzig
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