Für das höchste Amt der Stadt stehen heute, am 2. Februar 2019, acht Personen zur Wahl. So viele Bewerber/-innen gab es bislang nur 2005, als Wolfgang Tiefensee (SPD) mit 67,1 Prozent gleich im ersten Wahlgang zum Oberbürgermeister gewählt wurde. Sein Nachfolger und Parteikollege Burkhard Jung geht heute als Favorit ins Rennen. Doch die Zeiten von Erstrundensiegen ist lange vorbei. Die Entscheidung wird wohl erst im zweiten Wahlgang in vier Wochen fallen. Wir informieren im Liveticker über das aktuelle Geschehen.

Update 23:00 Uhr: Ein paar erste Zahlen – wo hat wer gepunktet?

Wir fassen die wichtigsten Zahlen am Ende des Tages nochmal zusammen. Sebastian Gemkow (CDU) hat den ersten Wahlgang mit 32 Prozent knapp vor SPD-Amtsinhaber Burkhard Jung gewonnen. Dieser erhielt 29,4 Prozent der Stimmen.

Die Parteien, die eher links der Mitte stehen – also SPD, Linke, Grüne und Die PARTEI – kommen gemeinsam auf 57 Prozent. Die Mitte-Rechts-Parteien – also CDU, AfD und FDP – landen bei 42 Prozent. Hinzu kommt Piratin Ute Elisabeth Gabelmann mit einem Prozent der Stimmen.

Mit 49,1 Prozent ist fast die Hälfte der rund 469.000 wahlberechtigten Leipziger/-innen zur Wahl gegangen. Vor sieben Jahren war die Wahlbeteiligung deutlich niedriger: bei 40,7 Prozent. Man darf gespannt sein, ob die Beteiligung im zweiten Wahlgang erneut sinkt – damals auf 34,2 Prozent. Oder ob sich in Anbetracht des knappen Zweikampfs sogar mehr Leipziger/-innen dazu entscheiden, an der Wahl teilzunehmen.

Interessant ist wie immer ein Blick auf die Ergebnisse in den Ortsteilen. Mit Ausnahme von Grünau konnte sich Gemkow in allen Randgebieten durchsetzen. Auch in eher zentrumsnahen Gegenden wie Leutzsch, Eutritzsch und Stötteritz war der CDU-Bewerber erfolgreich. In Ortsteilen wie Mölkau, Baalsdorf, Plaußig-Portitz, Burghausen-Rückmarsdorf und Hartmannsdorf-Knautnaundorf holte Gemkow jeweils rund 50 Prozent. Im Zentrum reichten ihm 32,5 Prozent für den ersten Platz.

Rund um die Innenstadt sowie in Gebieten wie Reudnitz-Thonberg, Connewitz, Kleinzschocher, Lindenau und Gohlis-Süd lag hingegen Jung vorn. Für Linke-Bewerberin Franziska Riekewald reichte es immerhin in zwei Ortsteilen zum Sieg: in Volkmarsdorf und Neustadt-Neuschönefeld.

Das Endergebnis. Foto: L-IZ.de

Update 19:50 Uhr: Vorrundenaus?

Wer zur Stunde im Wandelsaal des neuen Rathauses ein wenig umherstreift und zuhört, hört Enttäuschungen und hier und da auch das Wort „Überraschung“. Gemeint sind die 31,6 Prozent, welche Sebastian Gemkow (CDU) in diesem Wahlgang vor Burkhard Jung (SPD) mit 29,8 Prozent auf sich vereinigen konnte und die Reaktionen der Linken, SPDler und Grünen. Hier hatte man sich mehr erwartet, auch wenn Franziska Riekewald gegenüber L-IZ.de einräumt: „Platz 3 war mein internes, eigenes Ziel und das habe ich geschafft“.

Tatsächlich kommt Riekewald mit rund 13,5 Prozent vor Katharina Krefft (Grüne) mit 12 Prozent ins Ziel, während offenbar die AfD-Wähler in Christoph Neumann (AfD) mit 8,7 Prozent keine Alternative fanden und im ersten Wahlgang lieber Gemkow wählten. So gesehen ist es schon eine besondere Leistung von Neumann, dass selbst AfD-Wähler ihn unter den Prozenten der AfD in Leipzig zur Kommunalwahl einstuften. Marcus Viefeld (FDP) kam nur auf 1,2 Prozent.

Jetzt wird also vor allem für den amtierenden Oberbürgermeister das wichtig, was bereits im Vorfeld immer wieder debattiert wurde.

Wer macht weiter?

