VideoDie Idee, in Leipzig in einigen Jahren ein 365-Euro-Ticket fรผr die LVB einzufรผhren, hat in den vergangenen Monaten an Fahrt aufgenommen. Der Verein รkolรถwe sammelte nach eigenen Angaben 10.000 Unterschriften und war auch wรคhrend der Sitzung des Stadtrates am Mittwoch, den 15. Mai, prรคsent. Nun hat der Stadtrat entschieden: Leipzig soll nach Mรถglichkeit ein 365-Euro-Ticket einfรผhren und deshalb prรผfen, ob und wie das umsetzbar wรคre.
Hintergrund fรผr den Antrag von Linksfraktion und SPD sind die Bemรผhungen der Stadt, den Verkehr zunehmend umweltfreundlicher zu gestalten und mehr Menschen fรผr die Nutzung des รPNV zu begeistern. So sieht es schlieรlich auch das im vergangenen Herbst beschlossene Nachhaltigkeitsszenario vor.
Bis zum 31. Mรคrz 2020 soll die Stadt ein Konzept vorlegen, das sich unter anderem mit finanziellen Auswirkungen und Fragen von Angebot und Nachfrage beschรคftigen soll. Zudem sollen Gesprรคche mit dem MDV gefรผhrt werden, aber auch mit Bund und Lรคndern bezรผglich mรถglicher Fรถrdermรถglichkeiten. Dabei geht es um mรถgliche Einfรผhrungen des Tickets im Jahr 2021, 2024 oder 2027.
Zu Beginn der Diskussion รผber das 365-Euro-Ticket stand eine Anfrage der Freibeuter auf der Tagesordnung. Diese wollten genaue Angaben zu Kosten, Fahrgรคsten und Bauzeiten erhalten. Fรผr die Stadt war das so kurzfristig jedoch nicht machbar. Allerdings bestรคtigte Oberbรผrgermeister Burkhard Jung (SPD) dass die LVB derzeit mit Einnahmeausfรคllen von 20 bis 30 Millionen Euro rechnen โ auf Basis der heute vorhandenen Eckdaten.
In der Diskussion im Stadtrat sagte Linkspolitikerin Franziska Riekewald: โIch hรถre in Gesprรคchen immer wieder, dass Bus und Bahn zu teuer sind.โ Das Tarifmoratorium sei ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. โEs kann nicht angehen, dass eine Rentnerin ihren schweren Einkauf zu Fuร tragen muss, weil sie sich das Ticket nicht leisten kann.โ
Laut Heiko Oรwald (SPD) sind attraktive Fahrpreise das wichtigste Kriterium, um Bรผrger zum Umsteigen von Auto auf รPNV zu bewegen. โDas Ticket wird aus Sicht meiner Fraktion nicht schon 2021 kommen und nicht allein durch die Stadt finanzierbar sein.โ Da Bund und Lรคnder massiv in den Nahverkehr investieren mรผssten, um die Klimaziele zu erreichen, sei jedoch in den nรคchsten Jahren mit mehr Fรถrdermitteln zu rechnen.
โWir unterstรผtzen den Antrag natรผrlichโ, sagte Grรผnen-Stadtrat Michael Schmidt. Seine Fraktion habe in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, den รPNV attraktiver zu gestalten, sei dabei jedoch unter anderem an der SPD gescheitert. Diese habe erst seit 2017 richtige Schritte unternommen. Schmidt verwies auf Personalmangel bei den LVB โ eine weitere Herausforderung.
FDP-Stadtrat Sven Morlok (Freibeuter) bezeichnete den Antrag als โWahlkampfveranstaltungโ, da eine Einfรผhrung nur bis spรคtestens 2027 geprรผft werden soll. Ein Antrag der Freibeuter, auch spรคtere Umsetzungen zu prรผfen, sei abgelehnt worden. Aus Sicht von Morlok wird bis 2027 nicht die nรถtige Infrastruktur vorhanden sein, um das Modell einfรผhren zu kรถnnen. Kritik kam auch aus der CDU-Fraktion und von der AfD, die das Vorhaben als โTraumtรคnzereiโ bezeichnete.
Der fraktionslose Stadtrat Alexej Danckwardt sagte: โDer Antrag ist Wahlkampf und nichts anderes.โ Allerdings solle man keine โHorrorszenarien an die Wand malenโ. Leipzig habe frรผher schon doppelt so viele Fahrgรคste wie heute befรถrdern kรถnnen.
Nach weiteren รuรerungen aus verschiedenen Fraktionen meldete sich OBM Jung zu Wort. Wichtig seien Investitionen in Linien, Strecken, Verkehr und Personal. Ansonsten sei ein 365-Euro-Ticket nicht mรถglich. โIch unterstรผtzte diesen Antrag von Herzen, weil er uns auf hohem Niveau vorgibt, was wir zu tun haben.โ
42 Stadtrรคte stimmten fรผr den Antrag, 19 dagegen. Zudem gab es eine Enthaltung.
Die Debatte am 15. Mai 2019 zum 365-Euro-Ticket
Quelle: Livestream Stadt Leipzig
Das 365-Euro-Ticket wird den neu gewรคhlten Stadtrat erst so richtig beschรคftigen
Das 365-Euro-Ticket wird den neu gewรคhlten Stadtrat erst so richtig beschรคftigen
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