WahlumfrageLEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausg. 66Die bevorstehenden Stadtratswahlen am 26. Mai entscheiden, wohin es für Leipzig in Zukunft geht. Die aktuellen Debatten zeigen: Klimawandel und Nachhaltigkeit sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Und vielen ist klar: Die Politik ist massiv in Verzug und muss dringend handeln. Der neue Stadtrat hat die große Aufgabe, Klima- und Umweltschutz in Leipzig endlich ganz oben auf die politische Agenda zu setzen. Die Ökolöwen haben auf Bitten der LEIPZIGER ZEITUNG einige Themen aus ihrer Sicht für das Hausaufgabenheft des neuen Stadtrates gesammelt.
Stadtgrün schützen, entwickeln und schaffen, welche Schritte wünscht Ihr Euch konkret?
Täglich verschwinden Bäume, Sträucher, Hecken, Brachen und Grünflächen in Leipzig. Dabei ist dieses Grün wichtig für eine gesunde Stadt. Denn auch vor Leipzig machen die Klimaveränderungen nicht halt: Es wird heißer, es wird trockener und gleichzeitig gibt es mehr Starkregentage. Leipzigs grüne Zukunft muss deshalb jetzt geschützt und gepflanzt werden!
Der neue Stadtrat setzt sich für mehr Grün in Leipzig ein. Freiflächen mit besonderem ökologischem oder sozialem Wert werden der Nutzung als Bauland entzogen. Der Stadtrat gibt der Verwaltung den Auftrag, Investoren klar gegenüberzutreten: Zu neuen Gebäuden gehört ökologisch wirksames Grün. Grüne Dächer, grüne Fassaden und eine hohe Freiraumqualität werden zur Norm.
Der neue Stadtrat sorgt dafür, dass jährlich 1.000 neue Straßenbäume gepflanzt werden. Der derzeitige Anteil von 64 Prozent baumloser Straßen verringert sich deutlich.
Bei „grüner Stadt“ kommt man um ein extrem wertvolles Biotop der Leipziger nicht herum. Wie soll es im Auwald weitergehen?
Ein Auwald mitten in der Stadt – das ist Leipzigs größter grüner Schatz. Diesen schützt und entwickelt der neue Stadtrat für alle Leipzigerinnen und Leipziger. Der Auwald ist das wichtigste städtische Erholungs- und Rückzugsgebiet. Viele seltene Arten, wie der Otter und der Mittelspecht, leben hier. Darüber hinaus ist der Auwald ungemein wichtig für das Stadtklima: Als kühlende Klimaanlage sorgt er für wertvolle Frischluft.
Ungeachtet dieser Funktionen ist konsequenter Auwaldschutz in Leipzig leider nicht selbstverständlich. So nimmt der Nutzungsdruck zu, je vehementer der Wassertourismus ausgebaut wird. Der neue Stadtrat setzt deshalb die Rahmenbedingungen für eine natur- und artenschutzgerechte Entwicklung des Auwaldes und beschließt seine Revitalisierung: Für einen wirksamen Schutz bringt der Stadtrat alle wichtigen Akteure und Projekte zusammen und bestimmt auf Dezernatsebene eine/einen Auwald-Entwicklungs-Beauftragte/n. Diese zwingend notwendige Koordinationsstelle kann dann zielführend, anhand eines naturschutzfachlichen Leitbildes, für ein intaktes Auensystem arbeiten.
Leipzig nennt sich „Kommune der biologischen Vielfalt“. Ist sie das wirklich?
2010 hat Leipzig die Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“ unterzeichnet. Doch was steht unterm Strich, nach fast 9 Jahren? Der Beschluss zur Aufstellung des „Maßnahmenkatalogs für ein insektenfreundliches Leipzig“ und die versprochene Überarbeitung der städtischen Pflegegrundlagen sind Ansätze mit viel Potential, bislang aber nur graue Theorie.
Der neue Stadtrat fordert von der Verwaltung verbindliche Maßnahmen und sorgt im Gegenzug für die gesicherte Finanzierung. Denn Grünflächen mit einer hohen biologischen Vielfalt sind gleichzeitig attraktive Freiräume für alle.
