Am Dienstag, 28. August, kündigte das Amt für Stadtgrün und Gewässer an, ab Mitte September die im Frühjahr begonnenen Straßenbaumpflanzungen fortsetzen zu wollen. Insgesamt 97 neue Bäume sollen an bisher baumlosen Straßen oder bereits begonnenen Baumreihen in den Boden. Schwerpunkt der Arbeiten sind dicht bebaute gründerzeitliche Stadtgebiete wie die Südvorstadt. Aus Sicht des Ökolöwen aber ist das viel zu wenig.
Baumlose Straßen vor allem in dicht bebauten Gründerzeitvierteln bekommen Grün. Bisher wurden neue Straßenbäume ausschließlich im Rahmen von komplexen Straßenbaumaßnahmen gepflanzt. In diesem Jahr legt die Stadt Leipzig zusätzlich zu neuen Straßenbäumen auch neue Baumscheiben an. Das findet der Ökolöwe erst mal gut.
„Der Ökolöwe begrüßt diese Aktion seitens der Stadt. Doch noch immer haben 64 Prozent des Leipziger Straßennetzes keine Bäume. 97 Pflanzungen sind dabei deutlich zu wenig“, betont Friederike Lägel, umweltpolitische Sprecherin des Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e. V. Die vom Ökolöwen geforderte und schließlich im Luftreinhalteplan der Stadt verankerte Maßnahme von jährlich 1.000 zusätzlichen Neupflanzungen wird seit Jahren nicht umgesetzt.
„Leipzig braucht endlich das Straßenbaumkonzept“, so Lägel. Aber auch da hängt die Leipziger Verwaltung hinterher.
Seit mehr als einem Jahr soll das fertige Konzept durch den Stadtrat beschlossen werden. „Es ist nicht nur Schlüssel für die Finanzierung. Vielmehr würdigt es die wichtige Rolle des Straßenbaumes. Denn Straßenbäume sind Multitalente: Sie spenden Schatten und tragen zu einem besseren Stadtklima bei. Bäume beruhigen den Straßenverkehr, filtern Feinstaub und werten das Straßenbild auf.“
Tatsächlich besitzen nur 17 Prozent des Straßennetzes einen vollständigen Baumbestand. So kommt ein Straßenbaum auf zirka 10 Leipzigerinnen und Leipziger. „Dass die Anzahl an Straßenbäumen zunehmen muss, fordern bereits über 13.800 Bürgerinnen und Bürger im Rahmen des Ökolöwen-Appells ‚Mehr Grün für Leipzig‘“, sagt Friederike Lägel.
Und der Hinweis auf das gültige Luftreinhalteprogramm ist wichtig. Das wurde 2009 beschlossen und die Anpflanzung zusätzlicher Straßenbäume in der genannten Dimension war darin als zentrale Maßnahme zur Luftreinhaltung angegeben. Aber die Zahl von 1.000 zusätzlichen Bäumen wurde in den Folgejahren nie erreicht.
Was will das Amt für Stadtgrün und Gewässer jetzt pflanzen?
Folgende Pflanzungen sind ab Mitte September bis Mitte Dezember abschnittsweise vorgesehen: 48 Bäume in der Kochstraße zwischen Scharnhorststraße und Scheffelstraße, 5 Bäume in der Steinstraße zwischen Kochstraße und Karl-Liebknecht-Straße sowie 13 Bäume in der Kantstraße zwischen August-Bebel-Straße und Karl-Liebknecht-Straße.
Zwischen Mitte Oktober bis Mitte Dezember werden folgende Straßen umgebaut und bepflanzt: 3 Bäume in der Moschelesstraße zwischen Brücke und Käthe-Kollwitz-Straße, 5 Bäume in der Hillerstraße zwischen Sebastian-Bach-Straße und Ferdinand-Lassalle-Straße sowie 11 Bäume in der Sebastian-Bach-Straße zwischen Ferdinand-Lassalle-Straße und Davidstraße sowie zwischen Hauptmannstraße und Hillerstraße. Zudem wird an der Einmündung Ferdinand-Lassalle-Straße eine Gehwegnase entstehen, um den Übergang für Fußgänger zu verbessern.
Ab Mitte Januar bis Mitte April 2019 werden Bäumen in folgende Straßen gepflanzt: 4 Bäume in der Gustav-Freytag-Straße zwischen Windscheidstraße und Kochstraße sowie 8 Bäume in der Scheffelstraße zwischen Windscheidstraße und Kochstraße.
Die Baumstandorte werden in Abhängigkeit vom unterirdischen Leitungsbestand im sogenannten „Zwickauer Modell“ in die Fahrbahn eingefügt. Dabei unterteilen die in weitem Abstand gestellten Bäume das Parkraster und führen zu einer Belebung und Aufwertung der Straßenabschnitte.
Grundsätzlich ist mit allen Neupflanzungen ein dreijähriges Bewässerungs- und Pflegeprogramm verbunden. Dabei werden je Sommersaison bis zu zwölf Wassergaben à 100 Liter beauftragt, welche bei dringlicher Notwendigkeit wie in diesem sehr trockenem Jahr auch erweitert werden können.
