Am Donnerstag, 17. Januar, fand das Wahlpodium des BUND Leipzig mit den OBM-Kandidat/-innen im Zeitgenรถssischen Forum statt. Parallel verรถffentlichte der BUND jetzt seine Wahlprรผfsteine zur OBM-Wahl am 2. Februar. Die Wahlprรผfsteine fragen die Positionen der Kandidat/-innen zu den Themen Stadtgrรผn, Mobilitรคt, Gewรคssertourismus, Mรผllvermeidung, Klimaschutz und Flugverkehr ab.

Die BUND-Podiumsdebatte vom 17. Januar 2020 im Zeitgeschichtlichen Forum

Am 2. Februar und (vorr.) am 1. Mรคrz 2020 (2. Runde) finden in der grรถรŸten ostdeutschen Stadt (nach Berlin) Oberbรผrgermeisterwahlen statt. Dazu lud am 16. Januar 2020 der Umweltverband BUND Leipzig einige Kandidat/-innen zur Podiumsdebatte rings um das Thema Umweltschutz und Klimawandel in das โ€žZeitgeschichtliche Forumโ€œ ein.

Auf dem Podium (vlnr.): Katharina Krefft (Bรผndnis 90/Die Grรผnen), Christoph Neumann (AfD), Burkhard Jung (SPD), Martin Hilprecht (Moderation, Vorstand des BUND Leipzig e.V.), Franziska Riekewald (Die Linke) und Ute Elisabeth Gabelmann (Piraten, Humanisten, ร–DP & Demokratie in Bewegung). Video: L-IZ.de / Youtube-Channel

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Umweltschutz ist nicht mit allen Leipziger OBM-Kandidat/-innen zu haben

Leider hรคtten Christoph Neumann (AfD), Marcus Viefeld (FDP) und Katharina Subat (Die PARTEI) die Wahlprรผfsteine nicht beantwortet, bedauert der BUND. Der BUND Leipzig hat die Antworten der anderen Kandidat/-innen bewertet, vergleichend gegenรผbergestellt und daraus eine รœbersicht erstellt. Von dieser Zusammenfassung im Postkartenformat werden in der nรคchsten Woche 20.000 Stรผck im Stadtgebiet verteilt. Online finden sich auch die kompletten Antworten der Kandidat/-innen unter www.bund-leipzig.de/obm2020/.

Dazu erklรคrt Martin Hilbrecht, Vorsitzender des BUND Leipzig: โ€žAls BUND Leipzig bringen wir die Umweltfragen aktiv in den Wahlkampf ein und sorgen fรผr Positionierungen der Kandidat/-innen dazu, welche wir der ร–ffentlichkeit zugรคnglich machen, sodass die Wรคhler/-innen ihr Stimmverhalten anhand der umweltpolitischen Positionierungen der Kandidat/-innen treffen kรถnnen. Der BUND ist dabei รผberparteilich und gibt ausdrรผcklich keine Wahlempfehlung ab.โ€œ

Die Podiumsdiskussion im Zeitgeschichtlichen Forum war mit รผber 200 Besucher/-innen ausgebucht. Rund 50 weiteren Interessent/-innen konnte leider kein Einlass mehr gewรคhrt werden, bedauert der BUND.

โ€žDer groรŸe Zuschauerandrang zeigt, dass natur- und umweltpolitische Fragenstellungen die Menschen dieser Stadt sehr bewegen und damit zentrale Wahlkampfthemen sindโ€œ, betont Martin Hilbrecht, Moderator der gestrigen Veranstaltung. Anwesend waren Burkhard Jung (SPD), Franziska Riekewald (Die Linke), Katharina Krefft (Bรผndnis 90/Die Grรผnen), und Christoph Neumann (AFD).

Da Sebastian Gemkow (CDU) aus persรถnlichen Grรผnden kurzfristig absagen musste, hat der BUND kurzfristig auch noch Ute Elisabeth Gabelmann (Piraten) eingeladen. รœber ein Zufallsverfahren wurden Fragen ausgesucht, zu denen die Kandidat/-innen Stellung beziehen und nรคher eingehen konnten. Unter anderem wurden Fragen diskutiert, die sich um die Nutzung von Freiflรคchen, der Umsetzung des Klimanotstandes oder dem Erhalt von Grรผnflรคchen drehten.

