WahlumfrageLEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausg. 67Im Rahmen der Umfrage der LEIPZIGER ZEITUNG bei Initiativen, Vereinen und Verbänden in Leipzig geht es um die Wünsche engagierter Bürger an den kommenden Stadtrat. Nach der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 werden 70 neue und bekannte Stadträtinnen die Geschicke unserer Stadt für weitere fünf Jahre bestimmen. Der ADFC will das Radnetz verbessern.
Welche Auswirkungen hatte die Arbeit des aktuellen Stadtrates bislang auf Sie und die Tätigkeiten des ADFC?
Wir registrieren ein gesteigertes Interesse und erhöhte Aufgeschlossenheit einzelner Stadtratsfraktionen für den Radverkehr. Zahlreiche Anfragen an die Stadtverwaltung sind ein Beleg dafür. Insgesamt gibt es allerdings noch viel ungenutztes Potential. Als ADFC Leipzig möchten wir, dass bei der Stadt- und Verkehrsplanung der Mensch im Mittelpunkt steht.
Dieses Ansinnen vermitteln wir den Stadträten mit unseren verkehrspolitischen Zielen. Dazu laden wir sie zu unseren Podiumsdiskussionen, Demonstrationen, Radtouren, Treffen an unseren Ständen und anderen Aktionen herzlich ein. Auch stellen wir gern unsere Fachkenntnisse in Stellungnahmen zu aktuellen Planungsverfahren zur Verfügung.
Was sind aus Ihrer Sicht die drei dringendsten Probleme, die der Stadtrat nach der Wahl angehen sollte?
Insbesondere im Bereich der Mobilität erzeugt die Wachstumsdynamik der Stadt Leipzig zunehmend Spannungen. In Bezug auf das Radfahren zeigt sich der Handlungsdruck beispielsweise für diese drei Sachlagen.
Es ist dringend notwendig, die Sichtbeziehungen an Kreuzungen und entlang der Straßen sicherzustellen.
Daher sollte illegales Geh-Radwegparken konsequent kontrolliert und geahndet werden. Für eine sichere Mobilität mit dem Fahrrad sind Sichtbeziehungen eine Schlüsselgröße.
Eine durchgängige Radverkehrsführung ist entscheidend für zügiges, sicheres und bequemes Radfahren. Bisher gibt es noch kein beschlossenes Zielnetz, das diese Anforderungen erfüllt. Das muss sich ändern.
Auch das Fahrrad braucht einen Ruheplatz. Komfort und Erreichbarkeit erhöhen sich erst erheblich mit hochwertigen und gut zugänglichen Abstellanlagen. Leider finden sich solche Angebote noch zu selten an den Hauptstraßen mit ihren Geschäften, öffentlichen Einrichtungen und wichtigen Arbeitgebern. In den Wohngebieten sind die Leipziger Bügel Mangelware.
Zur Verdeutlichung: In Leipzig gibt es mittlerweile gut 6.000 Leipziger Bügel im öffentlichen Raum. Gleichzeitig muss man aber konstatieren, dass für den Kfz-Verkehr weit mehr als 200.000 öffentliche Stellplätze nutzbar sind.
Das Missverhältnis wird noch deutlicher, wenn man bedenkt, dass es nur 250.000 PKW, aber 550.000 Fahrräder gibt. Es wäre übrigens schon einiges gekonnt, wenn bei jedem Umbau einer Nebenstraße je PKW-Stellplatz ein Leipziger Bügel aufgestellt würde.
Welche Entscheidungen müsste der neue Stadtrat treffen, um diese Probleme lösen zu können?
Mit einer kontinuierlichen, verlässlichen und soliden Finanzierung von 35 Euro pro Einwohner jährlich für Radmobilität können die Stadträte die Grundlage schaffen, diesen Problemlagen mit Investitionen in Infrastruktur und Personal entgegenzutreten. Sollte es den Stadträten gelingen, Tempo 30 innerorts als Regelgeschwindigkeit zu verwirklichen, schaffen sie eine sichere und lärmarme Stadt.
Die Planung, Durchführung und Bewertung mithilfe eines qualitativ hochwertigen Radnetzes ermöglicht einen Radverkehrsanteil von 35 % und mehr. Jetzt ist die Zeit dafür, dass die Stadträte solch ein Instrument beschließen.
Das Land Sachsen ermöglicht den Kommunen, eine eigene Stellplatzsatzung zu beschließen. Der ADFC Leipzig empfiehlt in seiner Stellungnahme den Stadträten die Anzahl der Stellplätze für Kraftfahrzeuge nach der Anzahl der Fahrradstellplätze zu bemessen. Je 1 Kfz-Stellplatz sind mindestens 5 Fahrrad-Stellplätze zu schaffen.
Unabhängig von der Anzahl der Kfz-Stellplätze ist eine angemessene Anzahl Fahrradstellplätze zu schaffen.
Die Überlegungen und Forderungen finden sich zunehmend unter l-iz.de/tag/umfrage
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