Es ist herzerfrischend, wenn das Leipziger Jugendparlament Antrรคge stellt, die sich sofort erschlieรŸen, weil man sich ganz รคhnliche Fragen im Alltagsgeschehen oft selbst schon gestellt hat. Etwa zu der Frage, warum ein Park nun Clara-Zetkin-Park oder Cรคcilienpark oder Friedenspark heiรŸt. Oder ob er รผberhaupt heiรŸt. Die meisten Parks haben Namen. Aber warum wird einem das vor Ort nicht ordentlich erklรคrt, fragt sich das Jugendparlament.

โ€žDie Grรผnanlagen innerhalb der Stadt sind ein wesentlicher Teil der Identifikationsbildung innerhalb eines Quartiers und wichtiger Bestandteil der persรถnlichen Bindung zum eigenen Wohnort. Leipzig sticht diesbezรผglich durch seine vielen Grรผnanlagen heraus und fรผr viele Leipziger*innen sind die Parkanlagen der wichtigste Orientierungspunkt, hรคufiger sogar wichtiger als StraรŸen oder Plรคtzeโ€œ, stellen Leipzigs Jungparlamentarier in ihrem Antrag fรผr den Leipziger Stadtrat fest.

โ€žAlle diese Orientierungspunkte, Erholungsorte oder einfach schรถn anzusehenden Ecken der Stadt haben Namen. In einigen wenigen Fรคllen handelt es sich um Namen, die allgemein bekannt sind, aufgrund der Prominenz der Namensgeber*in โ€“ exemplarisch sei der Clara-Zetkin-Park genannt.โ€

In ihrem Band โ€žLeipzigs Grรผnโ€œ kamen Petra Mewes und Peter Benecken auf rund 90 Parks und Parkanlagen.

Aber praktisch nirgendwo erfรคhrt man vor Ort, wer eigentlich mit der Parkbenennung gewรผrdigt wird. Den Maler Dรผrer muss man im Dรผrer-(Platz)-Park genauso erraten wie den Dichter Freiligrath im Freiligrath-Park.

โ€žDoch in der รผberwiegenden Anzahl von Fรคllen handelt es sich bei dem Namensgeber*innen um Persรถnlichkeiten, die leider trotz ihrer Leistungen in Vergessenheit geraten sind (z.B. Arthur-Bretschneider-Park) oder deren Namensgebung fรผr diesen Ort eine bestimmte Bedeutung hat (z.B. Alexis-Schumann-Platz)โ€œ, heiรŸt es weiter im Antrag des Jugendparlaments.

โ€žNicht zuletzt dรผrfen wir nicht die Plรคtze vergessen, deren Namen so wenig bekannt sind, dass sich die Frage nach dem Namensursprung fรผr viele gar nicht stellt (z.B. Freiligrath-Platz, fรผr viele Ansรคssige nur โ€šDer Park an der Brรผckeโ€˜). Es ist bis hierhin also hinlรคnglich dargelegt, dass die Identifikation mit den Grรผnanlagen durch das Erlangen von Wissen รผber die Namensgebung durchaus Steigerungspotential hat.โ€œ

Blick in den Cรคcilienpark Richtung Sรผden. Foto: Ralf Julke
Blick in den Cรคcilienpark Richtung Sรผden. Foto: Ralf Julke

Aber es geht ja auch um die Verbindung der Anwohner zu ihrem Park. Die meisten nutzen ihn ja gern und hรคufig โ€“ mit ihren Kindern, weil meist ein Spielplatz dabei ist, mit ihren Hunden, aber auch mal zum Grillen, Picknicken oder einfach mal Auskรผhlen im Schatten auf der Bank, wenn die Stadt wieder mal in Sommerhitze glรผht.

Und stรผnde da irgendwo ein Schild, wรผrde auch so mancher sich einmal mit dem Namensgeber beschรคftigen.

โ€žDie Gedenktafeln dienen aber nicht nur der Identifikationsbildung mit dem eigenen Quartierโ€œ, schreiben die Jugendparlamentarier. โ€žWie alle Formen der Gedenk- und Informationserrichtungen, wie Apel-Steine oder Notenspuren, sollen sie auch bilden. Es ist der Allgemeinbildung der Bรผrger*innen der Stadt zutrรคglich, wenn sie die Mรถglichkeit bekommen, sich mit ihrer Umwelt und ihrem Umfeld auseinanderzusetzen.

Manchmal sind die Informationen zu den Namensgeber*innen nur schwer zugรคnglich (z.B. Alexis Schumann) und genau in diesem Moment kann die Stadt eine Lรผcke fรผllen, die sich einigen auftut. Zudem sind mit all den Namen auch Tรคtigkeiten oder Werke und damit Botschaften an kรผnftige Generationen verbunden. Nicht zuletzt kรถnnen die Gedenktafeln, bei richtiger Gestaltung, auch einen kulturellen Aspekt einschlieรŸen. Sie verbinden die Natur mit der Stadthistorie und kรถnnen so auch ein Teil der kulturellen Bildung sein.

Nicht zu vergessen ist, dass die hier gestellte Forderung bereits gรคngige Praxis bei StraรŸennamen und Plรคtzen ist. Hier findet man, wenn auch in kleinerer und kรผrzerer Form als in dem hiesigen Antrag gefordert, Informationen รผber die Namensgeber*in der jeweiligen StraรŸe.โ€œ

Und so lautet der Beschlussvorschlag: โ€žDie Stadtverwaltung wird beauftragt bis zum Ende des I. Quartals 2021 in jeder Parkanlage der Stadt eine deutliche Gedenktafel zu installieren, welche den*die Namensgeber*in der Parkanlage mit Lebensdaten und wichtigen Errungenschaften vorstellt. Jede Gedenktafel soll zudem das Konterfei der Person tragen. Parkanlagen, welche nicht nach einer Person benannt sind, erhalten Informationstafeln, welche den Hintergrund der Benennung erlรคutern. Alle Tafeln sollen aus hartem Material sein und einer รคhnlichen Gestaltungsweise folgen.โ€œ

Und warum nicht kleine Kunstwerke draus machen? Der Stein ist in den Parkteich geworfen. Und Johanna, Lene und Friedrich warten jetzt darauf, dass eine schรถne Idee erblรผht.

Leipzigs grรผne Kleinode: Ein Park- und Gartenfรผhrer, der Lust auf Abenteuer macht

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