Am 2. Februar ist in Leipzig Oberbürgermeisterwahl. Und es wird etwas anders als in den Vorjahren, als die CDU stets den stärksten Herausforderer für den SPD-Amtsinhaber stellen konnte. Seit den Kommunalwahlen im Mai ist klar, dass die CDU im Leipziger Stadtgebiet nur noch die drittstärkste Kraft ist hinter Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen. Aber schon 2018 hat ja die LVZ sich bei der Kandidatenkür angestrengt und Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow gefragt, ob er antreten wolle.

Seit Freitag, 20. September, steht zumindest fest, dass sich der CDU-Kreisverband vorstellen kann, mit Sebastian Gemkow in den OB-Wahlkampf zu ziehen. Gewählt ist Gemkow damit noch nicht. Der Kreisverband muss erst einmal eine regelkonforme Wahlveranstaltung ansetzen.

Dass da einiges aus Sicht der Linkspartei nicht so läuft wie erhofft, machte am Dienstag, 24. September, Adam Bednarsky, der Vorsitzende der Leipziger Linken, deutlich: „Das ist alles nicht glaubwürdig und wir können Sebastian Gemkow nur raten, in seiner neuen politischen Heimat in Nordsachsen sesshaft zu werden und nicht erneut eine Wähler(ent)täuschung in Leipzig zu provozieren. Die Leipziger Linke hätte sich im Vorfeld der Leipziger OBM-Wahlen gewünscht, dass wir zu einer gemeinsamen Kandidatin oder einem gemeinsamen Kandidaten aus dem fortschrittlich-weltoffenen Spektrum der Parteienlandschaft gekommen wären. Das ist nach der Entscheidung von SPD und Grünen leider nicht mehr möglich.“

Nur hat auch da die LVZ schon frühzeitig versucht, ein bisschen Kandidatensetting zu machen und Amtsinhaber Burkhard Jung (SPD) immer wieder gefragt, ob er noch einmal antreten werde – bis Jung dann am 17. Mai bei einem Hoffest der Leipziger Sozialdemokraten ankündigte, dass er für eine dritte Amtszeit noch einmal antreten wolle.

Damit hatte Jung die Hoffnungen der Linken konterkariert – und die SPD hatte ihren stärksten möglichen Kandidaten gesichert, selbst wenn Burkhard Jung auch 2013 in die Stichwahl musste und dort mit 45 Prozent der Stimmen vor dem CDU-Kandidaten Horst Wawrzynski (25 Prozent) gewann. Schon damals fand der SPD-Kandidat keine Unterstützung bei Linken und Grünen. Deren Kandidaten traten ebenfalls im zweiten Wahlgang wieder an und wurden Dritte und Vierte.

Justizminister Sebastian Gemkow. Foto: Sächsisches Staatsministerium der Justiz

Dass Sebastian Gemkow jetzt möglicherweise für die CDU antritt, findet die Linke zumindest ungewöhnlich: „Nachdem Sebastian Gemkow (CDU) zur Landtagswahl die Flucht aus der Stadt Leipzig in Richtung Norden antrat, um seine Pfründe im Sächsischen Landtag zu sichern, hat er nunmehr Ambitionen, als Oberbürgermeister zurückzukehren. Dieser seltsame politische Schachzug ist möglicherweise darin begründet, dass sein bisheriger Arbeitsplatz in der Sächsischen Landesregierung auf dem Altar der Kenia-Koalition geopfert wird. Ob die Wählerinnen und Wähler in Nordsachsen dafür Verständnis haben, dass ihr frisch direkt gewählter Abgeordneter schon wieder weiterziehen will, darf bezweifelt werden. Den Wählerinnen und Wählern in Leipzig müsste er wiederum erklären, warum er sich nunmehr authentisch für Leipzig einsetzen will.“

Dabei hat die Linke selbst noch keine Kandidatin/keinen Kandidaten gekürt. Während die Grünen Katharina Krefft am 21. September schon ganz offiziell zu ihrer Kandidatin gemacht haben, wird die Leipziger SPD am 28. September im Werk II ihre Nominierungsversammlung zur OB-Wahl abhalten.

Sören Pellmann, Vorsitzender der Stadtratsfrakton der Linken: „Mit dieser Gemengelage im Rücken, werden wir als Die Linke Leipzig mit einem geeigneten Personalangebot und passenden Inhalten in die OBM-Wahl Februar 2020 gehen. Zur letzten Kommunalwahl wurden wir mit 21,4 Prozent erstmals stärkste Partei in Leipzig und stellen mit 17 Stadträtinnen und Stadträten die größte Fraktion. Aus dieser Position heraus werden wir unsere politische Verantwortung für Leipzig gewissenhaft und glaubwürdig wahrnehmen.“

Nimmt man das Kommunalwahlergebnis als Ausgangspunkt, dürfte Amtsinhaber Burkhard Jung die größte Konkurrenz tatsächlich von Grünen und Linken erwachsen.

Grüne wählen Katharina Krefft zu ihrer Kandidatin für die OBM-Wahl 2020

Grüne wählen Katharina Krefft zu ihrer Kandidatin für die OBM-Wahl 2020

 

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