Auch das Aufstellen der Informationstafeln zur Forstwirtschaft im Leipziger Auenwald 2018 in der Nonne und im Rosental entsprangen ursprünglich dem Wunsch der Grünen-Fraktion, die Bürger besser über den Auenwald und die Forstwirtschaft zu informieren. Doch das Projekt war sichtlich ein Fehlschlag und hat nicht für die gewollte Transparenz gesorgt. Im Herbst 2019 beantragten die Grünen deshalb ein richtiges Kommunikationskonzept zum Auenwald.

„Die Stadtverwaltung wird beauftragt, ein Kommunikationskonzept für den Auwald und alle Maßnahmen, die den Auwald betreffen, aufzustellen. Dabei ist sicherzustellen, dass die Bürger der Stadt Leipzig umfassend und frühzeitig über die Maßnahmen im Wald und die Entwicklung des selbigen, insbesondere hinsichtlich des Forstwirtschaftsplans informiert werden und die Hinweise der Bürger/-innen einbezogen und beachtet werden“, heißt es im Antrag.

„Zukünftig soll die Stadt neben der Diskussion in der AG Stadtwald und dem Naturschutzbeirat in mindestens zwei Bürger/-innenversammlungen über das aktuelle Geschehen im und am Wald unterrichten und dadurch auch Hinweise der Bürger/-innen aufnehmen.“

Hier wetterleuchtet noch die Diskussion um die massiv angekündigten Fällungen im Forstwirtschaftsplan 2019/2020, die in diesem Ausmaß auch deshalb nicht kamen, weil der Stadtrat im letzten Moment noch eine Liste naturschutzfachlicher Auflagen mitbeschloss, die die Spielräume bei der Waldauslichtung deutlich einschränkten.

„Viele Bürger bewegt das Geschehen im und am Auwald, wie die Diskussionen um den Forstwirtschaftsplan 2018 und 2019 zeigen. Dabei wird auch deutlich, dass es zum Teil an Kenntnis an den Zusammenhängen zwischen Forsteinrichtung und Forstwirtschaftsplan fehlt und es nicht gelingt die Maßnahmen umfassend und klar zu kommunizieren“, stellten die Grünen fest.

„Es ist ein Gewinn für die Stadt, dass sich so viele Menschen für die Entwicklung des Waldes interessieren und daran Anteil nehmen. Es ist auch die Aufgabe der Verwaltung Maßnahmen klar zu kommunizieren und die Bürger/-innen einzubeziehen um Missverständnisse zu vermeiden. Mit einem klaren, transparent geführten und kommunizierten Verfahren können Missverständnisse vermieden und die Beteiligung der Bürger/-innen gestärkt werden.“

Man merkt auch, dass die Grünen durchaus zugestehen, es könnte einfach nur an den nötigen Formaten fehlen, um den Leipzigern besser zu erklären, was warum im Auenwald geschieht.

Aber da trafen sie auf ein Dezernat, das sich völlig missverstanden fühlt.

„Die Stadtverwaltung hat bereits in den letzten Jahren verschiedene öffentliche Informations- und Diskussionsformate zum Auwald und die diesen betreffenden Maßnahmen etabliert, die im beantragten Sinne in Zukunft noch intensiver genutzt werden können“, teilt das Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport nun in seiner Stellungnahme mit.

Und zählt auch gleich auf, wo überall man meint, die Belange des Auenwaldes gut zu kommunizieren: im Umweltinformationszentrum (UiZ) etwa, im Kontaktbüro des Projekts „Lebendige Luppe“, bei den Leipziger Auengesprächen, dem Tag des Leipziger Auwaldes und der Leipziger Naturschutzwoche und in Bürgersprechstunden des Umweltbürgermeisters. Außerdem: „Darüber hinaus findet der Dialog mit Wissenschaft und zivilgesellschaftlichen Stakeholdern u. a. in der AG Stadtforsten des Amtes für Stadtgrün und Gewässer und dem Naturschutzbeirat der unteren Naturschutzbehörde im Amt für Umweltschutz statt.“

„All diese Formate können und sollen in Zukunft noch intensiver genutzt werden, um über das Geschehen am und im Auwald und zur Auenentwicklung und entsprechenden Projekten, die Auswirkungen auf den Auwald haben, zu informieren und zu diskutieren“, meint das Umweltdezernat.

„Insbesondere zu den Aktivitäten und Planungen der Abteilung Stadtforsten ist eine intensive Kommunikation im Rahmen des Beschlusses zum Forstwirtschaftsplan 2019 bereits aufgenommen worden und kann mit den genannten Formaten umgesetzt werden.“

Haben also die Grünen einen falschen Eindruck bekommen und nur nicht mitgekriegt, wie vielfältig die Verwaltung das Thema Auenwald schon kommuniziert?

