Die Stadtratswahl am 26. Mai 2019 ist zwar noch mehr als ein halbes Jahr entfernt, wirft jedoch bereits ihren Schatten voraus. Ende September hat die Leipziger CDU als erste Partei รผber ihre Kandidaten fรผr die zehn Wahlkreise entschieden. Fรผr jeden Wahlkreis dรผrfen die Parteien maximal elf Kandidaten benennen.

Die CDU mรถchte insgesamt mehr als 100 Personen ins Rennen schicken, darunter Prominente wie die ehemalige HCL-Handballerin Ingrida Radzeviฤiลซtฤ— oder Classic-Open-Erfinder Peter Degner. Beide befinden sich allerdings auf hinteren Listenplรคtzen. In fast allen Wahlkreisen sind Personen auf dem ersten Listenplatz, die bereits jetzt im Stadtrat sitzen. Zu den bekannten Namen, die noch nicht im Stadtrat sind, zรคhlt auch Petra Elias, die Vorsitzende des Stadtelternrates. Sie hat es im Stadtbezirk Sรผd auf den zweiten Listenplatz geschafft.

Bereits am Samstag, den 20. Oktober, wollte die Piratenpartei mit ihrer Aufstellungsversammlung folgen, verschob den Termin jedoch kurzfristig. Im November 2018 sind nun die AfD und Die PARTEI an der Reihe. Letztere mรถchte ihre Kandidaten laut dem Kreisvorsitzenden Thomas KumbernuรŸ โ€žwie gewohnt durch das bewรคhrte Verfahren der Kaffeesatzlesereiโ€œ nominieren. Ebenfalls noch in diesem Jahr โ€“ am 1. Dezember โ€“ wollen die Grรผnen fรผr jeden Wahlkreis die ersten drei Plรคtze auf den Listen fรผllen.

รœber den Rest will die Partei Anfang 2019 entscheiden. Dann folgen auch FDP (19.01.), SPD (26.01.) und Wรคhlervereinigung Leipzig. Den Abschluss bildet voraussichtlich die Linkspartei, die ihre Kandidaten am 2. Mรคrz nominieren mรถchte.

Einen etwas abweichenden Zeitplan verfolgen die meisten Parteien bei der Verรถffentlichung ihres Wahlprogramms. Bei der SPD laufen bereits seit dem Sommer die Vorberatungen โ€“ das endgรผltige Programm soll auf dem Stadtparteitag am 17. November beschlossen werden. Dann soll gleichzeitig mit Holger Mann der neue Stadtvorsitzende gewรคhlt werden, derzeit ist er der einzige Kandidat.

Ebenfalls Mitte November mรถchte die AfD รผber ein Programm mit zehn Kernpunkten abstimmen. Ein Entwurf ist bereits fertig.

Zu Beginn des kommenden Jahres folgen dann Grรผne, FDP und Piraten. Voraussichtlich wird es erneut die Linkspartei sein, die den Abschluss bildet. Die Mitglieder sollen zwar schon am 17. November รผber das Wahlprogramm diskutieren โ€“ ein Beschluss ist jedoch erst fรผr den Stadtparteitag am 9. Februar 2019 geplant. Die PARTEIโ€œ verzichtet auf ein Wahlprogramm, freut sich jedoch รผber Forderungen und Wรผnsche ihrer Sympathisanten. Diese kรถnnten โ€“ so der Vorschlag von KumbernuรŸ โ€“ ihre Anregungen in die Leerrรคume dieses Textes eintragen, abfotografieren und via Facebook oder Brieftaube einsenden.

Fragt man die Parteien nach ihren Zielen fรผr die Stadtratswahl, antworten viele: ein besseres Ergebnis. So wรผnschen es sich beispielsweise Grรผne, SPD und Piraten, aber auch AfD und FDP. AfD-Stadtrat Christian Kriegel mรถchte mit seiner Partei der rot-rot-grรผnen Mehrheit โ€žden Garaus machenโ€œ und hofft dabei auf viele Stimmen von bisherigen Nichtwรคhlern. Die FDP strebt laut ihrem stellvertretenden Kreisvorsitzenden Sven Morlok eine eigene Fraktion, also mindestens vier Sitze an. Bei der vergangenen Wahl konnten die Liberalen lediglich zwei Sitze holen. Morlok verweist aber auch auf die sieben Sitze, die die FDP vor neun Jahren erlangen konnte. โ€žDas zeigt das Potential, das in Leipzig vorhanden ist.โ€œ Mitentscheidend sei der Bundestrend. Die Wรคhlervereinigung strebt ebenfalls Fraktionsstรคrke an.

Um den Status der stรคrksten Fraktion wollen sich Linkspartei und CDU streiten. Auch die Christdemokraten mรถchten die rot-rot-grรผne Mehrheit beenden, da es dieser โ€žnicht um Sachfragen, sondern um eine Ideologisierung in der Verkehrspolitik, im Wohnungsbau und auch in der Kulturpolitikโ€œ gehe. Im Gegensatz dazu sagt Kay Kamieth, der Pressesprecher der Leipziger Linken: โ€žWir kรคmpfen um 20 Prozent plus X und wollen stรคrkste Fraktion werden. Wir streben an, dass vor allem durch die Mobilisierung der Zivilgesellschaft und die Erhรถhung der Wahlbeteiligung eine drohende Stadtratsmehrheit von Parteien aus dem Mitte-Rechts-Spektrum verhindert wird.โ€œ

Der aktuelle Stadtrat trรคgt noch bis 26. Mai 2019 Verantwortung. Dann wird neu gewรคhlt. Foto: L-IZ.de
Der aktuelle Stadtrat trรคgt noch bis 26. Mai 2019 Verantwortung. Dann wird neu gewรคhlt. Foto: L-IZ.de

Nach der Wahl im Jahr 2014 hatten Linkspartei, Grรผne und SPD zusammen 42 von 70 Sitzen. Zudem ist SPD-Oberbรผrgermeister Burkhard Jung stimmberechtigt. Die CDU kam auf 19, die AfD auf vier, die FDP auf zwei sowie NPD, Piraten und Wรคhlervereinigung jeweils auf einen Sitz. Spannender als die Frage, wer stรคrkste Fraktion wird, dรผrfte zumindest fรผr AuรŸenstehende wohl tatsรคchlich sein, welches Lager am Ende die Nase vorn hat. Allerdings gibt es im Leipziger Stadtrat bislang immer wieder wechselnde Mehrheiten und keine festen Koalitionen wie auf Bundes- oder Landesebene.

Zumindest eine Partei scheint diesmal รผberhaupt keine Rolle zu spielen: die NPD. Jens Baur, der Landesvorsitzende in Sachsen, erklรคrte auf Anfrage, dass man nicht antreten werde, um die Kandidaten vor Gewalt zu schรผtzen. Beobachter glauben, dass es eher der Bedeutungsverlust der Partei ist, der bei dieser Entscheidung eine Rolle spielte. Nun darf sich wohl vor allem die AfD รผber zusรคtzliche Stimmen und mรถglicherweise einen weiteren Platz im Stadtrat freuen. Die NPD hรคtte es in Anbetracht ihrer jรผngsten Ergebnisse schwer gehabt, erneut einen Platz zu erringen.

Die Wahlkreise zur Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in Leipzig. Quelle Stadt Leipzig, Amt fรผr Statistik und Wahlen
Die Wahlkreise zur Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in Leipzig. Quelle Stadt Leipzig, Amt fรผr Statistik und Wahlen

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Die Oktober-Stadtratssitzung im Videomitschnitt (bis zur Novembersitzung am 24.11.2018)

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