Die ausgewerteten Wahlprรผfsteine. Grafik: BUND Leipzig
Die ausgewerteten Wahlprรผfsteine. Grafik: BUND Leipzig

Martin Hilbrecht: โ€žDie Antworten gingen mit Vorstellungen zur Beschrรคnkung fรผr den Flรคchenverbrauch teils sehr weit von der Realitรคt weg. Aber es waren auch konkrete Vorschlรคge dabei, wie zum Beispiel, dass junge Menschen unter 18 komplett kostenlos den ร–PNV benutzen kรถnnen. Immer wieder drehte sich die Diskussion um die Fragen von besseren Klimaschutz und MaรŸnahmen zur Anpassung an den Klimawandel.โ€œ

Die bisherigen Rรผckmeldungen der Kandidat/-innen zur OBM-Wahl zeigen freilich auch, dass man mit Sebastian Gemkow keinen OBM bekommen wรผrde, der sich besonders fรผr den Umweltschutz interessieren wรผrde. Im Gegenteil: Er befรผrwortet sogar den weiteren Ausbau des Elster-Saale-Kanals: โ€žMit der Vollendung des ESK wird aber auch der Schutz der unteren Elsteraue durch Lenkung von Bootstourismus langfristig gesichert. Gleiches gilt fรผr den Harthkanal. Dadurch werden Mรถglichkeiten zur wirtschaftlichen Betรคtigung geschaffen in einer Region, die vom Strukturwandel betroffen ist.โ€œ

Wรคhrend Amtsinhaber Burkhard Jung auch bei Umweltthemen seine Positionen in den letzten Jahren schon spรผrbar verรคndert hat. Zum Wassertouristischen Nutzungskonzept (WTNK) zum Beispiel sagt er: โ€žHier lief in der Vergangenheit leider nicht alles optimal. Ich halte eine Fortschreibung des Konzepts nach immerhin 13 Jahren aber fรผr dringend notwendig. Ich bin dankbar, dass in Federfรผhrung des Grรผnen Rings ein umfangreicher Beteiligungsprozess aufgesetzt wurde. Das Konzept braucht einen breiten Konsens unter den zustรคndigen Gebietskรถrperschaften und mit den Umweltverbรคnden.โ€œ

Nur gibt es diesen Konsens derzeit nicht, da die im Grรผnen Ring federfรผhrenden Kommunen den Umweltschutz nicht als oberste Entscheidungsgrundlage akzeptieren wollen.

Deutlich klarer die Position von Grรผnen-Kandidatin Katharina Krefft: โ€žWir lehnen insbesondere touristische GroรŸprojekte an den Gewรคssern ab. Die ร–ffnung der Alten Elster ist einerseits hinsichtlich der Kosten-Nutzenbetrachtung noch einmal intensiv zu prรผfen, andererseits sind die Rahmenbedingungen einer naturnahen Auenentwicklung einzuhalten. Die ร–ffnung der Alten Elster darf nicht zu negativen Auswirkungen auf das Elsterflutbecken und die Nordwestaue fรผhren.

Wir forderten bereits Anfang 2018 ein Moratorium fรผr alle MaรŸnahmen des WTNK. Das WTNK soll ausgesetzt werden, bis das Auenentwicklungskonzept mit dem Schwerpunkt einer naturnahen Auenentwicklung und Wiederherstellung einer natรผrlichen Auendynamik erarbeitet, beschlossen und planungsrechtlich genehmigt ist.โ€œ

Ganz รคhnlich die Konstellation beim Thema Mobilitรคt, wo Sebastian Gemkow augenscheinlich nur zu gewillt ist, Wรคhler zu verprellen: โ€žDas 365-Euro-Ticket ist eine Lรถsung von vorgestern. Wir brauchen mehr ร–PNV-Angebote mit zusรคtzlichen Strecken und einer hรถheren Taktung. Statt einer pauschalen Abrechnung wollen wir Vielfahrer und sozial Schwache entlasten und ein neues Bezahlmodell einfรผhren.

Wer beispielsweise mit Taxi oder E-Scooter durch die Stadt fรคhrt, zahlt einen Preis, der der tatsรคchlich zurรผckgelegten Strecke entspricht. Das ist nachvollziehbar, fair und einfach. Was fรผr diese Verkehrstrรคger selbstverstรคndlich ist, muss auch fรผr den ร–PNV endlich Realitรคt werden. Wir haben die technischen Mรถglichkeiten โ€“ nutzen wir sie endlich!โ€œ

Bezahlen nach zurรผckgelegter Strecke? Das klingt wirklich nach vorgestern und nicht nach einem einfachen ร–PNV-Modell.

Wรคhrend Franziska Riekewald, Katharina Krefft, Ute Elisabeth Gabelmann und auch Burkhard Jung die fรคllige Verkehrswende in Leipzig alle befรผrworten, was natรผrlich die Herausforderungen bei dem jetzt nรถtigen Ausbau des ร–PNV-Netzes (Stichwort: Nachaltigkeitsszenario) nicht mindert.

Bei Wirtschaft und Verkehr zeigt sich die Lokal-Kompetenz der Leipziger OBM-Kandidat/-innen +Video

Bei Wirtschaft und Verkehr zeigt sich die Lokal-Kompetenz der Leipziger OBM-Kandidat/-innen +Video

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