Oberbürgermeister Burkhard Jung und die Ratsversammlung sollen sich für den Erhalt der LVZ-Druckerei einsetzen. Das hat der Stadtrat am Mittwoch, den 13. Februar, beschlossen. Zudem soll der OBM direkte Gespräche mit den Verantwortlichen führen. Laut Verwaltung ist das bereits geschehen. Und die Vorgänge selbst sind auch schon weiter.
Noch bis Ende dieses Jahres soll die LVZ-Druckerei in Leipzig-Stahmeln in Betrieb bleiben, so zumindest die bisherigen Aussagen des Hannover Madsack Verlages – dann ist endgültig Schluss. Die Leipziger Volkszeitung soll künftig in Halle/Saale gedruckt werden und die Regionalausgabe der „Dresdner Neueste Nachrichten“ ist bereits in der sächsischen Landeshauptstadt in der Druckerei der DDV Medien (ua. “Sächsische Zeitung”) gelandet. Das ist seit Oktober 2018 bekannt, seit Anfang 2019 hat der Verlag bereits konkrete Schritte eingeleitet.
Anfang Dezember 2019 gab es vor der Druckerei einen Streik, der so weit führte, dass Druckereimitarbeiter kurzzeitig sogar die Werksausfahrt blockierten. Hinzu kamen laut der Streikenden Druckschwierigkeiten beim „Sachsen Sonntag“, nicht alle Exemplare wurden rechtzeitig geliefert. Es folgten Verhandlungen, die zumindest kleine Erfolge brachten: Lohnerhöhungen, Sozialtarif und Abfindungen. Am liebsten wäre es den Mitarbeitern aber vermutlich, wenn der Standort erhalten bliebe, doch die Planungen des Verlages waren bereits Ende 2018 weit fortgeschritten.
Den Erhalt des Standortes forderten parallel auch Linksfraktion und SPD. Im heute behandelten Antrag sollte der Stadtrat beschließen: „Der Oberbürgermeister und die Ratsversammlung setzen sich für den Erhalt der Druckerei der Leipziger Druckerei- und Verlagsgesellschaft (LDVG) GmbH in Leipzig-Stahmeln ein.“ Zudem solle der OBM direkt mit den Verantwortlichen sprechen und den Konzern notfalls „zur Gründung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft bewegen“. Diese haben die Streikenden rings um die Gewerkschaft Ver.di jedoch am Standort bereits (fast) erreicht – über 90 Mitarbeiter sollen in ihr Platz und einen Übergang finden.
Die Stadtverwaltung gab zu verstehen, dass sie dem Antrag zustimmt. Sie verwies allerdings auf den Wandel im Medienbereich – unter anderem mit ausbleibenden Anzeigen und rückläufigen Leserzahlen bei Printprodukten. „Gefragt sind daher neue Geschäftsmodelle und neue Technologien im Druckbereich.“
Die von SPD und Linken ebenfalls geforderten Gespräche finden laut Verwaltung bereits statt. „Sollte die Standortschließung aus Sicht der Madsack-Mediengruppe ohne Alternative sein, muss die Entwicklung eines entsprechenden Sozialplans höchste Priorität haben“, so die Verwaltung. „Die Gründung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft kann dabei ein Szenario darstellen.“
In der Ratsversammlung am Mittwoch, den 13. Februar, betonte Sören Pellmann (Linke), dass „der Medienstandort Leipzig akut in Gefahr“ sei. Zudem sei ihm negativ aufgefallen, dass der derzeitige LVZ-Gschäftsführer Björn Steigert im Umfeld einer solchen Schließung von der „Liebe zur Stadt“ und „Verantwortung“ rede, die Pellmann im Handeln offenbar nicht so recht erkennen mochte.
Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sagte, dass die Geschäftsführung vor Ort am wenigsten für die Schließung könne. „Sie muss das umsetzen, was woanders ausgedacht wurde.“ Womit er indirekt zugab, dass letztlich die wirklichen Entscheidungen rings um die Leipziger Volkszeitung nicht in Leipzig, sondern Hannover getroffen werden.
Der Antrag erhielt eine Mehrheit im Stadtrat. CDU und Freibeuter stimmten dagegen. Was genau nun die Stadtverwaltung unternehmen soll, ist dennoch nicht klar. Die entscheidenden Schritte zur Schließung des Druckbetriebes in Stahmeln sind längst getan und bei der Halleschen „Mitteldeutschen Zeitung“ werden die Maschinen für den neuen Druckauftrag aufgebaut.
Die Debatte vom 13. Februar 2019 im Stadtrat
Video: Livestream der Stadt Leipzig
Gegen den „Megatrend im Pressemarkt“ kann auch Leipzig nichts ausrichten
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