Die Planungen wurden bereits im März 2018 in den Stadtbezirksbeiräten Mitte und Süd öffentlich vorgestellt und bestätigt. Weitere Vorstellungen erfolgten unter anderem auf dem Stadtteilfest Connewitz sowie im Rahmen der Leipziger Umwelttage.
Die Erstpflanzungen werden von der Allianz Umweltstiftung im Rahmen ihrer Stadtbaumkampagne mit 1.000 Euro pro Baumstandort gefördert. Insgesamt fördert die Stiftung 125 Baumpflanzungen in Leipzig.
Es gibt 9 Kommentare
Ja, das muß geändert werden. Und das führt zur eigentlichen Frage: Wie?
Wie können wir erreichen, daß sich da was ändert?
Durch Priorisierung.
Das Amt für Stadtgrün und Gewässer beschäftigt sich seit zig Jahren mit dem WTNK. Eine Zer- und Übernutzung der Natur brauchen die Menschen nicht. Sie brauchen im Gegenteil Natur. Und sei es das “Stückchen” am Straßenrand.
Statt personelle und finanzielle Ressourcen für eine Totalkommerzialisierung und der hierfür erforderlichen “Umbauten” zu binden, können diese personellen und finanziellen Ressourcen beispielsweise in die Stadtbäume fließen. Zumal durch weitere Wohnbebauung der Grünanteil weiter zurückgehen wird.
“Zu teuer” ist schlicht eine Ausrede. Weil andere Pläne, nämlich die der Verwaltung und/oder der Wirtschaft Vorrang vor denen der Bürger haben.
Das muß geändert werden.
Ah, gut, verstehe.
Aber jetzt frage ich mich noch mehr, wie wir beim Thema Straßenbäume vorankommen. Beim Auenwald ebenso, aber das war ja hier nicht das vorrangige Thema.
Worum es geht?
Um Glaubwürdigkeit.
Wenn der Ökolöwe einerseits für Straßenbäume streitet, andererseits die Baumfällungen des Stadtförsters im Auwald unterstützt, erscheint das nicht nur fragwürdig.
Wegen der Kritik daran ist der Ökolöwe aus der Grünen Liga Sachsen ausgetreten.
Hintergrund für die Baumfällungen im Auwald scheinen offenbar handfeste ökonomische Interessen der Stadt zu sein.
Anders lassen sich die Lügen der Stadt in Bezug auf eine angebliche Verkehrssicherungspflicht als Begründung für die Fällungen nicht erklären.
Mathias 1.
Vorschlag 1 super, kann man
Vorschlag 2 kann man ebenso
Zur Sache: Seit Jahren rede ich mir den Mund fusselig für mehr Bäume in der Georg-Schumann-Straße (zugegeben vor meiner Haustür). Und immer winken die Verantwortlichen ab: Das ginge nur bei grundhaftem Ausbau der ganzen Straße, also aller Jahrhunderte mal, wenn wieder ein Stück dran ist. Sonst sei es viel zu teuer. Irgendwann verliert man dann die Lust…
Sächsische Naturschützer streiten sich wieder mal. Super.
Vorschlag: 1. Bäume: Könnte man nicht das Eine tun ohne das Andere zu lassen?
2. Könnte man nicht den Streit versachlichen zur Diskussion und diese so führen, daß der geneigte Leser auch nachvollziehen kann, worum es den Kommentatoren geht?
Hi, Ökolöwe, ab wann ist euch denn endlich mal was peinlich?: Ihr lasst euch ohne den geringsten Skrupel in der LVZ ablichten bei der Enthüllung von Tafeln, die dem gemeinen Bürger endlich mal nachhaltig erklären, was gegen jeden gesunden Menschenverstand verstößt: nämlich dass es gut und richtig ist, alte Baumbestände im Auwald in wirklich relevanten Mengen (s. Kommentar oben) abzuhauen, was in der AG Stadtwald unter eurer (geheimen und konstruktiven) Mitwirkung abgestimmt und abgenickt wurde. Gleichzeitig liegen ständig eure Petitionsblätter wegen der Stadtbäume überall aus. Und ihr habt die Chuspe, Euch dabei (vermutlich auch abgestimmt) aus dem Fenster zu lehnen und mal wieder “Trärä” zu machen. Gut gebrüllt, Löwe!: Straßenbäume sind wichtig! Aber DIE BÄUME IM AUWALD AUCH!! Jeder einzelne: dort genauso wie da. Und wenn man es nur von der schieren Menge her betrachtet, sind die Bäume im Auwald viel (ge-)wichtiger!! Aber sie sind halt auch politisch gefährlicher. Weiter so. Es gibt schon ein paar Menschen, die nicht ganz auf den Kopf gefallen sind.
Lieber Ökolöwe.
Betreffend der Abholzungen (Pflegemassnahmen) im Auwald (8000 Festmeter entsprechen etwa 4000 Bäume mit einer Länge von 10 m und einem Stammdurchmesser gemittelt von 0,50 m) gegen 125 Straßenbäume a 1000 €. Ihr solltet wirkliche Schwerpunkte setzen und keine Symbolpolitik am Straßenrand betreiben. Da fragt der gemeine Bürger sich was das für eine Art von Naturschutz ist, den ihr da betreibt. Gar keinen.