Am Freitag, 14. September, beschäftigte sich der Petitionsausschuss des Leipziger Stadtrats mit einer ganz besonderen Petition. Die Leipziger sind ja nicht uninteressiert an den Sorgen und Nöten der Stadt. Und der Petent schlug in diesem Fall einfach vor: Dann druckt doch einfach mal Kitas mit dem 3D-Drucker. 24 Stunden, und die Hütte steht. Auch diese Petition hat das Planungsdezernat ernst genommen. Und auch ausführlich Stellung genommen.

Denn wenn es um die Segnungen der modernen Computer-Technologie geht, dann kommen einige Magazine und Zeitungen ja aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus. Die neuen Technologien sind für sie die Wundermedizin für alle Probleme schlechthin. Dass diese Wunderdinge dann freilich in der Praxis etwas anders funktionieren, merken die meisten erst, wenn sie die Sache selbst ausprobieren.

Aber dass man künftig auch Kitas mit dem 3D-Drucker bauen könnte, halten Leipzigs Planer auch nicht für so abwegig. Aber wer nur von den wunderbaren 24 Stunden hört, vergisst, dass eine Kindertagesstätte nicht nur aus Betonwänden besteht.

Und so gibt es für die Petition eine recht ausführliche Erläuterung zur Ablehnung aus dem Planungsdezernat.

Die Begründung in voller Länge:

Kostengünstige und schnelle Errichtung von neuen Kindertagesstätten durch einen 3D-Drucker in Leipzig

Derzeit häufen sich die Artikel in populärwissenschaftlichen Zeitschriften, in den Spalten der Feuilletons und auf den einschlägigen Seiten des World Wide Web über die spektakulären und umwälzenden Leistungen der 3D-Druck-Technologie. Die Petition enthält das Beispiel einer neu gegründeten Firma in den USA (US Startup), die verspricht, Häuser mittels dieser neuen Technologie in 24 Stunden errichten zu können.

Bei genauer Lektüre und weiterer Recherche im Internet ist festzustellen, dass damit die reine Produktionszeit (ohne Planung, Grundstücksherrichtung sowie Ein- und Ausbauten und Erschließung) gemeint ist. In Wikipedia findet sich unter dem Stichwort „Contour Crafting“ folgende Eintragung über dieses neuartige computergestützte Bauverfahren:

„Prinzip: Das Haus wird am Computer entworfen und die Daten anschließend an den ‚Drucker‘ weitergeleitet. Der ‚Drucker‘ ist ein vollautomatischer Portalroboter, der größer als das Gebäude ist; über Betonbehälter wird der schnell härtende Spezialbeton und normaler Beton zugeführt.

Zuerst gießt der Portalroboter Schicht für Schicht einen Rahmen mit Hilfe des schnell härtenden Spezialbetons. Seine computergestützte Spritzdüse legt dünne Spuren des Betons auf den Untergrund, die von zwei seitlich angebrachten Kellen in ihre endgültige Form gebracht werden. Anschließend wird der Rahmen mit normalem Beton gefüllt. Weiterhin können fertige Stahlgerüste oder ähnliches mit eingebracht werden. Somit entsteht ein Gebäude exakt nach Computerzeichnung.

Dieses Prinzip des Rapid-Prototyping wurde von dem US Forscher Behrokh Khoshnevis, Professor an der University of Southern California in Los Angeles entwickelt.“

Zusammenfassend ist aus der Sicht der Verwaltung folgendes festzustellen:

Der 3D-Druck ist eine neuartige Technologie, die in der Zukunft sicherlich auch im Bauprozess verstärkt zum Einsatz kommen wird. Dies ist aber nicht so zu verstehen, dass der Prozess für die Errichtung einer Kita auf 24 Stunden komprimiert werden kann.

Der Bauprozess besteht bekanntlich aus verschiedenen Teilen. Die planerische Vorbereitung erfordert bereits heute mehr Zeit als der eigentliche Bau. Je nach Bautechnologie und den verwendeten Materialien (Stein, Holz, Beton, Metall usw.) dauert die eigentliche Realisierung zwar unterschiedlich lange, aber geht doch vergleichsweise schnell vonstatten, jedenfalls im Vergleich zur Dauer des Planungsprozesses. Was die einzelnen Gewerke betrifft, wird auch heute schon der Rohbau vergleichsweise schnell errichtet, während die Ausbaugewerke im Vergleich dazu länger dauern.

Generell ist die Stadt jederzeit bestrebt, unterschiedliche Bauweisen zu erproben, gerade auch in Hinsicht auf die Beschleunigung von Vorhaben. Neben unterschiedlichen Materialien werden dabei auch Fertigteil-, Modul- und Typenbauweisen erprobt. Das Paket „Leipzig-Kitas“ beispielsweise war so ausgeschrieben, dass ausdrücklich verschiedene Bauweisen möglich waren (Vergabe bereits abgeschlossen).

Im Rahmen des technischen Fortschritts gibt es immer wieder Neuerungen, die einzelne Teile des Prozesses beschleunigen. Dazu dürfte auch die 3D-Drucktechnologie gehören.

Allerdings ist in diesem Zusammenhang nicht ganz unwesentlich, dass Baustoffe und Technologien in Deutschland allgemein zugelassen sein müssen, ansonsten sind Einzelzulassungen erforderlich, die aufwendig beantragt werden müssen und bei denen es Jahre dauern kann, bis sie von den zuständigen Prüfbehörden (keine städtischen Behörden) erteilt werden.

Bei der Errichtung von Gebäuden – im vorliegenden Fall einer Kindertagesstätte – sind genehmigungsrelevante und zulassungspflichtige Rahmenbedingungen einzuhalten. Der 3D-Druck ist eine zukunftsträchtige Technologie, besitzt aber in Deutschland noch nicht die entsprechenden Zulassungen, um die baugenehmigungsrechtlichen Anforderungen zu erfüllen.

Die Einschätzung des Petenten, dass eine bundesweite Ausschreibung zum Bau einer in Leipzig geplanten Kindertagesstätte durch einen 3D-Drucker zum gegenwärtigen Zeitpunkt Bauzeit und Baukosten reduzieren würden, wird von der Verwaltung ausdrücklich nicht geteilt. Vielmehr wäre für diese Kita mit einem besonders langen Verfahren mit erhöhten Verwaltungsaufwand und hohen Kosten zu rechnen.

Aus diesem Grund ist die Technologie des 3D-Drucks im Moment noch kein Mittel zur Beschleunigung von Bauprozessen bei der Errichtung von Kitas in Leipzig. Die Verwaltung wird aber die weitere Entwicklung und die Markteinführung dieser neuen Technologien aufmerksam beobachten. Generell sind neue Technologien überall dort zu nutzen, wo es für die Erreichung der städtischen Ziele (hier: beschleunigter Bau von Kitas) von Vorteil ist.“

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