Da baut Leipzig nun seit ein paar Jahren mit hohem Druck immer neue Kindertagesstรคtten, um den Bedarf aufzufangen. Und dann stellt sich heraus, dass Sachsen bei der Ausbildung der benรถtigten Erzieherinnen und Erzieher nicht hinterherkommt. Man hat viel zu knapp geplant. Zwei Leipziger Kitas sind fertig und kรถnnen keine Kinder aufnehmen, weil das Personal fehlt. Und dabei hatte die Linksfraktion im April erst nachgefragt.
Probleme scheint es beim Start fรผr die neuen Kitas in der Curiestraรe und in der Reichelstraรe zu geben. Noch scheint das Personal zu fehlen, damit die Stadt eine Betriebserlaubnis bekommt. Aber das Sozialdezernat ist zuversichtlich, hier bald mit den ersten Gruppen starten zu kรถnnen.
Dort sieht man eher kein Problem mit der Personalgewinnung, wรคhrend die Gewerkschaft GEW schon von massiven Beschwerden des รผberlasteten Personals in Leipziger Kitas berichtet.
โErst im April haben wir im Stadtrat nach der Personalsituation in den Leipziger Kindertagesstรคtten gefragt. Diese Anfrage hatten wir aufgrund von Hinweisen gestellt, dass in stรคdtischen Kitas Stellen unbesetzt bleiben, weil Bewerbungen fehlenโ, erklรคren dazu die beiden Linke-Stadtrรคte Juliane Nagel (Stadtrรคtin und Mitglied im Jugendhilfeausschuss) und Rรผdiger Ulrich (Geschรคftsfรผhrer der Fraktion Die Linke und stellvertretender Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses).
โDer Verwaltungsbรผrgermeister antwortete in der Ratssitzung, dass es keine Engpรคsse gรคbe. Von den zu diesem Zeitpunkt 1.398 Stellen in kommunalen Kitas waren 5 unbesetzt, auf die Stellenausschreibungen seien bisher keine Bewerbungen eingegangen. Zur Situation bei freien Trรคgern, die zirka drei Viertel der Kitas in Leipzig betreiben, hรคtte die Stadt keine Informationen.โ
โBislang ist noch nicht der Fall eingetreten, dass Bewerbungen ausgeblieben sindโ, hatte Verwaltungsbรผrgermeister Ulrich Hรถrning in der April-Ratsversammlung gesagt.
Nur scheinen sich eben doch nicht genug Erzieherinnen und Erzieher zu bewerben, um die neu gebauten Kitas auch bald an den Start zu bekommen. Dass der Freistaat die Ausbildungskapazitรคten zu knapp geplant hat, ist ziemlich offensichtlich.
โAngesichts der aktuellen Informationen รผber leerstehende Kita-Plรคtze muss schon gefragt werden, ob die Verwaltung die Anfrage der Linksfraktion wahrheitsgetreu beantwortet hatโ, stellen die beiden Linke-Stadtrรคte fest. โEntsprechend der Planungsverantwortung des รถffentlichen Trรคgers fรผr alle Kitas der Stadt erwarten wir, dass die Verwaltung dem Stadtrat eine umfassende Einschรคtzung รผber die Erzieher/-innensituation in allen Kitas โ sowohl freier als auch kommunaler Trรคger โ zur Verfรผgung stellt. Es kann nicht sein, dass die Situation in den Kitas freier Trรคger der Stadt nicht bekannt ist.โ
Die Linke-Stadtrรคte wรผrden deshalb von der Stadt Ad-hoc-Maรnahmen erwarten, โum den Erzieher/-innenmangel kurz- und mittelfristig zu beheben und die dringend benรถtigten Plรคtze in Krippe und Kindergarten belegen zu kรถnnen und zur Entlastung der Mitarbeiter/-innen bestehender Kitas beizutragen.โ
Denn das Problem ist dabei die Landesebene, die den Bedarf an Kita-Betreuer/-innen planen muss.
Im Mรคrz hatte Petra Zais, bildungspolitische Sprecherin der Grรผnen-Fraktion im Sรคchsischen Landtag, schon verbittert festgestellt: โDie Staatsregierung weiร nicht, wie viele Erzieherinnen und Erzieher aktuell und perspektivisch in welchen Landesteilen gebraucht werden. Und sie will entsprechende Zahlen auch kรผnftig nicht erfassen. Das ist ausgesprochen bequem โ aber ein Fehler.โ
Denn das Ergebnis ist โ wie gerade erst bei den Lehrern erlebt โ eine immer weiter aufklaffende Lรผcke zwischen ausgebildeten Erzieher/-innen und dem tatsรคchlichen Bedarf. Das hรคngt einerseits mit dem verรคnderten Betreuungsschlรผssel zusammen, der mehr Personal nรถtig macht, aber auch mit der Tatsache, dass nur ein Teil der Erzieherinnen tatsรคchlich Vollzeit arbeitet. Durch Teilzeitregelungen ist der tatsรคchliche Bedarf um bis zu 22 Prozent hรถher als das, was in Sachsen ausgebildet wird.
Und als ergรคnzenden Kommentar aus der Freibeuter-Fraktion:
FDP-Stadtrรคtin Naomi-Pia Witte (FDP) zeigt sich wenig รผberrascht, dass in der neu errichteten Kita an der Alten Messe 140 Plรคtze unbesetzt bleiben mรผssen: โImmer wieder haben die Liberalen im Stadtrat in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass der Kitabau alleine nicht ausreicht, allen Kindern einen Platz zu sichern, wenn die Erzieher fehlen. Nun rรคcht sich, dass der Ausbildung von Erziehern nicht die notwendige Aufmerksamkeit in Sachsen gewidmet wurde. Hinzu kommt, dass einige Erzieher nach dem Abschluss ihrer Ausbildung den Weg in die finanzstarken Groรstรคdte im Westen der Republik gesucht haben.โ
โTrotzdem trรคumt noch so mancher von einer Absenkung des Betreuungsschlรผssels in den Leipziger Kitas. Stattdessen ist jetzt erst einmal dringend erforderlich, genรผgend Erzieher auszubilden und einzustellen, um den derzeit gรผltigen Betreuungsschlรผssel nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Realitรคt und insbesondere auch wรคhrend der Urlaubs- und Krankheitszeiten abzusichern. Was auch die Arbeitsbedingungen der Erzieher deutlich verbessern wรผrdeโ, so die Freidemokratin, die die Fraktion Freibeuter im Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule vertritt, weiter.
Mit Blick auf die Forderungen der Gewerkschaft in Bezug auf die Erzieherausbildung รคuรert Witte (FDP) weiter: โIn dieser Situation wirkt auch die Forderung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kontraproduktiv, dass 75 % der Erzieher รผber ein abgeschlossenes Studium verfรผgen sollen. Diese Forderung ist weltfremd und verschรคrft die Situation. Wir fordern den Freistaat auf, endlich die Ausbildung und die Arbeitsbedingungen von Erziehern in den Fokus zu nehmen.โ
Leipzig ermรถglicht jetzt die berufsbegleitende Ausbildung von ErzieherInnen
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Haben wir es wieder mal verkackt mit Ansage? Hat ja keiner vorher wissen kรถnnen!
Dankeschรถn!