Bei der Linkspartei freut man sich bereits hinter vorgehaltener Hand auf Gespräche mit Burkhard Jung. Denn dieser könnte bei seinem bislang unerwartet schwachem Abschneiden einen Rückzug der Linkspartei und ihrer Kandidatin gut gebrauchen, um im zweiten Wahlgang vielleicht doch die Nase vor Gemkow zu haben. Was auch klarmacht: die Debatten über Drei- oder gar Vierkämpfe sind nach diesem Ergebnis gerade deutlich leiser geworden.

Nun geht es wohl doch am 1. März 2020 wieder klassisch SPD contra CDU mit schmückendem Beiwerk.

Am Dienstag kommender Woche will man innerhalb der Linken beraten, ob Franziska Riekewald noch einmal in Runde 2 antritt. Die Grünen werden das gleiche Thema mit Katharina Krefft und den Leipziger Mitgliedern der Grünen am Donnerstag beraten. Krefft hatte zwar angekündigt, auch Runde zwei zu absolvieren, jetzt will man mit deutlichen Aussagen dazu doch lieber abwarten und mit den Mitgliedern reden.

Katharina Subat (PARTEI) dürfte trotz der erwarteten 2,4 Prozent (siehe Kommunalwahl) die Runde 2 auslassen.

Und für alle, die es tröstet: Das Lager R2G vereinte bei der ersten Wahlrunde immerhin fast 58 Prozent auf sich. Finden sich hier Abstimmungen, um Sebastian Gemkow am 1. März 2020 zu verhindern, wird es wohl auch dieses Mal verdammt schwer für die CDU.

Foto: L-IZ.de

Update 19:10

Es könnte eine kleine Sensation werden. Gemkow vor Jung, Riekewald vor Krefft und Neumann von der AfD mit knapp über 8 Prozent weit abgeschlagen. Ein Zweikampf, bei dem Jung 10 Prozent gegenüber 2013 verloren hat.

Update 19:03

Es fehlen noch etwa 50 Wahlbezirke. Gemkow wird den ersten Wahlgang wohl gewinnen.

Update 18:53

Sebastian Gemkow ist nun im Rathaus eingetroffen und in den Leipziger Außen- Wahlkreisen liegt er Kopf an Kopf mit Burkhard Jung. Der Kampf läuft also doch enger als erwartet.

Foto: L-IZ.de
Sebastian Gemkow ist nun im Rathaus eingetroffen und in den Leipziger Außen- Wahlkreisen liegt er Kopf an Kopf mit Burkhard Jung. Foto: L-IZ.de

Update 18:40 Uhr

Mittlerweile sind 135 von 147 Wahlbezirken ausgezählt. Das Ergebnis stabilisiert sich momentan. Gemkow kommt auf etwa 32 und Jung auf etwa 30 Prozent. Es folgt Riekewald mit 13 Prozent.

 

Den Dress-Wettbewerb hat unterdessen Ute Elisabeth Gabelmann wahrscheinlich früh für sich entschieden. Foto: L-IZ.de
Den Dress-Wettbewerb hat unterdessen Ute Elisabeth Gabelmann wahrscheinlich früh für sich entschieden. Foto: L-IZ.de

Update 18:32 Uhr

Die ersten Wahlbezirke sind ausgezählt. Aktuell liegt Gemkow knapp vorn, gefolgt von Jung. Alle anderen Bewerber/-innen folgen abgeschlagen mit maximal 13 Prozent. Das Ergebnis dürfte sich aber noch deutlich ändern.

16:36 Uhr: Fast eine gute Wahlaktion nicht von der LVB

Da ging es auf einmal rund bei Twitter. Heldenstadt.de brachte dort heute ein Foto von einem Fahrscheinautomaten an der Haltestelle Wilhelminenstraße, welcher mit einem Aufkleber in täuschend echter Aufmachung beklebt ist. Darauf neben lauter echten Logos der Stadt Leipzig, der LVB und Grünen, Linken und CDU die Botschaft: „Gemeinsam erreichen wir Alles, heute sogar kostenlos.“ Die Ankündigung dazu lautet, dass von heute bis zum 9. Februar 2020 als Dank für die Wahlbeteiligung alle Fahrten kostenfrei seien.

Dem Macher der Aufkleber drohen nun polizeiliche Ermittlungen, wie die LVB direkt darunter mitteilte, stamme die Aktion nicht von den Verkehrsbetrieben, während auf Nachfrage der Stadt Leipzig heldenstadt.de mitteilte, die Aufkleber noch an anderen Orten gesehen zu haben.