Kommen wir zum Verkehr, was kann der neue Stadtrat für einen attraktiven ÖPNV zu erschwinglichen Preisen tun?
Der neue Stadtrat etabliert Leipzig als Pilotregion für vorbildlichen Nahverkehr in Sachsen und Deutschland. Damit sind saubere Luft und die Einhaltung der Grenzwerte in Leipzig gesichert. Es ist der wesentliche Beitrag zum Klimaschutz im Verkehrssektor. Bis 2030 muss der CO2-Ausstoß im Verkehr um 40 Prozent reduziert werden.
In der Pilotregion Leipzig wird ein innovatives Tarifsystem eingeführt – das 365-Euro-Jahresticket für Leipzig. Begleitend wird der Ausbau der S-Bahn, Straßenbahn und des Busnetzes forciert. Den Fokus legt der neue Stadtrat dabei auf Maßnahmen, die zeitnah Kapazitätserweiterungen und Angebotsverbesserungen für alle Leipzigerinnen und Leipziger bringen.
Wichtige Verbesserungen sind ein neues und erweitertes Busnetz 2020, flächendeckende Taktverdichtungen und die Planung neuer Straßenbahnlinien.
Ihr fordert eine „grüne Welle“ für ein fußgängerfreundliches Leipzig, um Verkehr zu vermeiden. Was muss man sich darunter vorstellen?
In Leipzig wechseln sich lebendige Viertel mit einem bunten Mix aus Geschäften, Wohnen, Arbeitsstätten und viel Grün mit ausgedehnten Parkanlagen ab. Lokale Nachbarschaften, Stadtteilzentren und Geschäftsstraßen werden gestärkt. Der neue Stadtrat würdigt dieses Stadtkonzept und sorgt für kurze Wege zu allen täglichen Zielen, die die meisten Leipzigerinnen und Leipziger zu Fuß zurücklegen und so eine neue Urbanität erleben.
Der neue Stadtrat kümmert sich darum, dass zugeparkte Gehwege der Vergangenheit angehören. Größere Tempo-30-Zonen, neue Fußgängerzonen und ein Programm für 100 neue Zebrastreifen werden umgesetzt. Alle verkehrsberuhigten Wohngebiete Leipzigs verfügen bis 2025 über Spielstraßen, die sich als neue Treffpunkte etablieren. Kinder können gefahrlos allein durch ihre Viertel streifen – zur Schule, zum Bäcker oder zu einem der zahlreichen Spielplätze.
Nachbarschaftliche Begegnungen sind an der Tagesordnung. Mit einem neuen Stadtplatzprogramm werden diese Begegnungen gefördert. Der neue Stadtrat stellt sicher, dass Leipzig keine beliebige, anonyme Großstadt wird.
Die Zahl der Radfahrer in Leipzig nimmt stetig zu, was muss der kommende Stadtrat in diesem Bereich Eurer Ansicht nach tun?
Zuerst einmal die Bremse bei Investitionen in den Radverkehr lösen. Der neue Stadtrat erhöht die Investitionen in den Radverkehr von derzeit 5 Euro auf 11 Euro pro Einwohner und Jahr. Für Wege bis 10 Kilometer steigt das Fahrrad dadurch in den nächsten Jahren zum Hauptverkehrsmittel auf. An den Wohnhäusern wird es nahezu flächendeckend überdachte Fahrradbügel geben.
Der Stadtrat sorgt dafür, dass das Netz an Radwegen in ganz Leipzig geschlossen, sicher und attraktiv ist. Aus allen Richtungen kommen Radfahrerinnen und Radfahrer zukünftig auf grünen Wegen entlang von Bahntrassen, Parkanlagen oder auf Fahrradstraßen sicher in die Innenstadt. Im Hauptbahnhof gibt es spätestens 2020 ein Fahrradparkhaus.
Die Überlegungen und Forderungen finden sich zunehmend unter l-iz.de/tag/umfrage
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