Nicht alle Jahre wieder, sondern relativ selten startet Leipzig eine bundesweite Umfrage zum Image der Stadt. Die letzte gab es 2010. Sie fiel damals schon sehr im Sinne einer Stadtverwaltung aus, die die Stadt im Aufschwung sah. Und augenscheinlich haben acht Jahre gereicht, um die Stadt noch bekannter zu machen. Über 90 Prozent der Deutschen wissen etwas mit dem Namen Leipzig anzufangen, wenn sie angerufen werden.
Und sie nehmen die Stadt am Westrand Sachsens tatsächlich als weltoffene, gastfreundliche Stadt und als attraktives Reiseziel wahr. Da muss auch dem Verwaltungsbürgermeister ein Stein vom Herzen gefallen sein. „Leipzig wird noch stärker als im Jahr 2010 als weltoffene Stadt wahrgenommen – das freut uns sehr, zumal dies in der Berichterstattung über Sachsen ja nicht immer selbstverständlich ist“, sagte Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning am Dienstag, 9. April, als er zusammen mit Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke die neuen Umfragergebnisse vorstellte. „Auch 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution ist Leipzig unmittelbar mit dem Herbst ‘89 verbunden. Auf diese Außenwahrnehmung können wir stolz sein.“
Was so nicht ganz stimmt. Und das hat ganz augenscheinlich mit der rasenden Medienberichterstattung der Gegenwart zu tun. Denn wenn die 1.000 Befragten im Osten und die 1.000 im Westen nach spontanen Assoziationen zu Leipzig gefragt werden, fallen den meisten erst einmal ganz andere Dinge ein: Dann wird zuerst die Messe genannt (19 Prozent der spontanen Nennungen), werden das schöne Stadtbild (16 Prozent) und die Lage in Ostdeutschland (12 Prozent) genannt. Selbst Napoleon und die Völkerschlacht samt Denkmal werden mit 11 Prozent deutlich öfter genannt als die Friedliche Revolution (5 Prozent).
Ein Bild, das sich erst ändert, wenn den Befragten eine Liste mit bekannten Image-Aspekten zu Gehör kommt. Dann sagen bei Stadt der Friedlichen Revolution tatsächlich 75 Prozent der Befragten „Ja, kenne ich“. Sogar 5 Prozent mehr als 2010. Was übrigens auf sämtliche Image-Aspekte zutrifft: Überall sind die Bekanntheitswerte gestiegen. Was ja nun einmal heißt, dass Leipzig medial in der bundesweiten Berichterstattung präsent ist – und das augenscheinlich mit vielen positiven Aspekten.
Und während die großen Medien ständig Geschichten machen über einen gefährlichen Osten, in den man lieber nicht fährt, wenn einem die heile Haut lieb ist, scheint Leipzig sich selbst vom üblichen Sachsen-Bild deutlich abzuheben. Was auch dafür sorgt, dass Leipzig immer mehr Besucher anzieht. Mittlerweile war jeder zweite Westdeutsche schon einmal in der Stadt. Auch künftig ist mit hohen Besucherzahlen zu rechnen, denn mehr als die Hälfte der Befragten kann sich vorstellen, Leipzig demnächst zu besuchen.
Auch als potenzieller Wohnort ist die Stadt attraktiv. 18 Prozent der ostdeutschen und neun Prozent der westdeutschen Befragten können sich vorstellen, hier zu wohnen.
„Lieber nicht“, sagt Skadi Jennicke zwar. „Darauf wären wir gar nicht vorbereitet.“
Aber hinter dieser Antwort steckt auch ein sich wandelndes Bild von attraktiven Wohnorten in Deutschland. Und es sind die lebendigen und kreativen Großstädte in der Bundesrepublik, die gerade für junge Leute attraktiv sind. Und Leipzig – das ist die gute Nachricht – hat dieses Image.
Nach Aussage der Befragten hat die Stadt ein weltoffenes, gastfreundliches und modernes Image. Sie wird als Stadt der Friedlichen Revolution gesehen, als Messestadt mit internationaler Bedeutung und als attraktives touristisches Reiseziel. Hervorgehoben wird auch Leipzig als Stadt der Kultur und Künste, die verkehrsgünstig gelegen ist und eine attraktive Innenstadt hat.
Dr. Skadi Jennicke: „Die Ergebnisse der Befragung zeigen eindeutig, dass die vielfältige Leipziger Kulturlandschaft in ganz Deutschland wahrgenommen und das Bild unserer Stadt in einem erheblichen Maße prägen. Die konkrete Nennung von Leipziger Kulturinstitutionen wie Gewandhaus oder Thomanerchor verbindet sich mit der vergleichsweise starken Wahrnehmung Leipzigs als eine Musikstadt von internationaler Bedeutung. Leipzigs Kulturangebot sorgt mit dafür, dass die Stadt als ein attraktives Reiseziel für Touristen gesehen und gern (wieder) besucht wird.“
Das mit der Kultur lag ihr als Kulturbürgermeisterin natürlich besonders am Herzen. Nur zur Erinnerung: 2010 fand die Umfrage mitten in der Diskussion um mögliche Schließungen großer Kultureinrichtungen statt. Leipzigs Kulturszene musste heftig darum kämpfen, überhaupt als Standortfaktor wahrgenommen zu werden und als Teil eines Stadtimages, das erst durch die kulturelle und kreative Vielfalt überhaupt zum Aushängeschild wird. Und die Umfrage bestätigt es.
Gleich nach der Schönheit der Stadt (35 Prozent der Nennungen) und der weltoffenen Atmosphäre (28 Prozent) folgen die kulturellen Angebote mit 18 Prozent der Nennungen als Hauptgründe für eine mögliche Umzugsabsicht nach Leipzig. Wobei mit Kultur nicht nur Oper und Gewandhaus gemeint sind, betont Jennicke, sondern auch die vielfältige Clubszene.
Wobei natürlich auffällt, dass mediale Dauerbrenner wie RB Leipzig, der Zoo oder das Gewandhaus natürlich zum heutigen Wissen über die Stadt an der Pleiße dazugehören. Aber man merkt auch, dass eigentlich zwei andere Themen noch viel zugkräftiger sind und auch den wirklichen Zuzug in die Stadt bestimmen werden. Einmal ist es der hohe Bekanntheitsgrad als Hochschul- und Universitätsstadt, der sogar noch von 62 auf 76 Prozent gestiegen ist, und zum anderen ist es das Wissen, dass Leipzig eine Stadt ist, „die gute berufliche Chancen bietet“, wo der Wert von 26 auf 46 Prozent gestiegen ist.
Das ist eine Entwicklung, die auch Hörning beeindruckt, „trotz aller Probleme, die wir am Arbeitsmarkt immer noch haben“. Aber genau hier wird sichtbar, wie gerade die Ostdeutschen so eine Großstadt in einer sonst eher stagnierenden Umgebung sehen. Denn während die befragten Westdeutschen hier zu 43 Prozent gute berufliche Chancen sehen, sind es im Osten sogar 59 Prozent.
Bei der Umfrage wurden im Dezember 2018 1.000 Personen in Westdeutschland und 1.000 Personen in Ostdeutschland telefonisch befragt.
Warum die neue Leipziger Zeitung geradezu einlädt, mal über den Saurier Youtube nachzudenken
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