Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber noch sind sowohl Politik als auch Arbeitsagentur ratlos, wie sie Menschen, die dauerhaft in Arbeitslosigkeit feststecken, wieder fit machen wollen für einen ordentlich bezahlten Beruf. Seit Mitte Juni läuft das Modellprojekt TANDEM SACHSEN des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Arbeit (SMWA) in neun Regionen des Freistaates. Darunter auch in der Stadt Leipzig.
Mit dem Förderprogramm sollen Familien dabei unterstützt werden, Wege aus der Langzeitarbeitslosigkeit zu finden. Diese Beschäftigungsförderung richtet sich an von Langzeitarbeitslosigkeit betroffene Familien (Elternpaare und Alleinerziehende), die mit ihren Kindern in einer Bedarfsgemeinschaft leben.
Ziel ist es, so das sächsische Arbeitsministerium, nach Möglichkeit die Eltern in ein nachhaltiges Beschäftigungsverhältnis zu vermitteln und gleichzeitig Kindern und Jugendlichen die bestmögliche Familienförderung zu ermöglichen. Integrierte Beratungsteams – in der Regel Sozialpädagogen oder Psychologen – begleiten dabei die Familien. Nach dem Prinzip des Tandems erfolgt über die Regelangebote hinaus eine intensive Betreuung aus einer Hand in Kooperation mit den Jobcentern und den Jugendämtern. Die Auswahl der am Projekt teilnehmenden Familien erfolgt über die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jobcenter.
„Mit TANDEM Sachsen können wir die Eltern gezielt beraten und unterstützen und gleichzeitig die Kinder und Jugendlichen stark machen. Besonders wichtig sind uns verbesserte Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen“, erklärte Arbeitsminister Martin Dulig das Anliegen. Das könne beispielsweise über individuelle Lernförderung erreicht werden, aber auch Angebote im kreativen, sportlichen oder musischen Bereich seien möglich.
Denn wenn Eltern dauerhaft ohne Arbeit sind, ist ja nicht nur das Haushaltsgeld knapp – den Kindern fehlen wichtige Angebote zum Lernen, Kontakteknüpfen und um ihre Stärken auszubilden. Die Armut vererbt sich. Da sieht die Finanzierung dieses Programms zwar auf den ersten Blick recht großzügig aus.
Aber wer sich die tatsächlichen Bedarfszahlen in Sachsen anschaut merkt, wie groß das Problem tatsächlich ist. Die Statistik der Agentur für Arbeit wies im Juni 2018 allein 5.627 Menschen in Leipzig als langzeitarbeitslos aus. Und viele von ihnen sind Eltern, was zwangsläufig dazu führt, dass hunderte Kinder in Bedarfsgemeinschaften aufwachsen und schon früh erfahren, dass es in unserer Gesellschaft fast unmöglich ist, aus den prekären Erfahrungen der Kindheit aus- und aufzusteigen.
Für das Projekt stehen in den kommenden drei Jahren insgesamt 9,2 Millionen Euro zur Verfügung. Finanziert wird es aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und aus Landesmitteln. Für die Stadt Leipzig ist die Unterstützung von insgesamt 60 Bedarfsgemeinschaften vorgesehen. Die Auswahl der am Förderprogramm teilnehmenden Familien erfolgt durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jobcenter.
„Es ist gut, dass das von der SPD geführte Arbeitsministerium dieses Projekt ins Leben gerufen hat. Die Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit kann nur mit einem ganzheitlichen Ansatz gelingen. Nämlich dann, wenn wir die gesamte Familie in den Blick nehmen“, erklären dazu die Leipziger SPD-Landtagsabgeordneten Dirk Panter und Holger Mann.
„Elternpaare oder Alleinerziehende können den Weg in ein nachhaltiges Beschäftigungsverhältnis nur dann zurückfinden, wenn die Versorgung und Betreuung der Familie mit abgesichert ist. Mit diesem Projekt haben wir die Möglichkeit, dass Sozialpädagogen oder Psychologen die Familien begleiten.“
Und damit will man die Eltern an einer Stelle entlasten, wo oft Überforderung dazu führt, dass den Kindern ein wichtiger Rückhalt fehlt.
Das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit startete mit dem Modellprojekt TANDEM SACHSEN am 10. Juni in verschiedenen Modellregionen im Freistaat. Zu den Regionen zählen Dresden, Leipzig und Chemnitz sowie die Landkreise Mittelsachsen, Vogtlandkreis, Bautzen, Görlitz, Meißen und Nordsachsen.
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