Das Umweltdezernat jedenfalls meint: „Die Stadtverwaltung hat die gestiegenen Anforderungen der Bürgerinnen und Bürger hinsichtlich Information und Partizipation an der Pflege und Entwicklung des Leipziger Auensystems aufgenommen und arbeitet an der Weiterentwicklung und Verzahnung der bereits bestehenden Informationsangebote und Diskussionsformate und deren Ergänzung insbesondere mit digitalen Formaten. Die Erstellung eines eigenen Kommunikationskonzeptes wird dafür nicht als erforderlich angesehen. Die weiterführende Vernetzung und Bündelung der einzelnen Aktivitäten wird durch die Koordination und Zusammenarbeit der zuständigen Führungskräfte der Stadtverwaltung sichergestellt.“

Doch gerade die Ergebnisse zur Abstimmung des Forstwirtschaftsplanes im Dezember im Stadtrat haben ja gezeigt, dass die Kommunikation der Stadt nicht wirklich transparent ist – auch nicht in der Unterscheidung zwischen einem rein wirtschaftlichen Ansatz und den unübersehbaren Schutzbestimmungen im Leipziger Auensystem, die das Fällen wertvoller Bäume schlichtweg untersagen.

Und einige Verlautbarungen von Stadt und beteiligten Forschern waren geradezu kontraproduktiv, weil sie den Kritikern der Waldbewirtschaftung unterstellten, sie forderten „reinen Prozessschutz“.

Dass im Dezember die Forderungen des Ökolöwen mit in den Beschluss zum Forstwirtschaftsplan aufgenommen wurden, bestätigt die Vermutung, dass vorher durchaus nicht umfassend und transparent informiert wurde. Auch nicht in den aufgelisteten Gremien.

So gesehen passt die Stellungnahme des Dezernats Umwelt, Ordnung, Sport nicht wirklich zum Antrag der Grünen. Es bleibt dabei: Es fehlt ein transparentes Auwald-Kommunikationskonzept.

Die Diskussion um Eichen, Femel und Auenflutung geht weiter

Die Diskussion um Eichen, Femel und Auenflutung geht weiter

Hinweis der Redaktion in eigener Sache (Stand 24. Januar 2020): Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen. Doch eben das ist unser Ziel.

Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen und ein Freikäufer-Abonnement abschließen (zur Abonnentenseite).

Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Aufrechterhaltung und den Ausbau unserer Arbeit zu unterstützen.

Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 350 Abonnenten.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Es gibt 3 Kommentare

Ja, Schilder stehen schon genug herum. Bürgerbeteiligungen gab es auch reichlich. Die Inhalte sind aber immer die selben: den (dummen) Bürgern wird erklärt, dass alles fein und prima ist. Von allen hiesigen Wissenschaftlern beforscht, für gut befunden und unterstützt. Schmorbraten sozusagen. Andere Meinungen werden bestenfalls nur nicht zur Kenntnis genommen. Andereseits: das ist nicht nur hier so. Schade eigentlich. So viel Zeit zum planlosen (und profitorientierten) Herumexperimentieren haben wir nicht mehr. Meinen Einige, die sich trauen, das zu sagen.

NuKLA zum Verwaltungsstandpunkt Nr. VII-A-00615-VSP-01 eingereicht von Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport, Betreff: Auwald-Kommunikationskonzept entwickeln.

Man kann von der Aufzählung halten, was man will, Tatsache ist: der Naturschutzbeirat z.B. ist eine Geschlossene Veranstaltung, innerhalb derer die vom Umweltbürgermeister Rosenthal (Die LINKE) berufenen (handverlesenen) Vertreter der Verbände zu absolutem Stillschweigen verpflichtet werden – selbst gegenüber ihren eigenen Verbänden, als deren RepräsentantInnen sie doch in den NSB berufen wurden.
https://www.nukla.de/2020/03/zum-verwaltungsstandpunkt-auwald-kommunikationskonzept-entwickeln/#more-7886

Ich denke, hier bestehen Irrtümer bei den Grünen wie auch der Stadt. Es gibt wirklich weitaus genug Informationen von der Stadt, was man forstwirtschaftlich so alles im Auwald getan hat und auch noch weiter zu tun gedenkt. Nur ist dies keine Kommunikation, sondern eben nur Information. Kommunikation bedeutet ja, verschiedene Seiten reden miteinander und tauschen sich aus. Aber die Stadt handelt (wie auch bei Radverkehr, Fluglärm, Kiesabbau usw.) oft eher selbstherrlich im Alleingang, die Bedürfnisse der Bürger, wenn diese sie kommunizieren, werden nur als Ärgernis wahrgenommen à la “da hat der Bürger nur nicht verstanden, wie toll es ist, wenn wir zwar immerzu reden, wie toll wir die Natur schützen, aber mit schweren Maschinen durch den Wald gurken, wie toll es ist, wenn wir immerzu reden, wie umweltbewusst wir sind, aber den Radverkehr fast völlig vernachlässigen, wie toll toll toll es ist, einen großen Flughafen zu haben, der Nachts über vielen Stadtteilen Lärm verbreitet.”

