Noch immer steigen die Zahlen der mit Corona infizierten Personen in Deutschland, noch immer bereiten sich Kliniken intensiv auf die „Erkrankungswelle“ vor. In Sachsen sind inzwischen 2.084 Infektions- und 13 Todesfälle bestätigt, wie Gesundheitsministerin Petra Köpping mitteilte. Leipzig zählt insgesamt 320 (Stand 31.03.). Der Peak, so sagte es Oberbürgermeister Burkhard Jung (62, SPD) am Montag in einer Online-Bürgersprechstunde von Leipzig Fernsehen, werde in Leipzig für die Zeit um Ende April/Anfang Mai erwartet. Währenddessen ist die Rede von Versorgungsengpässen in deutschen Krankenhäusern. Atemmasken und ausreichend Schutzkleidung fehlen an allen Ecken und Enden, Lieferungen kommen verspätet oder gar nicht an. Wie sieht es in den hiesigen Krankenhäusern aus?

„Besonders virendichte Atemschutzmasken und Kittel sind gerade Mangelware“, beschreibt Manuela Powollik, Sprecherin des St. Georg Klinikums, die Lage. Zwar sei man im Moment noch ausreichend ausgestattet, „aber mit der Befürchtung einer größeren Welle und mehr Infizierten steigt natürlich auch der Bedarf.“ Das größte Problem sei die Nachbeschaffung. So bekäme das Klinikum zahlreiche Absagen und müsse nach immer neuen Wegen der Nachlieferung suchen.

„Hier gehen wir mitunter in Vorkasse und bleiben dann auf den Kosten sitzen, wenn wir die Ware nicht bekommen“, so Powollik. Inzwischen würden auch die Theater- und Operwerkstätten Atemmasken und Kittel nähen, um für Nachschub zu sorgen. Auch finanziell gerät das Krankenhaus in eine kritische Lage. Durch die angeordneten Bettenschließungen und Umstrukturierungen brechen essenzielle Mittel weg. „Die vom Bund beschlossenen Mittel sind hier nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Momentan hält das St. Georg etwa 300 Betten für Corona-Patienten frei. Die bisher 56 Betten auf der Intensivstation sollen auf 90 aufgestockt werden. Durch die Umverteilung der Stationen wird das Personal gebündelt.

Auch am Universitätsklinikum ist man dabei, weitere Intensivbetten zu schaffen. Viele Eingriffe wurden verschoben, die Ambulanzen arbeiten derzeit nur sehr eingeschränkt. Und auch hier bestehen Engpässe beim Mund-Nasen-Schutz, teilt das Klinikum auf Anfrage mit. Schon vor zwei Wochen startete das UKL einen Aufruf an freiwillige Krisenhelfer. Inzwischen hätten sich 1.400 Personen beim Klinikum gemeldet.

Im Helios Parkklinikum setzt man ebenfalls auf zusätzliche freiwillige Helfer mit medizinischem Hintergrund. „Wenn Sie über Berufserfahrung verfügen als Arzt/Ärztin, als Pflegefachkraft, Pflegehilfe oder in einer anderen Tätigkeit mit Gesundheitsbezug und derzeit nicht mehr im Gesundheitswesen tätig sind, dann nehmen Sie gern Kontakt mit uns auf“, heißt es in dem Aufruf.

„Die Resonanz auf unseren Aufruf war sehr groß“, so Stefan Möslein, der Sprecher des Helios Parkklinikums in Leipzig. Auch innerhalb des Hauses sei die Solidarisierungswelle groß gewesen. Personal anderer Stationen, deren Betrieb aufgrund der angeordneten Umstrukturierung heruntergefahren wurde, wird nun zur Verstärkung „umverteilt“. Tagesklinische Bereiche sind derzeit komplett geschlossen.

Mit Atemmasken und Schutzkleidung sei man am Helios derzeit noch ausreichend ausgestattet, erzählt Möslein. „Wir versuchen, die Schutzmittel vernünftig einzusetzen. Der momentane Bedarf ist gedeckt. Außerdem wird unser Personal intensiv in Maßnahmen zum Eigenschutz geschult, das ist gerade jetzt oberstes Gebot.“ Seit gut einer Woche werden auch zwei Patienten aus Bergamo, Italien, im Helios Parkklinikum behandelt, beide werden derzeit beatmet. Zwei weitere italienische Patienten wurden am vergangenen Montag in die Universitätsklinik eingeliefert.

Vor zehn Tagen richtete das Helios-Klinikum außerdem eine Corona-Test-Ambulanz-Station ein. In einem externen Gebäude werden mögliche Infizierte, die als Verdachtsfälle vom Gesundheitsamt oder vom Arzt zur Überprüfung angewiesen wurden, getestet. Die Teststation hat täglich von 7 bis 15.30 Uhr geöffnet. Damit verstärkt das Helios Parkklinikum die bisherigen Stationen am Universitätsklinikum sowie am St. Georg Klinikum. Die drei großen Kliniken Leipzigs stehen im intensiven Austausch, sprechen sich täglich untereinander ab.

Bereits seit Wochen ist in sämtlichen Krankenhäusern sowie Alten- und Pflegeheimen, ambulant betreuten Wohngruppen und Versorgungs- und Rehabilitationseinrichtungen der Besuch verboten. Diese Regelung bleibt auch weiterhin bestehen, wie Petra Köpping in einer Pressekonferenz am heutigen Dienstag betonte. Ausgenommen seien Besuche von engsten Angehörigen auf Geburts-, Kinder- und Paliativstationen sowie Hospize und der Besuch sterbebegleitender Angehöriger.

Italienische Patienten weiterhin in kritischem Zustand

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Coronavirus in Leipzig: Uniklinik sucht nach freiwilligen Helfern

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