„Leipzig-Zentrum: Baumpflegearbeiten in Lenné-Anlage notwendig“, meldete das Leipziger Amt für Stadtgrün und Gewässer am 24. Januar. „Die extreme Trockenheit des letzten Sommers hatte zum Absterben mehrerer Bäume geführt. Neben sieben Bergahornen, die von der Rußrindenkrankheit befallen sind, ist eine große raumprägende Buche abgestorben. Die betroffenen Pflanzen sind nicht mehr bruch- bzw. standsicher. Bäume auf historischen Standorten werden ersetzt, wenn eine Nachpflanzung möglich ist.“

Ähnliche Meldungen gab es am 17. Februar zum Clara-Zetkin-Park, am 7. Januar zum Connewitzer Holz, am 3. September gleich zu mehreren städtischen Friedhöfen und am 31. Januar zum Mariannenpark, zum vorderen Rosental und dem Alten Johannisfriedhof. Der Alte Johannisfriedhof war schon seit dem 20. Dezember gesperrt.

„31 Bäume auf dem Areal in Zentrum-Südost sind abgestorben und daher nicht mehr standfest, sie könnten umstürzen oder ihre Äste herabfallen. Dabei handelt es sich überwiegend um Bäume der Art Bergahorn, die von der sogenannten Rußrindenkrankheit betroffen sind“, erklärte das Amt das Dilemma.

„Namensgebend für die Krankheit ist ein Pilz, dessen schwarze Sporen sich unter der Rinde ansammeln und zur Verfärbung des Holzes und zum langsamen Baumsterben führen. Der Pilz ist ein Schwächeparasit, durch extremen Niederschlagsmangel bereits angegriffene Pflanzen bieten ihm optimale Bedingungen. Die Pilzsporen können bei intensivem Kontakt zudem die Gesundheit des Menschen gefährden. Sehr häufig tritt der Befall an Ahornen in Leipzig auf.“

Und so geht das munter weiter. Bei diesen Fällungen wird es nicht bleiben. Auch so mancher Straßenbaum wird den Trockenstress nicht überstehen.

Leipzig ist ja auch in das Jahr 2020 mit einem eklatanten Niederschlagsmangel gestartet. Auch in diesem Jahr droht also eine ausgesprochene Trockenheit und es sieht ganz so aus, als müsse die Stadt lernen, ihre Stadtbäume jetzt mit einem angepassten Bewässerungskonzept zu bewahren, wenn immer öfter trockene Jahre drohen.

Die Linksfraktion jedenfalls hat jetzt so ein angepasstes Bewässerungskonzept beantragt: „Bis Ende des 4. Quartals 2020 erstellt die Stadtverwaltung ein Bewässerungskonzept für die Stadtbäume und die Stadtbegrünung. Darin soll zu erkennen sein, wie die Bäume, Pflanzen und Grünflächen mit genügend Wasser versorgt werden können. Im Bedarfsfall sind technische Lösungen, wie z. B. durch externe Bewässerung, aufzuzeigen. In die Erarbeitung sollen auch Umweltorganisationen eingebunden werden.“

Denn wenn Leipzig eine grüne Stadt bleiben will, muss es Wege finden, auch seinen Baumbestand zu retten, wenn es über Wochen und Monate nicht regnet. „Wir bekommen Klimaverhältnisse wie in Barcelona“, sagte OBM Burkhard Jung jüngst. Eigentlich hat sie Leipzig schon. Die zwei Jahre hintereinander mit deutlich zu niedrigen Niederschlägen und deutlich höheren Durchschnittstemperaturen geben jedenfalls schon einmal einen Vorgeschmack auf das, was da kommt.

„In den vergangenen beiden Jahren erlebte auch die Stadt Leipzig eine außergewöhnliche Dürre. Diese hatte unter anderem Auswirkungen auf neu gepflanzte und bestehende Bäume im Stadtgebiet“, stellt die Linksfraktion in ihrem Antrag fest.

„In beiden Jahren musste die Stadt im Laufe der Saison mehrfach und über mehrere Kanäle die Bevölkerung aufrufen und um eine Unterstützung bei der Bewässerung der Stadtbäume bitten. Da dies jedoch weder koordiniert und wahrscheinlich auch nicht effektiv gestaltet werden kann, ist es dringend nötig, dazu ein entsprechendes Konzept zu erstellen.“

Schon 2019 hat der Eigenbetrieb Stadtreinigung, der im Auftrag der Stadt viele Grünflächen pflegt, 300.000 Euro in neue Gießtechnik investiert, um wenigstens die schlimmsten Dürreschäden in den Parks und Grünanlagen zu verhindern.

***

25. Februar

Dazu Michael Neuhaus, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion:  “Bereits im letzten Jahr forderte die Stadt Leipzig die Bürgerschaft auf, täglich zwei Eimer Wasser an die Wurzeln der Straßenbäume zu kippen. Wenn Hitzerekorde durch Politikversagen und privatisierte Rekordgewinne zur Regel werden, kann freiwilliges Gießkannenschleppen auf Dauer nicht die Lösung sein.“

Weiter sagt er mit Blick auf den Klimanotstand: “Die Leipziger Klimaschutzleitstelle und das geplante Referat für Themen der Nachhaltigkeit sind notwendig und haben eine wichtige Signalwirkung. Darüber hinaus müssen wir aber Klimaschutz und Klimaanpassung auch in die tägliche Arbeit aller Ämter, Eigenbetriebe und Beteiligungsunternehmen integrieren. Die Bäume in der Leipziger Innenstadt beispielsweise sorgen dafür, dass die Innenstadt nicht zum lebensgefährlichen Brutkasten wird. Die Stadtreinigung und das Amt für Stadtgrün und Gewässer müssen deshalb auch in die Lage versetzt werden, diese und damit auch die Bevölkerung, vor den Folgen des Klimawandels zu schützen. Ein Bewässerungskonzept wäre dafür ein Anfang. Die entstehenden Kosten sollten im Sinne der Klimagerechtigkeit bei denen eingefordert werden, die seit Jahren einer verantwortungsvollen Klimapolitik entgegenstehen.“

Gießkonzept der Stadtreinigung Leipzig zur Sanierung der Grünanlagen

Gießkonzept der Stadtreinigung Leipzig zur Sanierung der Grünanlagen

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