Kommt heraus, wer es war, könnte es neben der Irreführung vor allem um die Nutzung der Logos gehen, welche alle markenrechtlich geschützt sind. Auch, um ebensolche Fake-Ideen zu erschweren. Welcher Sinn hinter eben dieser genau stecken soll, ist noch unklar.

https://twitter.com/heldenstadt/status/1223907224734617600

16 Uhr steht die Wahlbeteiligung in Leipig nun übrigens bei 41,3 Prozent, der Verlauf der Beteiligung ist damit noch immer höher als 2013. Da waren es am Ende, also 18 Uhr, 41,7 Prozent Beteiligung. Die Kurven verlaufen nun fast parallel, weshalb man wohl von einer Beteiligung von sicher über 50 Prozent im ersten Wahlgang in diesem Jahr ausgehen darf.

Die Beteiligung 2020 (rote Linie) um 16 Uhr. Bild: Stadt Leipzig
Die Beteiligung 2020 (rote Linie) um 16 Uhr. Bild: Stadt Leipzig

15:30 Uhr: Leipzig wählt den oder die Oberbürgermeister/-in (heute wohl noch nicht)

Burkhard Jung (SPD), Franziska Riekewald (Linke), Katharina Krefft (Grüne), Sebastian Gemkow (CDU), Christoph Neumann (AfD), Marcus Viefeld (FDP), Katharina Subat (Die PARTEI) und Ute Elisabeth Gabelmann (Piraten) heißen die Bewerber/-innen für das Oberbürgermeisteramt der Stadt Leipzig.

Bis 18 Uhr dürfen die wahlberechtigten Leipziger/-innen ihre Stimme abgeben. Mit den ersten Ergebnissen ist laut Verwaltung gegen 18:30 Uhr zu rechnen. Das Neue Rathaus ist am Wahltag wie gewohnt geöffnet – allerdings erst ab 17:30 Uhr. Auch zahlreiche OBM-Bewerber/-innen und andere Politiker/-innen werden vor Ort sein, nur die PARTEI hat aktuell verkündet, mit Katharina Subat bereits ab 15 Uhr ihre „Wahlsiegparty“ im „Goldhorn“ an der Eisenbahnstraße zu feiern.

Sollte im ersten Wahlgang niemand mehr als die Hälfte aller Stimmen erhalten, wird es am 1. März einen zweiten Wahlgang geben, in dem die einfache Mehrheit reicht. Dass es so kommen wird, ist wahrscheinlich. Sowohl die vor einigen Wochen veröffentlichte LVZ-Umfrage als auch frühere Wahlergebnisse lassen vermuten, dass heute niemand in die Nähe der 50-Prozent-Marke kommen wird.

2013 hatte Jung den ersten Wahlgang mit 40,3 Prozent gewonnen, gefolgt von CDU-Bewerber Horst Wawrzynski, der 26,2 Prozent der Stimmen erhielt. Im zweiten Wahlgang erhielt Jung rund 44 Prozent und Wawrzynski 28 Prozent. Deutlich knapper war es sieben Jahre zuvor, als Jung im zweiten Wahlgang knapp 52 Prozent und CDU-Herausforderer Uwe Albrecht genau 44 Prozent schaffte.

Viele Faktoren spielten diesmal in den Wahlkampf hinein

Hat Jung mehr Vorteile vom Amtsbonus als Nachteile von einer Amtsmüdigkeit seiner potentiellen Wähler/-innen? Wie haben die Diskussionen über „Linksextremismus“ das Wahlverhalten beeinflusst? Welche Rolle spielen neue beziehungsweise nun wohl deutlich stärkere Akteure wie AfD und Grüne?

So richtig spannend wird es wohl erst im wahrscheinlichen zweiten Wahlgang, wenn die „unterlegenen“ Bewerber/-innen darüber nachdenken müssen, ob sie erneut antreten wollen – oder ob sie mit einem Rückzug und einer Wahlempfehlung eine andere Person stärken wollen. Diese Frage wird demnach bereits den heutigen Wahlticker begleiten, mancher wird sich mit Blick auf die Ergebnisse ad hoc entscheiden, auszusteigen, andere werden sich Zeit zum Überlegen ausbitten.

Um 14:00 Uhr lag die Wahlbeteiligung bei 33,8 Prozent. Das sind rund sieben Prozent mehr als 2013. Die höhere Wahlbeteiligung geht allerdings ausschließlich auf das gestiegene Interesse an der Briefwahl zurück. Daran beteiligten sich diesmal zwölf und vor sieben Jahren fünf Prozent.

Volle Säle – Die OBM-Wahl 2020 in Leipzig

Volle Säle – Die OBM-Wahl 2020 in Leipzig

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