Beim Ausbau der Leipziger Radinfrastruktur klemmt es hinten und vorne. Nicht nur Radfahrstreifen, die längst hätten aufgetragen sein können, fehlen, Radschnellwege sind noch Zukunftsmusik und von einer sicheren Fahrradstation träumt Leipzig nun seit sieben Jahren. Für die Mitglieder des Jugendparlaments ist das ihr halbes Leben. Logisch, dass die über dieses erwachsene Schneckentempo gar nicht froh sind.
Seit 2012 steht die Fahrradstation im Hauptbahnhof im Radverkehrsentwicklungsplan (2010-2020) der Stadt, seit 2014 hätte man mit der Deutschen Bahn eine Einigung finden können, denn seitdem ist der City-Tunnel fertig und die außer Betrieb genommenen Gleise 2 bis 5 bieten genug Platz für so ein Fahrradparkhaus.
2018 vermeldete die Stadt zwar, dass man jetzt eine Einigung für 1.500 Fahrradstellplätze habe, aber dass die Schaffung einer betreuten Fahrradstation weiterhin Zukunftsmusik bleibe. Jetzt fehlt irgendwie der Betreiber.
Was das Leipziger Jugendparlament völlig unverständlich findet. Warum macht es die Stadt dann nicht gleich selbst? Was hindert sie daran?
„Mit der Entscheidung für das Nachhaltigkeitsszenario 2030 hat sich der Stadtrat entschieden, den Umweltverbund zu stärken. Um die hierfür nötigen Steigerungen im Radverkehr zu erreichen, bedarf es einer Stärkung der Rad-Infrastruktur. Der Hauptbahnhof ist hier als Verkehrsknotenpunkt insbesondere zu stärken, laut Stadtverwaltung ist der Bedarf für eine Radstation hier ,enorm groß‘“, wie die Jugendparlamentarier Michael Jana, Leiter des Verkehrs- und Tiefbauamtes, nach einem LVZ-Beitrag zitieren.
Aber wesentlicher ist eigentlich etwas anderes, was die jungen Parlamentarier auch betonen: „Darüber hinaus leidet Leipzig unter einem enormen Raddiebstahl-Problem. Es führt die Raddiebstahl-Statistiken deutschlandweit nicht nur an, sondern bis zu 11 % der Kriminalität in Leipzig ergeben sich aus diesem Delikt. Die Stadt ist hier auch sicherheitspolitisch in der Pflicht ihre Bürger zu schützen. Eine Radstation bietet zumindest am Hauptbahnhof den nötigen Schutz. Außerdem verschönert sich das städtische Bild, wenn Bürgern die Möglichkeit gegeben wird, ihre Räder ordentlich anzuschließen.“
Und so möge denn der Stadtrat beschließen: „Die Stadt Leipzig errichtet bis zum 4. Quartal 2023 eine Radstation am oder im Leipziger Hauptbahnhof mit Stellplätzen für mind. 2.000 Räder und nimmt diese bis dato direkt oder über einen Beauftragten in Betrieb.“
Bauen sollte man sie so, dass sie weitgehend ohne Abstieg vom Fahrrad zu erreichen ist. Zubringerwege sollten also mitgeplant werden.
„Die Stadtverwaltung Leipzig wird beauftragt zur Radstation bis zum vierten Quartal 2020 einen Bürgerbeteiligungsprozess abzuschließen, welcher die Bedarfe sowie Ansprüche der Leipziger sammelt und in die Planung einfließen lässt“, so der nächste Antragspunkt. „In der Planung ist, auch durch Hinzunahme von Servicedienstleistungen wie Vermietung oder Werkstattarbeiten, auf ein weitestgehend wirtschaftliches und sich selbst tragendes Modell der Radstation abzuzielen. Die nötige Infrastruktur (Werkstatt, Verleih, Waschstation etc.) ist einzuplanen.“
Auch an Finanzplanung und Förderanträge dachten die jungen Leute gleich. Man kann sich vorstellen, dass die Stadt die Radstation selbst betreibt oder einen Dienstleister beauftragt.
Stadt Leipzig und Deutsche Bahn AG einigen sich zu Stellplätzen für Fahrräder am Hauptbahnhof
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