Es war ein Schock, der 2016 das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig erwischte. Es war passiert, was man eigentlich in diesem Haus nicht erwartet hatte: Ein Mitarbeiter hatte aus der Münzsammlung 657 wertvolle Münzen entwendet und sie über Ebay und diverse Münzhändler zu Geld gemacht. Erst als ein 20-köpfiges Team die Bestände überprüfte, wurde der ganze Schaden sichtbar, der auch wertvolle Münzen aus dem alten Kramerschatz enthielt. Und nur ein kleiner Teil der Münzen wurde bislang wieder aufgespürt.

Der Mitarbeiter hatte über Jahre ungestört agieren können. Der Schaden betrug am Ende rund 480.000 Euro. Wobei der ideelle Wert ja nicht berechenbar ist. Die Münzen waren ja nicht ins Museum gekommen, weil sie quasi die Goldreserve der Stadt wären, sondern weil sie Zeugnisse der Leipziger Geschichte sind.

Aufgeflogen ist die Sache erst, als einzelne Münzen mit eindeutig Leipziger Herkunft im Internet auftauchten. Und als die Sache dann ruchbar war und der Täter als Mitarbeiter des Museums identifiziert, war natürlich guter Rat teuer. Das Leipziger Kulturdezernat schaltete eine Rechtsanwaltskanzlei ein, um wenigstens die Münzen wieder zurückzuholen, deren Spur man noch gefunden hatte.

Über den Sachstand berichtet jetzt das Kulturdezernat. Denn die Sache wird langwieriger und teurer als gedacht. Wohl auch, weil Käufer und Weiterverkäufer in dieser Szene oft genug in keiner Weise kooperationsbereit sind.

Mit der Rückholung der Münzen wurden die Rechtsanwälte von Berg Bandekow Zorn beauftragt. Dazu wurde von Leipziger Seite eine Summe von 33.000 Euro veranschlagt. Der notwendige Aufwand konnte zum Zeitpunkt der Erstellung der Beschlussvorlage nur geschätzt werden.

Und der derzeitige Stand sieht nicht wirklich ermutigend aus: „Von den zuordenbaren 657 Münzen waren 235 verfolgbar. 184 Münzen wurden über Ebay verkauft, 51 Münzen über Händler. Von den 184 über Ebay verkauften Münzen konnten 41 zurückerlangt werden. Die anderen Käufer gaben an, die Münzen nicht mehr zu besitzen bzw. nicht Eigentümer der Münze geworden zu sein. Diese Käufer werden derzeit angeschrieben mit der Maßgabe, den Kaufpreis zu erstatten. Sollten keine Zahlungen eingehen, erfolgt die Weiterverfolgung über die Stadtkasse“, teilt das Kulturdezernat mit.

„Die 51 an Händler verkauften Münzen konnten noch nicht zurückgeholt werden. Derzeit finden Verhandlungen mit den Händlern statt. Auch hier ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Münzen zwischenzeitlich weiterverkauft worden ist. Bei den Händlern ist zu prüfen, ob diese in der Lage sind, gleichwertige Münzen wiederzubeschaffen oder den Kaufpreis – insgesamt 82.872 Euro – zurückzuerstatten.“

Dass es so lange dauern würde, wenigstens einen Teil der Münzen zurückzuholen, hatte man auch im Kulturdezernat nicht erwartet.

„Die bisher veranschlagten Mittel sind nunmehr allerdings aufgebraucht. Um die Sache zum Abschluss zu bringen, werden weitere Mittel benötigt“, schreibt es deshalb in seiner Vorlage. „Bei der Kostenschätzung wurde davon ausgegangen, dass außergerichtliche Einigungen mit den Händlern und weiteren Münzkäufern stattfinden. Sollte eine gerichtliche Verfolgung notwendig sein, werden die nunmehr beantragten Haushaltsmittel nicht ausreichen.“

Und so bekommt der Stadtrat jetzt einen Beschlussvorschlag für weitere Geldaufwendungen auf den Tisch: „Zur Weiterverfolgung zur Rückholung der Münzen wird eine Summe in Höhe von 20.000 € bereitgestellt. Der Anwaltsvertrag mit den Rechtsanwälten von Berg Bandekow Zorn wird weitergeführt.“

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