LZ/Auszug aus Ausgabe 57VideoAm Mittwoch, den 11. Juli, war es wieder einmal so weit: Die Polizei vermeldete, in der Bülowstraße im Leipziger Osten eine tote Person gefunden zu haben. Die Umstände blieben zunächst zwar unklar, jedoch hatte die Polizei einen klaren Verdacht: Es handelt sich um einen Drogentoten. Ende Juni widmete sich nun eine Podiumsdiskussion im Pöge-Haus speziell der Situation im Leipziger Osten.
Regelmäßig sind Drogenkonsum und Drogenabhängigkeit ein Thema in der Leipziger Stadtgesellschaft. Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Polizei nicht davon berichtet, einen oder mehrere Dealer geschnappt zu haben. Auch ein sogenannter Drogenkonsumraum ist immer mal wieder Thema in der lokalen Politik.
Die Podiumsdiskussion im Pöge-Haus
„Hier auf der Eisenbahnstraße und an anderen Stellen im Leipziger Osten kann man nahezu alle illegalen Drogen kaufen, die auf dem Markt sind“, stellte Stefan Kausch, der Vorsitzende des Pöge-Haus-Vereins, zunächst fest. Der CDU-Stadtbezirksbeirat Henry Hufenreuther schilderte die Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte, die dazu geführt haben: „In den 80er Jahren spielte sich das, was wir heute hier erleben, am Hauptbahnhof ab. Das war nicht so richtig tauglich für den Tourismus, also setzte man aus meiner Sicht auf Verdrängung des Problems.“ Diese Verdrängung erfolgte Richtung Osten, wo es laut Hufenreuther einerseits die Nähe zum Bahnhof und andererseits eine fehlende Lobby der direkt oder indirekt Betroffenen gebe.
Die Anwohnerin Julia Riedel erzählte, wie sie im vergangenen Winter am Köhlerplatz bei minus sieben Grad einen jungen Mann gesehen habe, der regungslos auf einer Bank saß. „Man wusste nicht, ob er noch lebt.“ Er lebte noch, aber den gerufenen Notarzt lehnte er ab. „Verdrängung ist nicht sinnvoll“, ergänzte Riedel. „Es müssen andere Lösungen her: Ein Drogenkonsumraum wäre eine gute Lösung. Die Leute sind eh da. Gerade im Winter wäre das eine gute Möglichkeit.“ Schließlich würden die Drogen dann in einer sicheren Umgebung unter Beobachtung konsumiert werden.
Damit war eines der zentralen Themen des Abends angesprochen: der Drogenkonsumraum, also ein Ort, wo Konsumenten beziehungsweise Abhängige zumindest eine sterile Umgebung erhalten, um Risiken für die Gesundheit zu minimieren.
Die Podiumsdebatte & Fragerunde am 28. Juni 2018 im Pöge-Haus zur Drogenpolitik im Leipziger Osten. Video: Luca Kunze, L-IZ.de Hinweis: Die Suchtbeauftragte und Vertreterin der Stadt Leipizg bat um die Verfremdung/Unkenntlichmachung Ihrer Person.
Der SPD-Stadtbezirksbeirat Michael Schmidt sagte dazu, dass man im Drogenbeirat der Stadt noch keine einheitliche Meinung habe. „Ziel müsste es sein, dass der Drogenkonsumraum ein Andockraum für Menschen ist, die von Streetworkern und Beratungsstellen nicht erreicht werden.“ Zudem müsse es auf Landesebene mehr Diskussionen über Drogen geben, nicht nur aus innenpolitischer Perspektive.
Damit war wiederum unter anderem Hufenreuther angesprochen. „Die Landespolitik der CDU ist eindeutig – sie lehnt es ab“, sagte er. „Ich persönlich bin auch gegen die Einrichtung von Drogenkonsumräumen. Die Zugangsvoraussetzungen sind nicht unkompliziert. Nur ein begrenzter Teil der Drogenabhängigen nutzt diese Räume überhaupt.“ In Frankfurt habe man sehen können, dass sich die Szene wegen dieser Räume im Bahnhofsviertel verfestigt habe.
Eine Person im Publikum wollte dann wissen, ob eine Verlagerung nicht wünschenswert wäre, um den Konsum von Kindergärten und Schulen fernzuhalten, und was die sächsische CDU in der Drogenpolitik unternimmt. Hufenreuther antwortete: „Ich bin nicht gegen Verlagerung, ich bin gegen Zementierung.“ Es sei schwer, an der Eisenbahnstraße den richtigen Ort für einen Drogenkonsumraum zu finden, der sich nicht in der Nähe einer Schule befinde. Zur CDU-Politik sagte er: „Wir versuchen das Repressionssystem zu stärken und das Präventionsprogramm mit den Mitteln auszustatten, die machbar sind.“
In der weiteren Publikumsfragerunde kamen Themen wie soziale Ursachen des Drogenkonsums, die Rolle des sozioökonomischen Status’ und das Problem der Stigmatisierung auf. Dabei ging es auch um verschiedene Drogen und die Frage, warum die einen legal sind und die anderen nicht.
Am Ende der Veranstaltung bewerteten alle Anwesenden diese als positiv.
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