Das war’s mit dem Umzug nach Lindenau: Am Freitag, 23. August, präsentierte Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke zusammen mit Dr. Ronny Maik Leder, Direktor des Naturkundemuseums, und Thomas Eisermann von der Leipziger Entwicklungsgesellschaft LESG die absehbaren Kosten für die Herrichtung der alten Fabrikhalle im Gelände der Baumwollspinnerei für das Naturkundemuseum. Damit platzen alle Träume, denn die alte Halle hat nicht mehr die nötige Tragfähigkeit für das Museum.
Zur geplanten Unterbringung des Naturkundemuseums in der Halle 7 der Bauwollspinnerei liegen jetzt detaillierte Ergebnisse der bisherigen Planungen zur baulichen und konzeptionellen Umsetzung des Naturkundemuseums an dem Standort vor. Danach ist – gegenüber den ersten Einschätzungen – mit deutlichen Mehrkosten für die bauliche Sanierung des Gebäudes und dessen Nutzbarmachung für ein Museum zu rechnen, so die heute verkündete Nachricht seitens der Stadt Leipzig.
Die jetzt vorliegenden Planungsergebnisse zeigen, dass vor allem der baulich-statische Zustand der Halle 7 deutlich schlechter ist als zunächst angenommen. Die notwendigen Umbaumaßnahmen für eine Museumsunterbringung zeigen sich als immens und nicht mehr verhältnismäßig, sie übersteigen weit das eingeplante Budget: Statt der veranschlagten 10,2 Millionen Euro muss jetzt von einem Kostenrahmen von 37,5 Millionen Euro ausgegangen werden.
Und nicht nur das. Man könnte nicht einmal das von Ronny Maik Leder entwickelte Museumskonzept so umsetzen, wie gebraucht.
Das entwickelte Museumskonzept wäre nur mit spürbaren Einschränkungen machbar. Also trotz fast vervierfachter Baukosten nur ein eingeschränktes Museum. Da platzen auch die Träume von einem wirklich attraktiven Naturkundemuseum für die ganze mitteldeutsche Region. Denn was Leder hier plante, sollte ja endlich den Rahmen der beengten Verhältnisse am alten Standort sprengen und der hochkarätigen Leipziger Sammlung eine Ausstrahlung verschaffen, die das Museum in die Spitzenliga der deutschen naturwissenschaftlichen Museen katapultiert hätte.
Aber mit der Kostenschätzung platzt auch der Traum für eine preiswerte Variante, die ja ursprünglich der Grund dafür war, die Einladung der Spinnerei anzunehmen und die Halle 7 als Standort überhaupt zu planen. 10 Millionen sollte es kosten. Ein bisschen weniger, als eine Modernisierung am alten Standort kosten würde. Logisch, dass der jetzt wieder in den Fokus rückt.
Vor dem Hintergrund der Kostenschätzung schlägt die Verwaltungsspitze dem Stadtrat nun vor, die Halle 7 nicht weiter zum neuen Standort des Naturkundemuseums zu entwickeln. Die in der Halle ebenfalls geplanten neuen Räume für das LOFFT, das Leipziger Tanztheater und das Theater der Jungen Welt könnten hingegen umgesetzt werden.
2016 hatte der Stadtrat beschlossen, für das Naturkundemuseum in der Halle 7 auf dem Gelände der Baumwollspinnerei Flächen zu entwickeln. Nach Vorlage des Museumskonzeptes wurde im September 2017 der Planungsbeschluss gefasst, in dessen Folge 2018 nach europaweiter Ausschreibung die Planungen für die bauliche Hülle und die Umsetzung der Museumskonzeption vergeben wurden.
An einen Umzugstermin 2020 für das Naturkundemuseum ist jetzt natürlich nicht mehr zu denken. Die Suche nach einer Lösung beginnt von vorn.
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