Das ist so der Irrtum der Verwaltung, zu meinen, den Bürger zu belehren, wie dumm er ist und dass doch alles toll sei, wäre Kommunikation. Ohne den Bürgern zuzuhören.

Der Irrtum der Grünen ist zu meinen, man müsse nur genug über den Forstwirtschaftsplan informieren. dann würden die Bürger schon verstehen, dass das eine ganz tolle Sache ist. Als würde der davon besser werden.

Vielleicht ist aber dieses ganze Forstwirtschaftsgeplane gar nicht so toll!

Alle Berechnungen und Planungen dieses Forstwirtschaftsplans waren von vornherein falsch angesetzt, denn ich zitiere das BfN zum Thema Hartholzaue:

“In weiten Teilen Mitteleuropas sind diese Auenwälder stark gefährdet, auch wenn sie nicht als prioritär gelistet sind. Zur Entwicklung und Wiederherstellung dieser Wälder ist eine natürliche Ãœberflutungsdynamik anzustreben. Eine forstliche Nutzung der wenigen Restbestände sollte möglichst unterbleiben.”

Und wenn man mit Biologen und Ökologen aus anderen Regionen durch den Auwald geht und diese die Hände über den Kopf zusammenschlagen, dann:

STIMMT ETWAS NICHT AN DIESEM FORSTWIRTSCHAFTSPLAN.

Abgesehen davon, dass dieser nach den beiden trockenen Jahren mit all seinen Berechnungen sowieso maximal hinfällig ist!

Wir haben ein massives Absterben von Bergahorn wegen der Rußrindenkrankheit, was für eine starke Auflichtung im Auwald sorgt, sei es, da man Bäume entnimmt im Rahmen von Wegesicherung oder dass diese von allein umfallen.

Natürlich sind dann auch jahrealte Berechnungen nun einfach überholt und auch die ganze Ausgangslage ist anders.

Da ändert auch mehr Information über diesen Forstwirtschaftsplan nichts! Das muss alles GRUNDSÄTZLICH überdacht werden. Ebenso wie die notwendige Revitalisierung der Flüsse, zu der Sachsen bzw. Deutschland gesetzlich verpflichtet ist. Die muss zuerst kommen, vorher stimmen die Standortbedingungen im Auwald nicht und wenn man vorher dort Flächen forstlich vermurkst, wächst dort ein Wald auf, der an die aktuellen Standortbedingungen angepasst ist – und das sind eben keine Auwaldtypischen Standortbedingungen. Bis die Flüsse revitalisiert sind, sollte dort nichts grundlegend verändert werden im Auwald.

Gar nicht zu reden von den mangelhaften Monitorings betreffs diverser stark bedrohter Arten. Wo teilweise immer noch nichts passiert ist, fürchte ich.

Zu Gute halten muss man den Grünen folgenden Satz: “..und die Hinweise der Bürger/-innen einbezogen und beachtet werden“ – ja! MITEINANDER kommunizieren und Zuhören wären ein Anfang.

Aber an dem FWP erst Recht unter den aktuellen klimatisch verursachten Bedingungen festzuhalten bedeutet, dass weder Stadt noch die Grünen kapiert haben, was sich da gerade im Auwald ändert. Noch worum es schon die ganze Zeit geht.

Vielleicht sollten eher die Bürger die Stadt und die Politik informieren und die Bürger mal ein eigenes Kommunikationskonzept erstellen, aber man hat als Bürger ja permanent hier in der Stadt das Gefühl, dass man sowieso nicht gehört wird und nur ein Ärgernis für die Verwaltung ist.

Wenn sich dann diverse Leute wundern, dass Jung nur noch haarscharf wieder gewählt worden ist (und auch nur durch Schaffen eines Bedrohungsszenarios, ein guter Trick, der funktioniert hat, aber die Stadtgemeinschaft nur mehr gespalten hat) – mich wundert es nicht! Warum sollten Bürger auch einen OBM wählen, unter dessen Herrschaft man immer mehr das Gefühl hat, die Verwaltung und die Politik wären nicht für die Bürger da, sondern eher für sich selbst.

Schreiben Sie einen Kommentar